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noch im dritten Viertel des genannten Jahrhunderts. Sie gehören an den
Schluss der gesammten Entwicklung.

Somit ist das Ende des siebenten und das sechste Jahrhundert als Ent-
stehungszeit der jonischen Vasen anzusehen. Denn die übrigen Gruppen
schliessen sich an die eine oder andere der besprochenen an, insbesondere
an die Cäretaner Hydrien.

Wie kommt es nun, dass die Erzeugung der jonischen Vasen mit dem
Schlüsse des sechsten Jahrhunderts plötzlich aufhört? Von anderen Orten
wissen wir gleichfalls, dass die Thonindustrie nach einigen Jahrzehnten auf-
einmal abbrach. Das sechste Jahrhundert bedeutet für die kleinasiatischen
Griechen eine Zeit des Aufschwunges und der Entwicklung. Eine Störung
erfuhr diese durch die Unterwerfung unter das persische Reich durch Har-
pagos von 547 an. Doch scheint die Herrschaft mild gewesen zu sein, so
dass die Störung bald beseitigt wurde. Wenigstens lässt sich dies daraus
ableiten, dass die einzelnen griechischen Städte bedeutende Abtheilungen
für die Flotte im Aufstande gegen die Perser stellten. Erst durch die Er-
hebung der Jonier, die durch die Schlacht bei Lade beendigt wurde, sind
die Verhältnisse Joniens gänzlich verändert worden. Die bedeutendsten
Städte wurden zerstört. Dies scheint der Zeitpunkt zu sein, in dem die
gesammte Industrie der Jonier eine Unterbrechung erfuhr, von der sie sich
nicht mehr erholte. Die Töpferei wurde überdies noch dadurch hart be-
troffen, dass jetzt die attische Keramik ihre Erzeugnisse überallhin versandte.

Die gesammten Vasen, die besprochen wurden, sind als altjonische
bezeichnet worden nach dem Vorgange von Dümmler, Furtwängler u. a.
Die Bezeichnung bedeutet eine besondere Richtung in der Vasenmalerei und
soll zugleich für eine grosse Zahl der Gefässe den Ursprungsort angeben.
Berechtigt ist der Name, weil Thonwaren mit Bemalung in Jonien gefunden
wurden, die mit unseren Vasen die grösste Ähnlichkeit besitzen. Ferner
ist erwiesen, dass in den jonischen Colonien Naukratis und Daphnai Gefässe
erzeugt wurden. Endlich ist auch durch die Inschriften einiger Vasen der
jonische Ursprung bezeugt, da sie sowohl den jonischen Dialekt als auch
die jonischen Buchstabenformen aufweisen.

Können wir so im allgemeinen sagen, dass die Gefässe jonischen Ur-
sprunges sind, so ist es doch ungemein schwer, für manche Gruppe einen
bestimmten Ort anzuführen. Für die grösste Zahl der in Daphnai gefun-
denen Vasen ist diese Stadt sicher als Erzeugungsort zu betrachten. Für
Naukratis wurde gleichfalls einheimische Industrie nachgewiesen. Auch
andere Vasen sind ihrer Fabrik nach bestimmt worden. Es bleiben noch
die Cäretaner Hydrien übrig, die dem Bezirke von Klazomenai zugesprochen
wurden, sowie die mit ihnen verwandte Gruppe und die pontischen Gefässe.

Dümmler ') versetzt die letztgenannte Gruppe nach dem Poutos, gibt
indes die Unsicherheit seines Verfahrens zu. Fui-twängler ~) will sie Unter-

i) R. M. II S. 188.
2) A. Anz. 1889 S. 51.
 
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