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Falke, Otto von; Lessing, Julius
Kunstgeschichte der Seidenweberei: eine Auswahl der vorzüglichsten Kunstschätze der Malerei, Sculptur und Architektur der norddeutschen Metropole, dargestellt in einer Reihe der ausgezeichnetsten Stahlstiche mit erläuterndem Texte (Band 1) — Berlin, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.19016#0185
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sind,') denn der Brokat trägt ohnedies IßMSiSKä

einen unanfechtbaren Beweis seiner me? |g|

sopotamischen Herkunft in den Füll?

Ornamenten, die von den Vogelflügeln ji1

ausgehen. Das Besondere an diesen Ära? HBjliP*S^^^^%j^

besken sind die Drachenköpfe. Sie fin> j^tKSffeiL

den sich mit denselben nach vorne ge? %

deten Glasflasche des Britischen Mu* Ifll( ;
s^eums (Abb. 164), die auf den Schultern ^^^^ "^^^^^^^^^^^^^

eimer der ehemaligen Sammlung Spitzer ^^^BBHB BBH^B^^^^

(Abb. 165),4) wiederum mit tierköpfigen Abb. 164. Glasflasche im Brit. Mus. aus dem Irak (Bagdad oder Mossul)

Ranken und den Drachenköpfen, die Anfang 13'Jahrh- Nach Schmoranz-

hier vom Schweif des Doppeladlers aus?

gehen. Diese beiden Gefäße sind von gleicher Arbeit wie die prachtvolle, mit Reitern
bemalte Glaskanne, welche die Sammlung Alphons von Rothschild in Paris aus der Ver?
Steigerung Hamilton erwarb.5) Die Gläser sind unbezeichnet, werden jedoch durch die
große Ähnlichkeit ihrer Verzierungen mit den Mossulbronzen einwandfrei nach Mesopota?
mien verlegt. Mit der größeren und jüngeren Gattung der vorwiegend inschriftlich ver?
zierten Schmelzgläser aus Syrien haben sie jedenfalls nichts zu schaffen. Da die drei Gefäße
durch den Reichtum und die Schönheit ihrer Schmelzmalerei und Vergoldung über die
sonstigen figürlich bemalten Gläser Mesopotamiens hoch emporragen, scheint es mir nicht
gewagt, ihre Werkstatt im Mittelpunkt der irakenischen Kunst zu suchen, nachdem das Re?
lief des Talismantores den Hinweis auf die Hauptstadt Bagdad gegeben hat. Das würde
auch für den Siegburger Brokatstoff gelten, da er von der Glasflasche des Britischen Mu?
seums und dem Eimer bei Spitzer nicht zu trennen ist.

Die Blüte der Seidenweberei in Bagdad wird auf eine im 11. Jahrh. erfolgte Ansied?
lung iranischer Weber aus Tustev zurückgeführt, dem persischen Lyon des hohen Mittel?
alters.0) Noch am Ende des 13. Jahrhunderts, nach den Verwüstungen Hulagu Khans,
hebt Marco Polo das Textilgewerbe der Kalifenstadt hervor: ,,In Bagdad werden viele ver?
schiedene Arten von Seidenstoffen und Goldbrokaten gewebt, mit Tieren und Vögeln sehr
reich gemustert." Für den weitreichenden Ruf der Bagdader Seidenstoffe spricht die Häufig?
keit und Verbreitung der Stoffnamen Baldachinus und Baudekinus im ganzen Abendland.

') Vgl. Sarre, Jahrbuch der preuß. K. S. 1904, Ein oriental. Metallbecken; daselbst 1905, Islamische
Tongefäße.

2) Abgeb. M. van Berchem, Amida S. 83 fig. 31, u. Sarre, Jahrbuch 1905 S. 74, 75 fig. 7 u. 8.
"') Schmoranz, Altorientalische Gläser, T. 20—21; Migeon, Manuel fig. 302.
') La Collection Spitzer III, Verrerie T. 2 fig. 7.
■') Schmoranz, T. 30.

ß) Karabacek, Über einige Benennungen mittelalterlicher Gewebe, S. 28.

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