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Falke, Jakob
Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873 — Wien, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.1210#0367
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- 357 —

form des Geschmacks dieses Land mit in die erste
Reihe der kunstindustriellen Staaten gestellt hat.

Mustern wir die grosse Zahl der Teppiche, welche
zerstreut durch die englische Ausstellung von Fabri-
kanten und Decorateuren wie Lewis, Tempelton, Tap-
ling, Jackson & Graham u. s. w. uns vorgeführt wer-
den, so müssen wir den orientalischen Charakter durch-
aus als den vorherrschenden bezeichnen und die Bei-
spiele sind um so schöner, je reiner sie ihn darstellen.
Das geschieht in England mit Vorliebe für die blumige
indische Art, die wir schon früher geschildert haben.
Aber der Charakter ist nicht immer rein; man kann
im Gegentheil eine Art Stufenleiter verfolgen, wie der
Orientalismus sich mit dem Modernen oder der bis-
herigen europäischen Weise mischt und schliesslich
diese am anderen Ende sich ebenfalls noch frei be-
hauptet. Das gilt auch mehr oder weniger für die
Teppichfabrikation der anderen Staaten mit Ausnahme
Frankreichs.

Beginnen wir mit der rein orientalischen Art, so
haben wir zunächst ein feines, geometrisches, in Eng-
land aber vorwiegend blumiges Muster über die ganze
Fläche gleichmässig vertheilt, so dass es dem Auge
eine spielende, farbige Harmonie darbietet. Das zweite
Genre betont schärfer und härter die geometrische
Eintheilung mit ihren Hauptlinien und Bändern, als
es eigentlich der Orient zulässt. Es ist das schon
eme Concession an das moderne europäische Gefühl
welches die Farben nicht in gleicher Stärke, sondern
m Hell und Dunkel neben einander sehen will. Als
 
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