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Das Haus und die Freunde, 1830—1840.
Herz nicht höher schlüge bei dem Gedanken Blöcke davon in Ihrem
Stndiv aufzustellen und ein Lieblingsmeisterwerk aus demselben Marmor
entstehen zu sehen, aus dem Phidias und Praxiteles die ihrigen ent-
wickelten." Nach Aussage des Königs und seines Hofmarschalls ständen
die Brüche jedem offen und würde es doppelt erfreulich seiu „wenn
der weltberühmte Rauch sie benutzte und zehnfach erfreulich, wenn
Sie selbst in Athen erscheinen." — Jetzt eilt Rauch das lange
Versäumte nachzuholen. Er beklagt, daß er vor den nothwendigen
Schreibereien des Tagesgewirr, diesen bloßen „Hindernissen Dessen,
was man thun möchte" so schwer zum freundschaftlichen Briefwechsel
gelange. Dann habe er „die federfähigen Gedanken nicht zur Hand",
— „ich bin nun einmal ungelenk in diesem Punkt bis zur Wider-
wärtigkeit, weshalb ich jeden Andern kümmerlicher Attitüde um Nach-
sicht u. f. w. bitten würde; bei Ihnen rechne ich auf etwas Dauer-
hafteres und Sicheres, auf die alte Freundschaft und fühle mich schon
leicht und muthig, indem ich mich thätig Ihnen gegenüber befinde."
Und nun klingt ein freundliches Echo zurück auf alle vom Freunde
angeschlagenen Saiten; von dem Humboldt'schen Hause, aus welchem
inzwischen Wilhelm von Humboldt und die Tochter Karoline
durch den Tod geschieden waren. „Angenehm und lebendig erneuert
sich nun ein anderes Geschlecht in den Räumen wo ich das frühere
sah in der gemeinsamen Familie Bülow und Hedemann, welche in
Berlin getrennt in Tegel aber zusammenleben", in ähnlichem Familien-
glück wie er sich das des Freundes denken muß. Er hat eine un-
beschreibliche Freude empfunden, da unvermuthet ein Töchterchen des-
selben nnt einer Tante in seine Werkstatt trat „ein allerliebstes, auf-
merksames Kind, dem Vater gleich", die erste persönliche Berührung
nnt der Familie nach so langen Jahren. Das zwölfjährige Töchterchen
meldete gleichzeitig dem Vater: „ich bin auch mit der Tante bei
Deinem Freunde Rauch gewesen; was ist das doch für ein künstlicher
Mann, mit seinen herrlichen Bildwerken! und mit seinen grauen Haaren,
welch' ein schöner alter Mann! ich sehe ihn schrecklich gern an." —
Von jetzt ab werden Pläne geschmiedet, demnächst einmal per-
sönlich zusanimcnzutreffen, vorerst aber wird mit Begier die pentclische
Das Haus und die Freunde, 1830—1840.
Herz nicht höher schlüge bei dem Gedanken Blöcke davon in Ihrem
Stndiv aufzustellen und ein Lieblingsmeisterwerk aus demselben Marmor
entstehen zu sehen, aus dem Phidias und Praxiteles die ihrigen ent-
wickelten." Nach Aussage des Königs und seines Hofmarschalls ständen
die Brüche jedem offen und würde es doppelt erfreulich seiu „wenn
der weltberühmte Rauch sie benutzte und zehnfach erfreulich, wenn
Sie selbst in Athen erscheinen." — Jetzt eilt Rauch das lange
Versäumte nachzuholen. Er beklagt, daß er vor den nothwendigen
Schreibereien des Tagesgewirr, diesen bloßen „Hindernissen Dessen,
was man thun möchte" so schwer zum freundschaftlichen Briefwechsel
gelange. Dann habe er „die federfähigen Gedanken nicht zur Hand",
— „ich bin nun einmal ungelenk in diesem Punkt bis zur Wider-
wärtigkeit, weshalb ich jeden Andern kümmerlicher Attitüde um Nach-
sicht u. f. w. bitten würde; bei Ihnen rechne ich auf etwas Dauer-
hafteres und Sicheres, auf die alte Freundschaft und fühle mich schon
leicht und muthig, indem ich mich thätig Ihnen gegenüber befinde."
Und nun klingt ein freundliches Echo zurück auf alle vom Freunde
angeschlagenen Saiten; von dem Humboldt'schen Hause, aus welchem
inzwischen Wilhelm von Humboldt und die Tochter Karoline
durch den Tod geschieden waren. „Angenehm und lebendig erneuert
sich nun ein anderes Geschlecht in den Räumen wo ich das frühere
sah in der gemeinsamen Familie Bülow und Hedemann, welche in
Berlin getrennt in Tegel aber zusammenleben", in ähnlichem Familien-
glück wie er sich das des Freundes denken muß. Er hat eine un-
beschreibliche Freude empfunden, da unvermuthet ein Töchterchen des-
selben nnt einer Tante in seine Werkstatt trat „ein allerliebstes, auf-
merksames Kind, dem Vater gleich", die erste persönliche Berührung
nnt der Familie nach so langen Jahren. Das zwölfjährige Töchterchen
meldete gleichzeitig dem Vater: „ich bin auch mit der Tante bei
Deinem Freunde Rauch gewesen; was ist das doch für ein künstlicher
Mann, mit seinen herrlichen Bildwerken! und mit seinen grauen Haaren,
welch' ein schöner alter Mann! ich sehe ihn schrecklich gern an." —
Von jetzt ab werden Pläne geschmiedet, demnächst einmal per-
sönlich zusanimcnzutreffen, vorerst aber wird mit Begier die pentclische