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Endt, Johann
Beiträge zur jonischen Vasenmalerei — Prag, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4756#0071
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nicht schützend zur Seite. Allein führt er den Höllenhund herauf, ohne
dass Hermes das Unthier besänftigte. Dieser Gott muntert ihn aber zum
Kampfe mit Alkyoneus auf. Gerne wird auch Herakles im Kampfe gegen
die Kentauren dargestellt.]) Kniend entsendet er seine Geschosse, wie auch
auf der protokorinthischen Lekythos A. Z. 1883 Taf. 10, l.s) Ferner ist
Herakles im Kampfe gegen eine weibliche Gestalt zu sehen, die ein Ziegen-
fell umgeworfen hat und einen Schild an der Linken trägt. Auf dem
Candelaberfuss aus Perugia ist dieselbe Darstellung vorhanden, mit dem
Unterschiede, dass jeder Person ein besonderes Feld zugewiesen ist (Pe-
tersen R. M. IX S. 296 b, c; c abgeb. Micali, Storia Taf. XXIX 8).
Cicero gibt (de nat. deor. I 29, 83) das Ziegenfell, die Lanze und den
Schild der Juno Sospita. Auch eine Anzahl kleinerer Bronzen behandelt
den Kampf des Herakles gegen die weibliche Gestalt.3) Zur Erklärung
führen nur zwei Wege. Entweder ist der Mythos in einer Fassung vorhanden,
die von den Joniern herrührt, oder es ist der unteritalische vom Kampfe
des Herakles mit Juno Sospita dargestellt.

Die heitere und geradezu burleske Weise der Darstellung, wie Busiris
und seine Schergen von Herakles bezwungen werden, findet ihre Analogie
in der Zurückführung des Hephaistos. In der Auffassung weicht das Bild
der Amphora (S. 34, IV) von den Hydriert etwas ab.

Der attische Heros Theseus ist den jonischen Malern wegen der
Tödtung des Minotauros bekannt, was auf der Insel Kreta geschah. Eben
dahin führt die Sage von der Entführung der Europa durch Zeus. Es
wurden somit diese Mythen im alten Jonien ausgebildet. Dies gilt auch
bezüglich der Erzählung von dem blinden Phineus, dessen Mahlzeiten durch
die Ilarpyien verhindert wurden. Wie die Tödtung des Minotauros4) war
auch der letztere Mythos auf dem Throne des Bathykles dargestellt. Theseus
verrichtet wie Herakles seine That allein, von Ariadne weiss das Vasenbild
nichts zu erzählen.

Jonisch ist auch der Mythos von Eos, die den schönen Kephalos ver-
folgt, ein Stoff, der am amykläischen Throne seine Darstellung fand, wie
ihn auch die Etrusker sich nicht entgehen Hessen. Die Attiker haben ihn
von den Joniern übernommen.')

') Schon am amykläischen Throne war die Kentaurenschlacht hei Pliolos zu sehen.

2) Vgl. dazu Furtwängler, daselhst S. 156 f., Puchstein, A. Z. 1881 S. 210 ff. Furt-
wängler, Geschnittene Steine in Berlin 148. Rössbaeh, A. Z. 1883, S. 333 f., mit Taf. 16, 16.
Masner Katalog 207 (Abbild. 12).

3) Auf diesen gebraucht Herakles das Schwert, sonst die Keule. Wie A. D. II 15
hält er sie über dem Haupte bei Gerhard, A. V. 127; auf beiden Darstellungen wird auch
der Versuch gemacht, die Streitenden zurückzuhalten.

4) Dümmler, Jahrb. II S. 22; dagegen Klein, Archaeol.-epigr. Mitth. a. Österr. IX
S. 152. Zur Haltung des Minotauros vgl. den korinthischen Goldschmuck A. Z. 1884
Taf. 8, 3; ferner A. D. II 15, 6. 7. JUS 1894 Taf. VII 5. Inghirami, Etr. Museo Chiusino
Taf. 33. 34,

5) Furtwängler, A. Z. 1882 S. 349. 350. Anm. 61. Vgl. Jahn, Arch. Beiträge S. 94.
 
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