sierten Löckchen um Maul und Braue wären in späterer Zeit ebensowenig möglich. Für die Datierung
ist das schon früher aufgedeckte Verhältnis beider zu dem Simsonleuchter der Ermitage und dem sicher
noch dem 12. Jahrhundert angehörenden Simson im Louvre (s. Abb. 217 u. 216) bestimmend. Unsere
Löwen stehen ihnen so nahe, daß sie in den Beginn des 13. Jahrhunderts zu setzen sind. Schwieriger
ist die Ortsbestimmung. Mit dem Leuchter im Louvre nimmt der Typus seinen Ausgang sicherlich im
Westen, und gleichen Ursprung hat wohl auch ein gut gearbeiteter, zu unserer Gruppe zählender Gieß-
Abb.352 löwe der Sammlung Widener, Philadelphia (Abb. 352). Kopf und Mähne des henkellosen Tieres sind —
obwohl klarer und sauberer gearbeitet — dem Simsonleuchter der Ermitage ähnlich, aber die über den
Rücken reichende Mähne und die eingetieften Rippen erinnern an den Simson im Musee des Arts deco-
ratifs und den der Sammlung v. Frey (s. Abb. 224 u. 218). Entstehung in Lothringen ist deshalb wahr-
scheinlich.
Die Frage ist nun, ob die hockenden Löwen in Hamburg und New-York noch zu den lothringischen
Arbeiten gehören oder zu den norddeutschen Filiationen. Bei der Entscheidung fällt die Herkunft beider
ins Gewicht: Der New-Yorker Löwe ist schon 1817 im Besitz einer Wismarer, der Hamburger vor 1867
in dem einer Flensburger Familie gewesen. Das allein schlösse allerdings westlichen Ursprung nicht aus,
denn in diese Küstenstädte könnten sie auf dem Seewege gekommen sein (s. Reifferscheid, a. a. O. S. 48),
aber für den Osten spricht außer der Übereinstimmung mit dem durch seine weniger präzisere Ausfüh-
rung von den lothringischen Genossen sich absetzenden Simson der Ermitage (s. S. 36) die Beziehung zum
Schaalseeleuchter und den damit verwandten Gießgefäßen und Türgriffen. Es darf als sicher gelten, daß
die mit dem Louvre-Simson bis in das 12. Jahrhundert zurückreichende Gruppe New-York - Hamburg
älter ist als der naturferne, stilisierte Schaalseetyp und diesen stark beeinflußt hat. Das setzt eine genaue
Kenntnis des Modells im Osten voraus und macht die Entstehung der beiden sitzenden Löwen in Deutsch-
land immerhin wahrscheinlich.
Von Norddeutschland aus hat der Typus nach dem Norden hin weitergewirkt, wie ein Löwe im
Abb. 353 Kopenhagener Nationalmuseum beweist (Abb. 353), der sowohl an den Simsonleuchter der Ermitage wie
an die beiden sitzenden Löwen erinnert. Er hat das gleiche vom Bart umwachsene Maul, eine üppige
Mähne, durchbohrte Ohren, den in eine Blattpalmette endigenden Schwanz und einen Griffdrachen, der
die zackigen Rückenwirbel der beiden Löwen der Abb. 350 und 351 übertreibend wiederholt. Das genaue
Vorbild unter den norddeutschen Löwen ist uns nicht erhalten. Wir dürfen aber auf seine Existenz
zurückschließen, denn der Kopenhagener Löwe ist nichts weiter als eine Kopie, deren unbeholfene Derb-
heit gewiß nicht auf einen größeren für den Export arbeitenden Betrieb, sondern auf eine kleine lokale
Werkstatt deutet.
Noch eine andere große und verzweigte Familie von norddeutschen Gießgefäßen hängt mit einem
westlichen Typus zusammen, den der Löwe in Maastricht (s. Abb. 323) am besten repräsentiert. Ein
Abb. 354 kleiner Gießlöwe im Kölner Diözesanmuseum (Abb. 354) dürfte zeitlich an der Spitze der Gruppe stehen,
da sich in dem weit geöffneten Rachen und in der Palmettenornamentik auf den Schenkeln noch der Ein-
fluß islamischer Gießgefäße zu zeigen scheint. Der Kopf mit dem stark heraustretenden Stirnbein und
dem großen, mandelförmigen Auge wirkt wie eine Abstrahierung des weicher modellierten Maastyps.
Viel lebendiger und organischer sind die Beine gebildet. Das ganze Gefäß hat nicht mehr die Schwere
der ältesten Stücke und dürfte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Die sehr reiche
Abb. 355 Schraffierung auf dem Kopfe wiederholt sich ähnlich bei dem Löwen in Oslo (Abb. 355), der auch einen
ähnlichen, in Blätter auslaufenden Schweif hat. Seine Schädelbildung ist für unsere Gruppe kennzeich-
nend: Maul und Nase sind von dem glatten, flachen Hinterkopf kräftig abgesetzt, das Auge liegt in dem
Winkel zwischen beiden Teilen. Der Kopf des Maastrichter Löwen ist, damit verglichen, besser und zu-
sammenhängender modelliert. Daß sich unser Typus aus ihm heraus entwickelt hat, können wir zur Evi-
denz beweisen, wenn wir Stücke von der geläufigen Form unseres Typs, zum Beispiel den Löwen im
Abb. 356 Kölner Kunstgewerbemuseum (Abb. 356) vergleichen. Er hat den gleichen langhalsigen, charakteristisch
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ist das schon früher aufgedeckte Verhältnis beider zu dem Simsonleuchter der Ermitage und dem sicher
noch dem 12. Jahrhundert angehörenden Simson im Louvre (s. Abb. 217 u. 216) bestimmend. Unsere
Löwen stehen ihnen so nahe, daß sie in den Beginn des 13. Jahrhunderts zu setzen sind. Schwieriger
ist die Ortsbestimmung. Mit dem Leuchter im Louvre nimmt der Typus seinen Ausgang sicherlich im
Westen, und gleichen Ursprung hat wohl auch ein gut gearbeiteter, zu unserer Gruppe zählender Gieß-
Abb.352 löwe der Sammlung Widener, Philadelphia (Abb. 352). Kopf und Mähne des henkellosen Tieres sind —
obwohl klarer und sauberer gearbeitet — dem Simsonleuchter der Ermitage ähnlich, aber die über den
Rücken reichende Mähne und die eingetieften Rippen erinnern an den Simson im Musee des Arts deco-
ratifs und den der Sammlung v. Frey (s. Abb. 224 u. 218). Entstehung in Lothringen ist deshalb wahr-
scheinlich.
Die Frage ist nun, ob die hockenden Löwen in Hamburg und New-York noch zu den lothringischen
Arbeiten gehören oder zu den norddeutschen Filiationen. Bei der Entscheidung fällt die Herkunft beider
ins Gewicht: Der New-Yorker Löwe ist schon 1817 im Besitz einer Wismarer, der Hamburger vor 1867
in dem einer Flensburger Familie gewesen. Das allein schlösse allerdings westlichen Ursprung nicht aus,
denn in diese Küstenstädte könnten sie auf dem Seewege gekommen sein (s. Reifferscheid, a. a. O. S. 48),
aber für den Osten spricht außer der Übereinstimmung mit dem durch seine weniger präzisere Ausfüh-
rung von den lothringischen Genossen sich absetzenden Simson der Ermitage (s. S. 36) die Beziehung zum
Schaalseeleuchter und den damit verwandten Gießgefäßen und Türgriffen. Es darf als sicher gelten, daß
die mit dem Louvre-Simson bis in das 12. Jahrhundert zurückreichende Gruppe New-York - Hamburg
älter ist als der naturferne, stilisierte Schaalseetyp und diesen stark beeinflußt hat. Das setzt eine genaue
Kenntnis des Modells im Osten voraus und macht die Entstehung der beiden sitzenden Löwen in Deutsch-
land immerhin wahrscheinlich.
Von Norddeutschland aus hat der Typus nach dem Norden hin weitergewirkt, wie ein Löwe im
Abb. 353 Kopenhagener Nationalmuseum beweist (Abb. 353), der sowohl an den Simsonleuchter der Ermitage wie
an die beiden sitzenden Löwen erinnert. Er hat das gleiche vom Bart umwachsene Maul, eine üppige
Mähne, durchbohrte Ohren, den in eine Blattpalmette endigenden Schwanz und einen Griffdrachen, der
die zackigen Rückenwirbel der beiden Löwen der Abb. 350 und 351 übertreibend wiederholt. Das genaue
Vorbild unter den norddeutschen Löwen ist uns nicht erhalten. Wir dürfen aber auf seine Existenz
zurückschließen, denn der Kopenhagener Löwe ist nichts weiter als eine Kopie, deren unbeholfene Derb-
heit gewiß nicht auf einen größeren für den Export arbeitenden Betrieb, sondern auf eine kleine lokale
Werkstatt deutet.
Noch eine andere große und verzweigte Familie von norddeutschen Gießgefäßen hängt mit einem
westlichen Typus zusammen, den der Löwe in Maastricht (s. Abb. 323) am besten repräsentiert. Ein
Abb. 354 kleiner Gießlöwe im Kölner Diözesanmuseum (Abb. 354) dürfte zeitlich an der Spitze der Gruppe stehen,
da sich in dem weit geöffneten Rachen und in der Palmettenornamentik auf den Schenkeln noch der Ein-
fluß islamischer Gießgefäße zu zeigen scheint. Der Kopf mit dem stark heraustretenden Stirnbein und
dem großen, mandelförmigen Auge wirkt wie eine Abstrahierung des weicher modellierten Maastyps.
Viel lebendiger und organischer sind die Beine gebildet. Das ganze Gefäß hat nicht mehr die Schwere
der ältesten Stücke und dürfte in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden sein. Die sehr reiche
Abb. 355 Schraffierung auf dem Kopfe wiederholt sich ähnlich bei dem Löwen in Oslo (Abb. 355), der auch einen
ähnlichen, in Blätter auslaufenden Schweif hat. Seine Schädelbildung ist für unsere Gruppe kennzeich-
nend: Maul und Nase sind von dem glatten, flachen Hinterkopf kräftig abgesetzt, das Auge liegt in dem
Winkel zwischen beiden Teilen. Der Kopf des Maastrichter Löwen ist, damit verglichen, besser und zu-
sammenhängender modelliert. Daß sich unser Typus aus ihm heraus entwickelt hat, können wir zur Evi-
denz beweisen, wenn wir Stücke von der geläufigen Form unseres Typs, zum Beispiel den Löwen im
Abb. 356 Kölner Kunstgewerbemuseum (Abb. 356) vergleichen. Er hat den gleichen langhalsigen, charakteristisch
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