Aus dem Gerichtssaal.
Nemesis. y2C
257
Richter: „Wie kamen Sie dazu, das Rad am Fried-
hofe zu stehlen?"
Angeklagter: „Es stand so vereinsamt an das Tor
gelehnt, und da dacht' ich: der Besitzer sei gestorben!"
Richtung und purzelt .... in den Schrank.Entsetzt
starrt er den in tausend Splitter zertrümmerten Spiegel
an und schon pocht die zornige Hausfrau an die Türe.
Tr ie wunderlich wenig gehört doch
$3 zum Glück!
Ich sah es beim Nachbar heut’ — :
Die Linde hatte das Gartenstück
Mit fallenden Blüten bestreut.
Eine schlichte Zigarre — zwei Pfennig’
wert —
Die rot durch die Dämmerung blickt, —
Ein Frauchen — mit blonden Zöpfen be
schwert —
Das winzige Strümpfchen strickt.
Die Beiden sahen so glücklich aus —
Das Bild kehrt mir immer zurück! —
Verstohlen schau’ ich nach Nachbars Haus —
Wie wenig gehört doch zum Glück! —
E. v. Weitra.
d^tudiosus Löffel ist, trotz seines ausgiebigen Wechsels, in-
C&/,\ folge besonders flotten Treibens in diesem Monat total
abgebrannt, und noch gähnt bis zum Ersten eine endlos lange
Woche vor ihm. Wie aber Geld bekommen? . . Anzupumpen
weiß er niemanden mehr, und der „alte perr" läßt sich nur
aus ganz dringenden Gründen auf Ertraleistungcn ein. In
angestrengtem Sinnen irrt sein Blick durch die wohlein-
gerichtete Stube und bleibt dabei plötzlich auf dem schönen
Spiegelschrank hasten, „lsollal" ruft er. „So geht'sl" —
und t» Minuten später trägt er einen Brief zur Post des
Inhalts: „Bitte, lieber Papa, mir sofort 50 Mark zu senden
— hatte leider das Malheur, in meinem Schrank den Spiegel
einzuschlagcn. Du weißt, wie genau und präzis meine bjaus-
frau auf die Regelung solcher Dinge sicht!"
Letzteres trifft zu.
Die dringliche Darstellung hat auch tatsächlich den ge-
wünschten Erfolg. Die erbetene Summe langt mit der crnst-
lichsten Ermahnung ein, die Schuld sofort zu begleichen und
in Zukunft ja keinen Spiegel mehr zu zertrümmern. — Ent-
zückt stürmt Löffel davon und bringt die Siegesbotschaft den
gleich ihm abgebrannten Freunden. Lin Trinmphzug von
Kneipe zu Kneipe beginnt, der erst am nächsten Hellen Morgen
mit dem gänzlichen verbrauch der SO Mark und sehr schweren
Köpfen der Beteiligten endet.
Mühselig schwankt Löffel heim, erklettert äußerst langsam
die Treppe, schließt auf, torkelt in sein Zimmer, verfehlt die
Nemesis. y2C
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Richter: „Wie kamen Sie dazu, das Rad am Fried-
hofe zu stehlen?"
Angeklagter: „Es stand so vereinsamt an das Tor
gelehnt, und da dacht' ich: der Besitzer sei gestorben!"
Richtung und purzelt .... in den Schrank.Entsetzt
starrt er den in tausend Splitter zertrümmerten Spiegel
an und schon pocht die zornige Hausfrau an die Türe.
Tr ie wunderlich wenig gehört doch
$3 zum Glück!
Ich sah es beim Nachbar heut’ — :
Die Linde hatte das Gartenstück
Mit fallenden Blüten bestreut.
Eine schlichte Zigarre — zwei Pfennig’
wert —
Die rot durch die Dämmerung blickt, —
Ein Frauchen — mit blonden Zöpfen be
schwert —
Das winzige Strümpfchen strickt.
Die Beiden sahen so glücklich aus —
Das Bild kehrt mir immer zurück! —
Verstohlen schau’ ich nach Nachbars Haus —
Wie wenig gehört doch zum Glück! —
E. v. Weitra.
d^tudiosus Löffel ist, trotz seines ausgiebigen Wechsels, in-
C&/,\ folge besonders flotten Treibens in diesem Monat total
abgebrannt, und noch gähnt bis zum Ersten eine endlos lange
Woche vor ihm. Wie aber Geld bekommen? . . Anzupumpen
weiß er niemanden mehr, und der „alte perr" läßt sich nur
aus ganz dringenden Gründen auf Ertraleistungcn ein. In
angestrengtem Sinnen irrt sein Blick durch die wohlein-
gerichtete Stube und bleibt dabei plötzlich auf dem schönen
Spiegelschrank hasten, „lsollal" ruft er. „So geht'sl" —
und t» Minuten später trägt er einen Brief zur Post des
Inhalts: „Bitte, lieber Papa, mir sofort 50 Mark zu senden
— hatte leider das Malheur, in meinem Schrank den Spiegel
einzuschlagcn. Du weißt, wie genau und präzis meine bjaus-
frau auf die Regelung solcher Dinge sicht!"
Letzteres trifft zu.
Die dringliche Darstellung hat auch tatsächlich den ge-
wünschten Erfolg. Die erbetene Summe langt mit der crnst-
lichsten Ermahnung ein, die Schuld sofort zu begleichen und
in Zukunft ja keinen Spiegel mehr zu zertrümmern. — Ent-
zückt stürmt Löffel davon und bringt die Siegesbotschaft den
gleich ihm abgebrannten Freunden. Lin Trinmphzug von
Kneipe zu Kneipe beginnt, der erst am nächsten Hellen Morgen
mit dem gänzlichen verbrauch der SO Mark und sehr schweren
Köpfen der Beteiligten endet.
Mühselig schwankt Löffel heim, erklettert äußerst langsam
die Treppe, schließt auf, torkelt in sein Zimmer, verfehlt die
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Glück" "Memesis"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 123.1905, Nr. 3149, S. 257
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg