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Der Eisenbahn-Aufmarsch zum deutsch-französischen Kriege 1870/71 (Text) — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.2415#0028
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22

Die Lorbereitung der Aufmarsch-Transporte.

In ciner »Linienkarte<- wurden die Transportwege der großen
strategischen Bewcgung den Eisenbahnverwaltungen und Militärbehörden
bekannt gegeben. So einfach die in der Anlage 2 enthaltene getreue
Bervielfältigung der Linienkarte zum Kriege 1870 erscheint, so verdienst-
voll war die in dieser Skizze zur Darstellung gebrachte Organisation
des Eisenbahn-Aufmarsches. Denn unabhängig von den Eisenbahn-
betriebsgebieten oder von politischen Staatsgrcnzen waren die vorhandenen
Schienemvege als strategische Aufmarschstraßen zur Westgrenze zusammen-
gefügt worden und zwar zu einer Zeit, wo — wie Eingangs erwähnt
wurde — eine auf rechtlicher Grundlage beruhende militärische Organisation
der sämmtlichen deutschen Eisenbahnen noch nicht bestand. Im preußischen
großen Generalstabe hoffte man aber mit Zuversicht und, wie der Erfolg
gelehrt hat, mit Recht, daß im gegebenen Falle der Patriotismus die
vorhandenen staatsrechtlichen stücken überbrücken würde, und daß alsdann
der strategische Aufmarsch der deutschen Streitkräfte unter thatkräftigem
Zusammenwirkcn aller betheiligten Stellen auf den vvrgezeichneten Trans-
portwegen gelingen müßte.

Für die Aufmarschbewegung der norddeutschen Korps an die
Westgrenze standen 6 Oinien zur Berfügnng:

Linie.V. Berlin-Hannover-Cöln-Bingerbrück-Neunkirchen,

» 8. Oeipzig bezw. Harburg-Kreiensen-Mosbach b. Biebrich,

-> 6. Berlin-Halle-Cassel-Frankfurt a. M.-Mannheim-Hom-

bnrg i. Pf.,

V l). Dresden bezw. Leipzig-Bebra-Fulda-Castel,

-> II Posen-Görlitz-Leipzig-Würzburg-Mainz-standau,

-- II Münster i. W.-Düsseldorf-Cöln-Call.

Don diesen Linien waren nur .V und 0 zweigleisig, und zwar ^
nur bis Bingerbrück/ die eingleisige Rhein-Nahe-Bahn leistcte dann von
Bingerbntck bis Neuukirchen im Militär-Fahrplan 15 statt 12 Züge täglich.
Die süddeutschen Heereskörper fuhren auf drei Linien zum Rhein:

I. Schwandorf-Irrenlohe-Nürnberg-Heidingsfeld-Mosbach-Heidel-
berg,

II. Kempten - Augsburg - Nördlingen - Crailsbeim - Iagstfeld - Meckes-
heim,

III. München-Augsburg-Ulm-Stuttgart-Mühlacker - Bruchsal bezw.
Durlach.

Die Benutzung dieser Linien durch die einzelnen Korps war in einer
vom Major v. Brandenstein persönlich verfaßten Denkschrift über
den Eisenbahn-Aufmarsch niedergelegt, in der das tägliche Eintreffen der
Truppeneinheiten berechnet und dadurch der oberstcn Heeresleitung die
 
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