24‘J
EEg Die klugen Tiere.
3a, meine Herren, das ist natürlich leicht und schnell
Sef<agt: „Die Förster lügen alleweil!" Wenn man fo wie wir
ict)t — gemütlich am Stammtisch beieinander sitzt, da glaubt
man verstand' alles am besten und es gab' nichts auf der
^l-'lt als das, was man mit fänden greifen könnt'. Aber,
'»eine Herren, die G'schicht' liegt doch etwas anders: Die
Aatur hat ihre grasten Wunder, ihre sehr großen Wunder,
"> die sie sich nicht von jedem hineinschauen läßt — g rad
war die Rlugheit der Tiere betrifft, auf die eben tue Red'
3eko»»neu ist! Ja, die unterschätzen wir noch weit! Ich will
- weil der Herr Pfarrer schon wieder schmunzelt . . . jetzt
Nicht von meinem waldl sprechen. Das ist ein ganz abnormer
fjall — j)as Tier! steht außer der Reih' und hat, sozusagen,
Menschenverstand! Ich möcht' Ihnen jetzt bloß eine ganz ein-
lachc G'schicht' von, — anscheinend so dummen — Ledervieh
erzählen.
-ie wissen ja alle, daß drunten beim „Bachwirt" mein
Detter — der Professor Rurzius aus der Residenz mit feiner
Sa’'5eit Familie in der Sommerfrisch' einquartiert ist. Ra, uatü,
— das wirtshausessen schmeckt einem auch nicht alleweil. . .
so kommt er halt ein oder zwei Mal in der Woch' mit Rind
und Regel zu uns 'rauf zum Mittagessen. Selbstverständlich will
man sich von den lieben verwandten nicht ansehaueu lassen.
Also muß Rüch' und Roller gehörig herhalten. Mit dein Fleisch
ist's aber rar bei uns auf 'in Land. Drum wird jedes Mal,
wenn die Herrschaften kommen, entweder eine schöne Gut' geköpft
oder ein paar Hendeln der hals abgeschnitten — meine Frau
ist ja g'rad' als Geflügelköchin großartig!
Gut. . . das geht so etliche Wochen ganz regelmäßig fort.
Lines schönen Sonntags aber, wie mein Vetter mit der ganzen
Gesellschaft wieder von weitem daherkommt und meine Frau die
Leni auf den Hof hinausschickt, damit sie ein molliges, rundes
Lnterl fangt... da rennt die Leni voller Ärger 'rein und
rapportiert, das ganze Lntenvolk tät' mitten im Teich drinn'
schwimmen und wär' durch nichts zu bewegen, 'rausznkoininen.
Ich als Tierkenner interessier' mich selbstverständlich, weil ich
die G'schicht' gleich tiefer ausgefaßt Hab', außerordentlich dafür,
laus' 'naus und überzeug' mich tatsächlich, daß die Leni voll'
kommen Recht hat. Alle Luten sind mitten im Teich . . . keine
geht aus gute und böse Wort', aus Schlich' und Finten heraus,
meiner Frau bleibt schließlich nichts übrig, als wieder ein
01 Wendeln zu opfern.
, . ' • • And das, meine Herren, hat sich jetzt ganz regelmäßig
^erholt, so oft der Professor eingetroffen ist! Man sieht ihn
äal,U°n weitem mit seiner Familie daherkomnien, und kaum
U “ie (£nten das beobachtet . . . schwupps ist die ganze
"Eteu im Teich drinn' und ums Sterben nicht 'raus-
uigen, bis ihre Feind' den Rückzug eingeschlagen haben,
c.,4 ■ • Aa, cs ist recht... die Sach' geht in der Weis' ganz
0» glatt — soweit man das eben glatt heißen kann - - ein
lvochen weiter.
Da kommt mein Vetter wieder einmal und meine Frau
schickt, weil's mit dem Lntenfang doch nichts ist, die Leni wie
gewöhnlich auf die Hendljagd.
Die Dirn' bleibt länger aus wie sonst. . . inan hört nicht
das übliche Gegicker, Gegacker und Geschrei . . . aus einmal stürzt
sie halb lachend, halb verdutzt herein und ruft: „Herr, Herr, da
schauen S' nur g'rad'. ..."
Ich renn' gleich in den Hof 'naus — und was meinen Sie,
was ich jetzt geseh'n Hab'? Linen glänzenden Beweis für die
Rlugheit der Tiere: die Lnt'n natürlich wieder alle mitten im
Teich drinn' und
EEg Die klugen Tiere.
3a, meine Herren, das ist natürlich leicht und schnell
Sef<agt: „Die Förster lügen alleweil!" Wenn man fo wie wir
ict)t — gemütlich am Stammtisch beieinander sitzt, da glaubt
man verstand' alles am besten und es gab' nichts auf der
^l-'lt als das, was man mit fänden greifen könnt'. Aber,
'»eine Herren, die G'schicht' liegt doch etwas anders: Die
Aatur hat ihre grasten Wunder, ihre sehr großen Wunder,
"> die sie sich nicht von jedem hineinschauen läßt — g rad
war die Rlugheit der Tiere betrifft, auf die eben tue Red'
3eko»»neu ist! Ja, die unterschätzen wir noch weit! Ich will
- weil der Herr Pfarrer schon wieder schmunzelt . . . jetzt
Nicht von meinem waldl sprechen. Das ist ein ganz abnormer
fjall — j)as Tier! steht außer der Reih' und hat, sozusagen,
Menschenverstand! Ich möcht' Ihnen jetzt bloß eine ganz ein-
lachc G'schicht' von, — anscheinend so dummen — Ledervieh
erzählen.
-ie wissen ja alle, daß drunten beim „Bachwirt" mein
Detter — der Professor Rurzius aus der Residenz mit feiner
Sa’'5eit Familie in der Sommerfrisch' einquartiert ist. Ra, uatü,
— das wirtshausessen schmeckt einem auch nicht alleweil. . .
so kommt er halt ein oder zwei Mal in der Woch' mit Rind
und Regel zu uns 'rauf zum Mittagessen. Selbstverständlich will
man sich von den lieben verwandten nicht ansehaueu lassen.
Also muß Rüch' und Roller gehörig herhalten. Mit dein Fleisch
ist's aber rar bei uns auf 'in Land. Drum wird jedes Mal,
wenn die Herrschaften kommen, entweder eine schöne Gut' geköpft
oder ein paar Hendeln der hals abgeschnitten — meine Frau
ist ja g'rad' als Geflügelköchin großartig!
Gut. . . das geht so etliche Wochen ganz regelmäßig fort.
Lines schönen Sonntags aber, wie mein Vetter mit der ganzen
Gesellschaft wieder von weitem daherkommt und meine Frau die
Leni auf den Hof hinausschickt, damit sie ein molliges, rundes
Lnterl fangt... da rennt die Leni voller Ärger 'rein und
rapportiert, das ganze Lntenvolk tät' mitten im Teich drinn'
schwimmen und wär' durch nichts zu bewegen, 'rausznkoininen.
Ich als Tierkenner interessier' mich selbstverständlich, weil ich
die G'schicht' gleich tiefer ausgefaßt Hab', außerordentlich dafür,
laus' 'naus und überzeug' mich tatsächlich, daß die Leni voll'
kommen Recht hat. Alle Luten sind mitten im Teich . . . keine
geht aus gute und böse Wort', aus Schlich' und Finten heraus,
meiner Frau bleibt schließlich nichts übrig, als wieder ein
01 Wendeln zu opfern.
, . ' • • And das, meine Herren, hat sich jetzt ganz regelmäßig
^erholt, so oft der Professor eingetroffen ist! Man sieht ihn
äal,U°n weitem mit seiner Familie daherkomnien, und kaum
U “ie (£nten das beobachtet . . . schwupps ist die ganze
"Eteu im Teich drinn' und ums Sterben nicht 'raus-
uigen, bis ihre Feind' den Rückzug eingeschlagen haben,
c.,4 ■ • Aa, cs ist recht... die Sach' geht in der Weis' ganz
0» glatt — soweit man das eben glatt heißen kann - - ein
lvochen weiter.
Da kommt mein Vetter wieder einmal und meine Frau
schickt, weil's mit dem Lntenfang doch nichts ist, die Leni wie
gewöhnlich auf die Hendljagd.
Die Dirn' bleibt länger aus wie sonst. . . inan hört nicht
das übliche Gegicker, Gegacker und Geschrei . . . aus einmal stürzt
sie halb lachend, halb verdutzt herein und ruft: „Herr, Herr, da
schauen S' nur g'rad'. ..."
Ich renn' gleich in den Hof 'naus — und was meinen Sie,
was ich jetzt geseh'n Hab'? Linen glänzenden Beweis für die
Rlugheit der Tiere: die Lnt'n natürlich wieder alle mitten im
Teich drinn' und
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die klugen Tiere"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1906
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 124.1906, Nr. 3174, S. 249
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg