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Zwei Nächte.
(Fortsetzung.)
Das Posthorn tönte näher und näher, man vernahm
Pferdegetrappcl auf der Chaussee und dann das Schnauben
und Schütteln der Thiere, die vor dem Stallgebäude hielten.
Neben dem Wohnhause wurde jetzt eine dunkle Gestalt sichtbar
— es war der Husar, der seinen Herrn suchte. Gedankenvoll
folgte Graf S. seinem Diener, nicht ohne oftmals stehen zu
bleiben und die Hand vor die Stirne zu pressen, wobei er
dachte, ob das nicht vielleicht Alles ein Traum gewesen sei.
Aber nein, die drei Küsse hatte er in Wirklichkeit erhalten,
so innig, so glühend, so heiß! Die drei Küsse konnte er nicht
vergessen, und nicht das Bild des Mädchens.
Wenn später durch die lange Reise das kleine Abenteuer
in seiner Erinnerung an zu bleichen fing, so brauchte er sich
blos dieser drei Küsse zu erinnern und es fuhr brennend durch
seinen Körper und er gedachte jener Nacht und des Posthauses
und er glaubte wieder vor dem Fenster zu stehen, aus dem
jetzt kein Lichtstrahl mehr drang, von wo er nicht das ge-
ringste Geräusch mehr hörte.
„Euer Gnaden," sagte der Husar, als sie das Stallgebäude
erreichten, wo die eben angekomnienen Pferde abgerieben, gefüt-
tert und wieder eingespannt wurden, „Euer Gnaden haben,
scheint mir, die Feldmütze im Wagen liegen lassen oder verloren.*
Der junge Offizier lächelte und sagte, er habe vor der
Station im Wagen geschlafen, „und da muß sie mir vom
Kopf herunter gefallen sein, gib mir eine andere."
So sehr auch der Graf daran dachte, in Piazenza liegen
zu bleiben, um vielleicht von da aus das Abenteuer der heuti-
gen Nacht weiter verfolgen zu können, so brachte ihn doch der
strenge Blick des Mädchens, als sie ihm sagte: „Sie müsse sich
Zwei Nächte.
(Fortsetzung.)
Das Posthorn tönte näher und näher, man vernahm
Pferdegetrappcl auf der Chaussee und dann das Schnauben
und Schütteln der Thiere, die vor dem Stallgebäude hielten.
Neben dem Wohnhause wurde jetzt eine dunkle Gestalt sichtbar
— es war der Husar, der seinen Herrn suchte. Gedankenvoll
folgte Graf S. seinem Diener, nicht ohne oftmals stehen zu
bleiben und die Hand vor die Stirne zu pressen, wobei er
dachte, ob das nicht vielleicht Alles ein Traum gewesen sei.
Aber nein, die drei Küsse hatte er in Wirklichkeit erhalten,
so innig, so glühend, so heiß! Die drei Küsse konnte er nicht
vergessen, und nicht das Bild des Mädchens.
Wenn später durch die lange Reise das kleine Abenteuer
in seiner Erinnerung an zu bleichen fing, so brauchte er sich
blos dieser drei Küsse zu erinnern und es fuhr brennend durch
seinen Körper und er gedachte jener Nacht und des Posthauses
und er glaubte wieder vor dem Fenster zu stehen, aus dem
jetzt kein Lichtstrahl mehr drang, von wo er nicht das ge-
ringste Geräusch mehr hörte.
„Euer Gnaden," sagte der Husar, als sie das Stallgebäude
erreichten, wo die eben angekomnienen Pferde abgerieben, gefüt-
tert und wieder eingespannt wurden, „Euer Gnaden haben,
scheint mir, die Feldmütze im Wagen liegen lassen oder verloren.*
Der junge Offizier lächelte und sagte, er habe vor der
Station im Wagen geschlafen, „und da muß sie mir vom
Kopf herunter gefallen sein, gib mir eine andere."
So sehr auch der Graf daran dachte, in Piazenza liegen
zu bleiben, um vielleicht von da aus das Abenteuer der heuti-
gen Nacht weiter verfolgen zu können, so brachte ihn doch der
strenge Blick des Mädchens, als sie ihm sagte: „Sie müsse sich
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Zwei Nächte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 12.1850, Nr. 278, S. 106
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg