Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dem scharfsichtigen Mali aber erschien die
Gutherzigkeit der beiden Männer etwas sonder-
bar. §r sah etwas schärfer in den Beutel,
griff eine pandvoll der Goldstücke heraus, be-
trachtete sie genau und sagte: „Ls scheint mir,
Ihr Männer, es sind viel falsche Zechincn hier
in dem Beutel."

Aha, dachten beide, deshalb hat er sie nicht
Gehalten, weil er das gleich gemerkt hat!

»Die sind von Ibrahim!" rief hastig Achmed.

»Die sind von Achmed I" schrie heftig Ibrahim.

Der Mali sah die beiden scharf an und sagte:
»5hr scheint einander genau zu kennen. — Sage
doch, Ibrahim, von wem hast Du denn den Beutel
Gold erhalten?"

Da überkam den Ibrahim die Angst. Er warf
sich deni Mali zu Füßen und rief: „Allah segne

Dich und Dein ganzes paus, großmächtigster
d?rrr, und mir schenke er Deine Gnade I Ich
i'iu ein irregeleiteter, ein verführter Mann.
Der Mensch dort hat mich zu einem schänd-
iichen Streiche überredet. Er wollte Dich prüfen,
Dich, den geheiligten Gesandten des erhabenen
Kalifen 1"

Und Ibrahim erzählte in fliegender past das
gemeinsame Vorhaben.

Da geriet Achmed in ungeheure Aufregung.

„Du Lügner!" schrie er, „Du schändlicher Be-
trüger! O, glaube ihm nicht, Du Fürst der Fürsten,
et hat den schändlichen Plan ersonnen. Er hat
gedroht, mich zu töten, wenn ich ihm nicht Heise."

Nun begann wieder Ibrahim zu schreien, aber
der Muli unterbrach ihn und sagte ruhig: „was
lircitet Ihr denn, Ihr Männer? Mas ist denn
strafbares dabei, eines Menschen Ehrlichkeit zu
prüfen? Ich kann den nur loben, der den Plan
ersonnen, und würde ihn für würdig eines wich-
tigen Amtes halten."

Da rief schnell Ibrahim: „D perr, möge Allah
'Nit Deiner Weisheit die ganze Erde füllen, den
i^lan ersonnen hat Achmed, aber den ersten Ge-
auten dazu habe ich gehabt."

Und Achmed rief: „Vorhin hat er ganz gelogen,
setzt er halb. Ich habe nicht gesagt, wir

DieEhrlichkeitsprobe. 57

wollen Deine Ehrlichkeit prüfen, großmächtigster perr, Allah soll mein Weib
mit Blindheit schlagen!"

„Er ist Witwer, perr."

„Ich werde mich doch wieder verheiraten, Du pund. Nein, perr, ich habe
gesagt, wir wollen Deine Weisheit prüfen und Deine Gerechtigkeit und-"

„Schon gut", unterbrach ihn der wali. „Ich nehme an, Ihr habt Euren
Prüfungsplan gemeinschaftlich ersonnen und ausgeführt. Ihr sollt beide ein
wichtiges Amt bekommen. Nennt Ihr das Städtchen Isib?"

Die beiden Männer erschrocken heftig. Isib war ein gefürchteter und
verabscheuter Strafaufenthalt für Verbrecher.

„Ich weiß", fuhr der wali fort, „ich weiß, mein Vorgänger hat manche
unschuldige Menschen nach Isib geschickt. Es sind dort gewiß unter den
wirklichen Verbrechern auch ehrliche Menschen, die verdienen, befreit zu
werden. Ihr sollt dort auch Proben anstellcn auf die Ehrlichkeit. In drei
Jahren kommt wieder und gebt mir Bericht. Macht Euch fertig. Morgen
müßt Ihr reisen!"

— — Als die beiden auf die Straße traten, sagte Ibrahim zu Achmed:
„Allah hat mich geschlagen, und Du bist die Rute, mit der er mich geschlagen."

Achmed erwiderte nichts und schien in Gedanken versunken.

Plötzlich begegneten die Blicke der beiden einander.

„Nun?" fragte lauernd Achmed.

Ibrahim nickte ihm verständnisvoll zu und sagte: „Das wcrd' ich auch tun!"

„was wirst Du auch tun?!"

„Ich werde noch 'mal die Probe machen auf des wali Ehrlichkeit mit
echten Zechinen." Alb. Rodcrlch.

*:)



——=> Gewissenhaft. —

Richter: „Wie sich jetzt hcrausstcllt, waren Sic bei der Rauferei gar nicht dabei. Wie kommen Sic
dazu, die ganze Geschichte ausführlich zu erzählen?" — Zeuge: „Herr Richter, ich Hab' halt die Zeugengebühr
nicht umsonst einstecken wollen!"

Protzig. Doppelsinnig.

Herr: „Für fünftausend Mark haben Gnädige das Bild Frau Bi erd i mp fl: „Wie groß ist denn ungefähr der Bier-

^'standen? Das ist sehr billig! — Dame: „Nun, cs soll ja auch konsum meines Mannes?" — Wirtin: „Na, er schivankt so
"Ur 5ürs Bedientenzimmer sein!" gewöhnlich zwischen fünfzehn und zwanzig Halbei"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Ehrlichkeitsprobe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 123.1905, Nr. 3132, S. 57

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen