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Endt, Johann
Beiträge zur jonischen Vasenmalerei — Prag, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.4756#0076
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italien zuweisen. Es bestimmt ihn dazu die Amphora mit der Darstellung
des Kampfes zwischen Herakles und Juno. Dieser Mythos muss aber nicht
in Unteritalien entstanden sein, wie der Candelaberfuss bezeugt, der dem
jonischen Osten zugewiesen wurde.1) Die Haltung der Reiter der Amphora
R. M. II Taf. 9 erinnert an die Amazone R. M. II S. 244, die von Duhn
als Erzeugnis von Cumae in Unteritalien erwiesen hat. Endlich kann noch
auf die italischen Nachahmungen verwiesen werden, die sehr viel Dinge,
besonders die Fabelthiere, den politischen Gefässen entnommen haben. Doch
waren viele Thiere, die in den Thierfriesen dargestellt sind, Italien fremd.
Und charakteristisch ist, dass R. M. II Taf. 8, 1 im Thierfriese kein Dam-
hirsch sich findet, sondern ein Edelhirsch, während die Pariser Hydrien und
der Wiener Sarkophag den ersteren aufweisen. Indes sind Ähnlichkeiten
mit den übrigen altjonischen Vasen nachgewiesen worden, und auf zwei
Amphoren haben die Kämpfer an den Helmen den Phalos, der als eine Be-
sonderheit jonischer Helme gilt. Die andern Vasen und die Sarkophage
weisen eine vierkantige Form des Phalos auf, XIV dagegen eine gerun-
dete. Es sieht aus, als ob zwei Röhren vorn am Helme befestigt wären.
Ähnlich gestaltet ist der Phalos auf XIX. Dies weist darauf hin, dass
die Gefässe aus einer andern Gegend stammen müssen. Auch die Orna-
mente sprechen dafür, dass die pontische Gruppe nicht im Bezirke von
Klazomenai entstanden sein könne. Da der Krater von Kyme den Blätter-
kranz und den Thierfries kennt, so könnte man an die Gegend von Phokaia
und Kyme denken. Nach Kleinasien dürften auch die mit den Reliefvasen
verwandten Züge weisen.

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Von den jonischen Vasen ist eine Classe abhängig, die recht sorglos
hergestellt ist. Der Form nach sind es meistens Amphoren; darnach kom-
men die Hydrien und Becher, während Stamnoi und Kannen seltener vor-
kommen. Noch geringer ist die Zahl der Schalen, Töpfe, Eimer und Kan-
tharoi. Bis jetzt sind gegen 200 Gefässe dieser Art bekannt.

Die Ornamente der Nachahmungen sind sehr einfach und fast sämint-
lich den jonischen Vasen entlehnt. Die einzelnen Theile der Vasen haben
gewisse Lieblingsornamente. Auf den Amphoren sind am Halse die Palmetten
bevorzugt, auf der Schulter dagegen das Stabornament. Für den Hals sind
noch zu nennen der Lotos in Blüten und Knospen, ferner Epheu, die Rosette.
Die Schulterfelder sind auch mit herzförmigen Blättern, seltener Palmetten,
Lotos, Mäander und Wellenband geziert.

Die Hydrien verwenden am Halse die Palmette und den Lotos, die
erstere auch auf der Schulter.

i) Petersen R. M. IX S. 296 f.
 
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