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Des Churfürsten Hofjäger.
Tribüne dieser Gallerte gegenüber, während die Dienerschaft
sich an den Fenstern der Gänge, Kopf an Kopf gedrängt, zeigte.
In jeder Ecke des Schloßhofes, dicht an den Thüren der
Schutzwand, stand ein Trupp churfürstlicher Jäger und Troß-
knechte , die erstcren mit Wurfspieß und Hirschfänger versehen,
während die letzteren mit Mühe im Stande waren, die zusam-
men gekoppelten Hatzhunde, welche mit vorgestrecktem Kopfe
mächtig an den gefesselten Stricken zogen, zu erhalten.
Jetzt gab der Hofmarschall von Osterhausen von der Gal-
lerte des linken Eckthurmes aus ein Zeichen, und das Schmet-
tern der Trompeten und Wirbeln der Pauken verkündigte den
Anfang der Hetze. Das Gitterthor des Schloßhofes öffnete
sich und das erste Opfer dieses fürstlichen Vergnügens warv
in einem Käfig auf einer Art Schleife in das Innere deS
Hofes geleitet. Die Schleife fuhr zurück, das Gitter schloß sich
wieder und der Käfig zerfiel von allen Seiten, so daß der
darin befindliche Bär sich plötzlich frei erblickte. Ein dumpfes
Brummen verkündete feine Verwunderung, während das An-
schlägen der Hunde immer heftiger wurde. Dadurch aufmerk-
sam gemacht, wendete er sich nach der nächsten Gruppe der
Jäger und Hunde, fuhr mit der Vordertatze über seine Nase
und setzte seinen Weg nach der Seite der Schutzwand fort,
über welche sich die Gallerte der Hofdamen und Cavaliere be-
fand; dort lehnte er sich, dm Angriff abwartend an und stieß
von Zeit zu Zeit ein grollendes Gebrüll auS.
Bei dem zweitm Trompetenfchmettcrn fuhr die erste der
von der Koppel befreiten Schaar Hunde mit wildem Gebell
auseinander und umkreisete den Bär, der sich rückenfrei auf-
richtete; und bald sprangen zwei der größtm Hunde an ihm
empor, ermuthigt durch das „Huffah" der Jäger und Knechte.
Aber einen Augenblick darauf lag der erste der Hunde von der
Tatze des Bären hingeschleudert, blutend auf dem Schloßplatze,
während der zweite Trupp Hunde zum Kampfe losgelaffen, den
Bär nöthigte, seine Stellung zu verlassen.
(Schluß folgt.)
Der heikliche Bua.
Die Klein', die Stocket *) oder die Lang —
Die welch' nimm ich, es wird mir schon' bang!
Wär doch die Ein' dick, g'schlingi **) und nett,
G rad so schaulS her, wie ichs gern hält;
Itzt aber ist's auf Dreie vertheilt,
Was mich bet'n Dirndeln unsinnig g'freut.
Und weil wir net im Türkenland sind,
Die welch hetrath ich da g'schwind? —
Ich verred halt den ehlichen Stand,
Lieb Jede allein', Alle mit'nand:
Ertra merk noch was die Hauptfach'» ist,
Daß Keiner davo' mein' Gusto verdrießt.
*) Untersetzt. **) Schlank.
Des Churfürsten Hofjäger.
Tribüne dieser Gallerte gegenüber, während die Dienerschaft
sich an den Fenstern der Gänge, Kopf an Kopf gedrängt, zeigte.
In jeder Ecke des Schloßhofes, dicht an den Thüren der
Schutzwand, stand ein Trupp churfürstlicher Jäger und Troß-
knechte , die erstcren mit Wurfspieß und Hirschfänger versehen,
während die letzteren mit Mühe im Stande waren, die zusam-
men gekoppelten Hatzhunde, welche mit vorgestrecktem Kopfe
mächtig an den gefesselten Stricken zogen, zu erhalten.
Jetzt gab der Hofmarschall von Osterhausen von der Gal-
lerte des linken Eckthurmes aus ein Zeichen, und das Schmet-
tern der Trompeten und Wirbeln der Pauken verkündigte den
Anfang der Hetze. Das Gitterthor des Schloßhofes öffnete
sich und das erste Opfer dieses fürstlichen Vergnügens warv
in einem Käfig auf einer Art Schleife in das Innere deS
Hofes geleitet. Die Schleife fuhr zurück, das Gitter schloß sich
wieder und der Käfig zerfiel von allen Seiten, so daß der
darin befindliche Bär sich plötzlich frei erblickte. Ein dumpfes
Brummen verkündete feine Verwunderung, während das An-
schlägen der Hunde immer heftiger wurde. Dadurch aufmerk-
sam gemacht, wendete er sich nach der nächsten Gruppe der
Jäger und Hunde, fuhr mit der Vordertatze über seine Nase
und setzte seinen Weg nach der Seite der Schutzwand fort,
über welche sich die Gallerte der Hofdamen und Cavaliere be-
fand; dort lehnte er sich, dm Angriff abwartend an und stieß
von Zeit zu Zeit ein grollendes Gebrüll auS.
Bei dem zweitm Trompetenfchmettcrn fuhr die erste der
von der Koppel befreiten Schaar Hunde mit wildem Gebell
auseinander und umkreisete den Bär, der sich rückenfrei auf-
richtete; und bald sprangen zwei der größtm Hunde an ihm
empor, ermuthigt durch das „Huffah" der Jäger und Knechte.
Aber einen Augenblick darauf lag der erste der Hunde von der
Tatze des Bären hingeschleudert, blutend auf dem Schloßplatze,
während der zweite Trupp Hunde zum Kampfe losgelaffen, den
Bär nöthigte, seine Stellung zu verlassen.
(Schluß folgt.)
Der heikliche Bua.
Die Klein', die Stocket *) oder die Lang —
Die welch' nimm ich, es wird mir schon' bang!
Wär doch die Ein' dick, g'schlingi **) und nett,
G rad so schaulS her, wie ichs gern hält;
Itzt aber ist's auf Dreie vertheilt,
Was mich bet'n Dirndeln unsinnig g'freut.
Und weil wir net im Türkenland sind,
Die welch hetrath ich da g'schwind? —
Ich verred halt den ehlichen Stand,
Lieb Jede allein', Alle mit'nand:
Ertra merk noch was die Hauptfach'» ist,
Daß Keiner davo' mein' Gusto verdrießt.
*) Untersetzt. **) Schlank.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Des Churfürsten Hofjäger"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 12.1850, Nr. 273, S. 68
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg