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überschreiten wird. Er kann also ruhig länger fortbleiben - ja,
er in u ß sogar, denn während eines Kaffeekränzchens sieht keine
Frau ihren Mann gern zu Pause.
Darauf baut Müller seinen plan. Er zieht im „goldenen
Krebs" den Kellner Fritz ins Geheiinnis, der zugleich Tclcphon-
wart ist. So oft es am Apparat läutet — und es läutet dort
ziemlich oft — soll Fritz zu ihm treten und ihm melden: „perr
Müller, Sie werden an's Telephon gebeten — 's ist eine Damen-
stimme !"
Der Abcndschoppen ist heute animierter denn je. Besonders
Müller zeigt eine ausgelassene Fidelität. — Seine übliche Abschieds-
stunde schlägt. Aber er rührt sich nicht, sondern kneipt flott
weiter. Seine Freunde sehen auf die Uhr, stoßen sich verwundert
an und wechseln halblaute Bemerkungen. Er tnt, als ob er gar
nichts wahrnehme.
So ist eine halbe Stunde über seine gewöhnliche Zeit ver-
strichen — er macht keine Miene zum Aufbruch.
Da kommt Fritz: „perr Müller, Sie werden an's Telephon
gebeten 's ist eine Damenstimme!"
p e k u l a t i o n.
„Aha!" schmunzeln seine Freunde schadenfroh. „Jetzt wird
er aber springen!"
Doch was ist das? Bleibt die Welt stehen?
Müller nickt blos in aller Gemütsruhe nachlässig mit dem
Kopf: „Schon recht, Fritz!" Dann wendet er sich an seine Be-
kannten. „Jedenfalls wieder meine Frau!" sagt er schneidig.
„Will mich Heimrufen! . Mich Heimrufen — lächerlich! Werde
ihr 'mal Standpunkt klar machen! Bleibe jetzt erst recht!., pe,
Schorsch, noch ein Seidel!"
Damit erhebt er sich langsam und geht nach der Telephon-
kabine. — Der Stammtisch ist einfach paff, wer hätte ihm das
zugetraut? Einzelne rufen: „Bravo! Ist doch ’it tüchtiger Kerl!
Kehrt endlich die Schneid' 'raus!" Andere platzen fast vor Beid
und Ärger; so viel Lourage hätten sie, wenn's 'mal d'rauf an-
käme, selber nicht. — Da kommt Müller wieder.
Aber was ist mit ihm vorgegangen? . . Er ist blaß, be-
stürzt, reißt den Mantel vom Bagel, nimmt den put, zahlt eilig,
murmelt einen Gruß und verschwindet wie der Blitz. — —
E i e w a r' s w i r k I i cb!
Dic Hauptsache. •#=:•«•—
!
„Wie kommen Sie nur ans den Gedanken, daß Ihr Junge unbedingt Violin-Virtuosc werden soll? Er hat
doch so wenig Musiktalent!" — „Aber ich bitt' Sie, Herr Professor, was soll denn der Bub' mit dem vielen Haar'
anfangen?" _
Verantwortlicher Redakteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Österreich-Ungarn für Herausgabe
u. Redaktion verantwortlich: Oskar Rechner in Wien l. — C. Mühlthalcr's Buch- u Kunstdruckcrci A.G in München. — Hierzu daS Beiblatt.
überschreiten wird. Er kann also ruhig länger fortbleiben - ja,
er in u ß sogar, denn während eines Kaffeekränzchens sieht keine
Frau ihren Mann gern zu Pause.
Darauf baut Müller seinen plan. Er zieht im „goldenen
Krebs" den Kellner Fritz ins Geheiinnis, der zugleich Tclcphon-
wart ist. So oft es am Apparat läutet — und es läutet dort
ziemlich oft — soll Fritz zu ihm treten und ihm melden: „perr
Müller, Sie werden an's Telephon gebeten — 's ist eine Damen-
stimme !"
Der Abcndschoppen ist heute animierter denn je. Besonders
Müller zeigt eine ausgelassene Fidelität. — Seine übliche Abschieds-
stunde schlägt. Aber er rührt sich nicht, sondern kneipt flott
weiter. Seine Freunde sehen auf die Uhr, stoßen sich verwundert
an und wechseln halblaute Bemerkungen. Er tnt, als ob er gar
nichts wahrnehme.
So ist eine halbe Stunde über seine gewöhnliche Zeit ver-
strichen — er macht keine Miene zum Aufbruch.
Da kommt Fritz: „perr Müller, Sie werden an's Telephon
gebeten 's ist eine Damenstimme!"
p e k u l a t i o n.
„Aha!" schmunzeln seine Freunde schadenfroh. „Jetzt wird
er aber springen!"
Doch was ist das? Bleibt die Welt stehen?
Müller nickt blos in aller Gemütsruhe nachlässig mit dem
Kopf: „Schon recht, Fritz!" Dann wendet er sich an seine Be-
kannten. „Jedenfalls wieder meine Frau!" sagt er schneidig.
„Will mich Heimrufen! . Mich Heimrufen — lächerlich! Werde
ihr 'mal Standpunkt klar machen! Bleibe jetzt erst recht!., pe,
Schorsch, noch ein Seidel!"
Damit erhebt er sich langsam und geht nach der Telephon-
kabine. — Der Stammtisch ist einfach paff, wer hätte ihm das
zugetraut? Einzelne rufen: „Bravo! Ist doch ’it tüchtiger Kerl!
Kehrt endlich die Schneid' 'raus!" Andere platzen fast vor Beid
und Ärger; so viel Lourage hätten sie, wenn's 'mal d'rauf an-
käme, selber nicht. — Da kommt Müller wieder.
Aber was ist mit ihm vorgegangen? . . Er ist blaß, be-
stürzt, reißt den Mantel vom Bagel, nimmt den put, zahlt eilig,
murmelt einen Gruß und verschwindet wie der Blitz. — —
E i e w a r' s w i r k I i cb!
Dic Hauptsache. •#=:•«•—
!
„Wie kommen Sie nur ans den Gedanken, daß Ihr Junge unbedingt Violin-Virtuosc werden soll? Er hat
doch so wenig Musiktalent!" — „Aber ich bitt' Sie, Herr Professor, was soll denn der Bub' mit dem vielen Haar'
anfangen?" _
Verantwortlicher Redakteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Österreich-Ungarn für Herausgabe
u. Redaktion verantwortlich: Oskar Rechner in Wien l. — C. Mühlthalcr's Buch- u Kunstdruckcrci A.G in München. — Hierzu daS Beiblatt.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Hauptsache"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1906
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)