8
-r In der L c i h b i l> l i v th c k. s?
„Nun, wie Hut Ihrer Gnädigen das Buch gefallen?"
„Ganz gut! . . Sie läßt aber um etwas noch Kon-
st szierterxs bitten!"
Die Pflcgsc1)afrssitzttirg.
»heobald Dampferl - bürgerlicher Lebzelter und pflcg-
schaftsrat — war im Besitze einer zwar kreuzbraven,
aber ihrem Gatten gegenüber etwas strengen Frau, die
seiner Neigung zu gelegentlichen Früh-, Nachmittags- und Abend-
schoppen ein entschiedenes Unverständnis entgegeubrachte.
Dainpferl hatte daher schon seit längerer Zeit die Volksfest-
woche mit sehr gemischten Gefühlen näher und näher kommen
sehen. Alles, was trink-, schau- und lebenslustig war, ver-
sammelte sich da jeden Nachmittag auf der Festwiese — ins-
besondere hatten alle seine speziellen Freunde ihren Stammsitz
dort beim „grünen Laubfrosch" — nur er, der durstigste, fidelste,
lebenslustigste von allen, sollte daheim sitzen und mit gebrochenem
eigenem Herzen Zuckerherzen für andere fabrizieren.
Das ging nicht. Er mußte hinaus!!
Und sieh da, mit einer Verwegenheit, die er sich selbst nicht
zugetraut hätte, log er schon am ersten Nachmittag, au dem das
Fest begonnen hatte, seiner Gattin etwas von einer unabweis-
lichcn geschäftlichen Besorgung vor, und verschwand unter drei
feierlichen Schwüren, in einer halben Stunde wieder da zu sein.
Statt dessen saß er bereits zwanzig Minuten später beim
„grünen Laubfrosch" im Kreise der Genossen, die sein Erscheinen
mit Jubel und staunender Bewunderung begrüßt hatten.
Triumphierend erzählte er, wie er entwischt war, und gab
sich eine Viertelstunde voll und ganz dem festlichen Behagen und
der Siegesfreude hin.
Die Pflegschaftssitzung.
Dann aber wurde die Stimme seines schlechten Gewissens
lauter und lauter — er schnitt Grimassen, rückte unruhig hin
und her, seufzte ein paarmal und wies Spuren einer Geistes-
abwesenheit auf, die seine Freunde über seinen Zustand nicht
lange im Unflaten ließen.
Mitfühlenden Herzens, wie sie waren, traten sie sofort zum
Kriegsrat zusammen. Vorschläge wurden gemacht, debattiert,
verworfen; denn Dampferl sagte immer wieder traurig: „Freunde,
das ist nichts — das merkt sie . . . sie ist zu schlau I"
„Hollah, ich hab's!" rief plötzlich Herr Tuxfinger, verwit-
weter Hofschwcincmetzger, der selber in einem langjährigen Ehe-
kricge alle Illittel erfolgreicher Strategie kennen gelernt hatte.
„Ich hab's! Ich hab's! Bei der Eitelkeit muß mau die
Weiber packen — bei der Eitelkeit — da rennen sie blind ins
Feuer I Sie hört sich doch nichts lieber nennen als Frau pflcg-
schaftsrätin! Frau Rätin, das zieht! .. Also telephonierst Du ihr
schnell — da neben der Wirtsbude ist ja gleich ein Telephou-
automat — Du sei'st unterwegs von einem Magistratsdieuer
angehalten und zu einer Sitzung geholt worden, weil Dein
Kollege — der Hintermeier — krank sei!"
Kollege Hintermcier, der neben dem Erfinder dieses famosen
Ratschlages saß, brach über seine „Erkrankung" in ein lautes
Gelächter aus, in das die ander'n alle einstimmten. Dampferl eilte,
von der allgemeinen Begeisterung ergriffen und ermutigt, in die
Sxrechzelle und telephonierte seiner Frau ins Ladeuzimmer vom
„Magistrat" aus mit gut geheuchelter Wichtigkeit die Sache von
der plötzlichen Sitzung.
Daun kam er vergnügt zurück, und die Festsitzung nahm
ihren animiertesteu Verlauf.
Da auf einmal — nach einer Stunde vielleicht — tat
Dampferls Nachbar einen Schreckensruf, deutete nach einer be-
stimmten Richtung und, ehe noch der arme Lebzelter verschwinden
konnte, stand schon seine Gattin hoch aufgeputzt mit zornig
geschwungenem Schirm vor dem Sprachlosen und seiner sehr be-
stürzten Sippe. „Ah!" rief sie höhnisch. „Da treff' ich ja die
ganze schöne „Sitzung" beieinander — den Herrn Rat und
seinen kranken Herrn Kollegen auch! Ja, ja, das Telephon ist
etwas sehr praktisches — nur hört man leider nicht bloß
die saubere Lüge von der Sitzung hinein, sondern gleich-
zeitig auch: „Du bist verrückt, mein Kind" herüben und die
„Kleine Fischerin" drüben! Da weiß man dann, wo der
„Magistrat" ist!"
Damit schleppte sie den Ertappten von dannen.
Tuxfinger aber murmelte: „Gh verflixt!", während eben
wieder links von der Bude der Schunkelwalzer und rechts die
„Schöne blaue Donau" erklang.
Taxier»» g.
Advokat (als bei einem Dorfwirte eine große Rauferei
ausbricht): „Na, da machen Sic ja heute ein Bombengeschäft!"
Dorf Wirt: „Ach, ich bitt' Sic, da verdienen Sic an einer
Watsch'n mehr!"
Große Portio n.
Gast: „Sic haben mir nur Kartoffeln gebracht! Wo ist denn
das Beefsteak?" — Kellner: „Haben Sie denn auch schon
ordentlich n a ch g c s e h c n?"
-r In der L c i h b i l> l i v th c k. s?
„Nun, wie Hut Ihrer Gnädigen das Buch gefallen?"
„Ganz gut! . . Sie läßt aber um etwas noch Kon-
st szierterxs bitten!"
Die Pflcgsc1)afrssitzttirg.
»heobald Dampferl - bürgerlicher Lebzelter und pflcg-
schaftsrat — war im Besitze einer zwar kreuzbraven,
aber ihrem Gatten gegenüber etwas strengen Frau, die
seiner Neigung zu gelegentlichen Früh-, Nachmittags- und Abend-
schoppen ein entschiedenes Unverständnis entgegeubrachte.
Dainpferl hatte daher schon seit längerer Zeit die Volksfest-
woche mit sehr gemischten Gefühlen näher und näher kommen
sehen. Alles, was trink-, schau- und lebenslustig war, ver-
sammelte sich da jeden Nachmittag auf der Festwiese — ins-
besondere hatten alle seine speziellen Freunde ihren Stammsitz
dort beim „grünen Laubfrosch" — nur er, der durstigste, fidelste,
lebenslustigste von allen, sollte daheim sitzen und mit gebrochenem
eigenem Herzen Zuckerherzen für andere fabrizieren.
Das ging nicht. Er mußte hinaus!!
Und sieh da, mit einer Verwegenheit, die er sich selbst nicht
zugetraut hätte, log er schon am ersten Nachmittag, au dem das
Fest begonnen hatte, seiner Gattin etwas von einer unabweis-
lichcn geschäftlichen Besorgung vor, und verschwand unter drei
feierlichen Schwüren, in einer halben Stunde wieder da zu sein.
Statt dessen saß er bereits zwanzig Minuten später beim
„grünen Laubfrosch" im Kreise der Genossen, die sein Erscheinen
mit Jubel und staunender Bewunderung begrüßt hatten.
Triumphierend erzählte er, wie er entwischt war, und gab
sich eine Viertelstunde voll und ganz dem festlichen Behagen und
der Siegesfreude hin.
Die Pflegschaftssitzung.
Dann aber wurde die Stimme seines schlechten Gewissens
lauter und lauter — er schnitt Grimassen, rückte unruhig hin
und her, seufzte ein paarmal und wies Spuren einer Geistes-
abwesenheit auf, die seine Freunde über seinen Zustand nicht
lange im Unflaten ließen.
Mitfühlenden Herzens, wie sie waren, traten sie sofort zum
Kriegsrat zusammen. Vorschläge wurden gemacht, debattiert,
verworfen; denn Dampferl sagte immer wieder traurig: „Freunde,
das ist nichts — das merkt sie . . . sie ist zu schlau I"
„Hollah, ich hab's!" rief plötzlich Herr Tuxfinger, verwit-
weter Hofschwcincmetzger, der selber in einem langjährigen Ehe-
kricge alle Illittel erfolgreicher Strategie kennen gelernt hatte.
„Ich hab's! Ich hab's! Bei der Eitelkeit muß mau die
Weiber packen — bei der Eitelkeit — da rennen sie blind ins
Feuer I Sie hört sich doch nichts lieber nennen als Frau pflcg-
schaftsrätin! Frau Rätin, das zieht! .. Also telephonierst Du ihr
schnell — da neben der Wirtsbude ist ja gleich ein Telephou-
automat — Du sei'st unterwegs von einem Magistratsdieuer
angehalten und zu einer Sitzung geholt worden, weil Dein
Kollege — der Hintermeier — krank sei!"
Kollege Hintermcier, der neben dem Erfinder dieses famosen
Ratschlages saß, brach über seine „Erkrankung" in ein lautes
Gelächter aus, in das die ander'n alle einstimmten. Dampferl eilte,
von der allgemeinen Begeisterung ergriffen und ermutigt, in die
Sxrechzelle und telephonierte seiner Frau ins Ladeuzimmer vom
„Magistrat" aus mit gut geheuchelter Wichtigkeit die Sache von
der plötzlichen Sitzung.
Daun kam er vergnügt zurück, und die Festsitzung nahm
ihren animiertesteu Verlauf.
Da auf einmal — nach einer Stunde vielleicht — tat
Dampferls Nachbar einen Schreckensruf, deutete nach einer be-
stimmten Richtung und, ehe noch der arme Lebzelter verschwinden
konnte, stand schon seine Gattin hoch aufgeputzt mit zornig
geschwungenem Schirm vor dem Sprachlosen und seiner sehr be-
stürzten Sippe. „Ah!" rief sie höhnisch. „Da treff' ich ja die
ganze schöne „Sitzung" beieinander — den Herrn Rat und
seinen kranken Herrn Kollegen auch! Ja, ja, das Telephon ist
etwas sehr praktisches — nur hört man leider nicht bloß
die saubere Lüge von der Sitzung hinein, sondern gleich-
zeitig auch: „Du bist verrückt, mein Kind" herüben und die
„Kleine Fischerin" drüben! Da weiß man dann, wo der
„Magistrat" ist!"
Damit schleppte sie den Ertappten von dannen.
Tuxfinger aber murmelte: „Gh verflixt!", während eben
wieder links von der Bude der Schunkelwalzer und rechts die
„Schöne blaue Donau" erklang.
Taxier»» g.
Advokat (als bei einem Dorfwirte eine große Rauferei
ausbricht): „Na, da machen Sic ja heute ein Bombengeschäft!"
Dorf Wirt: „Ach, ich bitt' Sic, da verdienen Sic an einer
Watsch'n mehr!"
Große Portio n.
Gast: „Sic haben mir nur Kartoffeln gebracht! Wo ist denn
das Beefsteak?" — Kellner: „Haben Sie denn auch schon
ordentlich n a ch g c s e h c n?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"In der Leihbibliothek"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1906
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)