Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
65

Die Amphora Gerhard A. V. 185, jetzt in Paris, lässt sich keiner der
bisherigen Gruppen einreihen. Man könnte versucht sein, sie der politischen
anzuschliessen. Demi gleich dieser hat sie das Hauptbild auf der Schulter.
Ferner ist der Thierfries beachtenswert. Freilich füllt eine Vogelart den
ganzen Streifen, wobei die einzelnen Vögel in verschiedenen Stellungen dar-
gestellt sind. Der Fries erinnert an die ähnlichen der Amphoren von
Daphnai, auf denen weidende Gänse sowie Schwäne in Friesen vorkommen.')
Indes sind derartige Friese auch den politischen Gefässen nicht ganz unbe-
kannt. Auf ihnen finden sich auch andere Dinge wieder. Dahin gehört
der Speer mit Querlinieri (Wien, Samml. d. Allerhöchsten Kaisern. 278).
Der rechte Ärmel der Polyxena.endet in derselben Art wie Chitone auf
einigen politischen Vasen. In dem Streifen der Silene und Mänaden ist der
kahlköpfige Silen zu bemerken; auf der Amphora in Orvieto ist ein Mann
kahlköpfig. Das Treiben der Silene ist sehr öbs'cön, wogegen das Verhalten
der Mänaden indifferent ist.-) Dasselbe sagt Dümmler von den Silenen und
Mänaden der Gefässe von Daphnai.

Unsere Amphora nimmt somit eine Zwischenstellung zwischen den
beiden erwähnten Vasengruppen ein, der Stil neigt mehr dem der pontischen
Gefässe zu.

Ein besonderes Interesse beanspruchen diejenigen jonischen Vasen, die
mit der Darstellung mythologischer Gegenstände versehen sind. Zunächst
fallen dabei die Cäretaner Hydrien auf. An ihnen bewundern wir das
Kräftige, Originelle, mit dem der Mythos dargestellt ist. Sie bringen etwas
Neues, das sich sonst nicht findet, zumal wenn die attische Version daneben
betrachtet wird. Dies scheint daher zu kommen, weil die jonischen Vasen-
maler keine Vorlagen hatten, so dass sie nicht nach einem bereits vorhan-
denen und anerkannten Schema zu arbeiten brauchten. Sie konnten den
Mythos so darstellen, wie ihn das. Volk sich erzählte, und wie sie selbst
den Vorgang sich dachten. Sie bevorzugten dann die heitere Auffassung,
das Burleske und Parodische, kurz die Auffassung, welche dem leichtlebi-
gen und flotten jonischen Wesen selbst anhaftete. Dabei scheuten sie sich
nicht, Unschönes, so den Klumpfuss des Hephaistos, zu malen. Sie erzählen
ferner mit epischer Breite, z. B. die Verwandlung der Gefährten des Odys-
seus, den Rinderraub des Hermes.3)

Ein Liebling der archaischen Vasenmaler ist Herakles. Der Heros
bestellt auf den jonischen Vasen seine Abenteuer allein. Athene steht ihm

1) Vgl. auch den Sarkophag A. D. I 46, 1.

2) Ähnlich ist Gerhard, A. V. 95. 96.

") Dies findet sich auch auf den italischen Nachahmungen.
 
Annotationen