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Falke, Otto von; Lessing, Julius
Kunstgeschichte der Seidenweberei: eine Auswahl der vorzüglichsten Kunstschätze der Malerei, Sculptur und Architektur der norddeutschen Metropole, dargestellt in einer Reihe der ausgezeichnetsten Stahlstiche mit erläuterndem Texte (Band 1) — Berlin, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.19016#0146
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Abb. 91. Hippokampenmuster vom Reiterbild Chosroes' II in Takibpstan. Um 600.

dem das Muster auf Tafel 19 entnommen ist. Eine Variante dieses Stoffes trägt der König
in dem Relief der Saujagd, wo er zweimal im Boot dargestellt ist.1) Hier ist auf seinem
Rock dieselbe geflügelte Bestie zu sehen, die wir in Ermangelung eines zutreffenderen Na?
mens gemäß ihrer antiken Abkunft als Hippokampen bezeichnen. Nur erscheint sie hier
nicht in Kreisfeldern, sondern paarweis ohne Einfassung auf einem mit Rosetten gemuster?
ten Grund. Die Tatsache, daß das Tiermotiv gleichzeitig in verschiedener ornamentaler
Anordnung verwendet wird, ist für die Bestimmung des Hippokampenstoffes Tafel 20
(Abb. 96) nicht ohne Bedeutung. Er ist in zwei identischen Stücken erhalten; eines2) ist
aus der Sammlung Victor Gay in das Pariser Kunstgewerbemuseum gekommen; es soll von
einer Helenareliquie in S. Leu zu Paris herrühren. Das zweite, das als Vorlage unserer
T. 20 diente, besitzt das South Kensington Museum. Auf Grund der Ähnlichkeit mit dem
Beinkleidmuster Chosroes' II (s. Abb. 91) ist der Stoff allgemein und mit vollem Recht als
sassanidisch angesehen worden. Die Bedenken Dregers:!), der unter Hinweis auf die grie*
chische Palmette im Flügel des Hippokampen die persische Herkunft des Gewebes in Frage
stellt, können dagegen nicht ins Gewicht fallen. Antikisierend sind auch die Palmetten an
den Diagonalachsen der Zwickelfüllung, die sehr ähnlich in Antinoe (vgl. T. 2 a) vorkom*
men. Allein solche hellenistischen Allerweltsmotive waren der Sassanidenkunst längst ge*
läufig. Die Hauptmerkmale für Persien sind einerseits die scheibenbelegten Kreisbänder nebst
den Halbmonden auf den Verbindungsstellen, andrerseits der Hippokamp mit dem Feder-
schwänz4).

J) Sarre^Herzfeld, Felsreliefs T. 39.

2) Bereits 1853 von Cahier und Martin in den Melanges d'archeol. veröffentlicht.

3) Entwicklung S. 38.

') Daß nicht Sch Uppen, sondern Federn in der Art eines Pfauenschweifs gemeint sind, ergibt sich aus
den naturalistischeren Darstellungen desselben Tiers auf der sassanidischen Silberschale Smirnow fig. 49 und
der Silberkanne Smirnow fig. 84. .

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