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Ewers, Hanns Heinz
Die Alraune: die Geschichte eines lebenden Wesens — München: Georg Müller, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.69947#0376

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DREIZEHNTES KAPITEL, DAS ERWÄHNT, WIE DIE
FÜRSTIN WOLKONSKI ALIUUNE DIE WAHRHEIT
SAGTE

Der Justizrat Gontram schrieb der Fürstin, die
in Nauheim zur Kur war, schilderte ihr die La-
ge. Es dauerte einige Zeit, bis sie verstand, um was
es sich handele; Frieda Gontram musste sich
grosse Mühe geben, sie alles begreifen zu machen.
Erst lachte sie nur, dann wurde sie nachdenk-
lich. Und zum Schluss jammerte sie und schrie.
Als ihre Tochter eintrat, fiel sie ihr wehklagend
um den Hals. „Armes Kind,“ heulte sie, „wir
sind Bettler. Wir liegen auf der Strasse!“
Und sie goss grosse Laugen östlichen Zornes
über die tote Exzellenz, sparte ihr kein unfläti-
ges Schimpfwort.
„Ganz so schlimm ist es nicht,“ wandte Frieda
ein. „Sie haben immer noch Ihre Bonner Villa
und das Schlösschen am Rhein. Dann die Zinsen
aus den ungarischen Weingärten. Endlich be-
kommt Olga ihre russische Rente und —“
„Davon kann man nicht leben!“ unterbrach sie
die alte Fürstin. „Man verhungert damit!“
„Wir müssen versuchen, das Fräulein umzu-

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