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-2-. Traurige Fvlgen.
^ Karneval. ^
Schenkkellner: „Da Dcifi soll dös Erdbeben hol'»! Jetzt Hab' i' bei
dem verflixten Rumpler, statt drei Quartl, a'Maß cing'schcukt!"
£}ie, die in torheit tonft verharren.
Weil fie fiir lu[t’ge Weisheit blind,
Reut leb'» die unbewußten Danen,
Daß lie es manchmal wirklich find.
ÜLcr kann das rechte glück erkennen
-Im Lebenstrubel laut und dicht?
Die gottin, die wir Jorluna nennen,
nimmt auch gern Masken vor's gesicht.
I^eut’ wollen wir [Ireng und herrisch sein
gegen die grusle» in unserm Kreise;
Wer nicht mit de» Darren kann närrisch
sei»,
Der ist auch mit den Weisen nicht weise.
^Ia»?. andere Menschen [ind’s, als ich
vermute,
Wenn nur die Maske erst gelüftet wird;
hier gebt’s wie auf der Cebensbahn--
Redoute: —
ID an hat im Menschen manchmal sich
geirrt.
—o— JIll). Rodend).
Prot c st.
„Jetzt rede ich schon zwei Stunden lang
irr Sie hinein, aber alle »reine Einwürfe
sind vergeblich! Ich sehe schon — es
kommt nichts dabei heraus!"
„Nu — wie h aißt! Birr ich «' Automat?"
Ghttgcgcitf out mcitb.
Richter: „Ihr Alter, Fräulein?" —
(Zengin schweigt.) — „Nun, wie alt sind
Sie denn gewöhnlich?"
»■ Das fdblafenbe JLönb.
(Ein Neujahrsmärchen.
s war einmal ein großes und mächtiges
Reich — viele Jahre hindurch ein I?ovt
des Friedens und ein Schrecken seiner
Feinde.
Da geschah es, daß eine schwere
Krankheit über das Land kam.
Reidische Grenznachbarn hatten das
Schlafgift mit heimgebracht aus
dem heißen Lande Kongola, allwo es ein mächtiger Zauberer
braute aus Sumpfgas, Fliegenrüsseln und Schlangenzungen und
dann seine giftigen Schwaden hinaurblies über das schwarze Land,
daß Mann um Manu und Volk um Volk in einen Schlnmmer
sank, aus dem es kein Erwachen gab. — Dieses Gift nun streuten
sie an die Grenzen des großen und mächtigen Reichs. Da
schliefen zuerst die Grenzwächter ein, darrn der Bauer am Pflug
und der Jäger im Wald. Die Krieger schlummerten ein — die
Bürger, die Magister und die Zeitungsschreiber. Zuletzt aber
schliefeir auch die Räte ein. An dem Tag, da das Jahr zu Ende
ging, wachte voir ihnen nur noch der weiseste. Der sagte mit
Achselzucken: „Da vermag auch ich nicht mehr zu helfen — da
müßten schon die Steine reden!" Dann schlief auch er.
Nun stand gerade mitten auf dem Marktplatz ein steinerner
Riese. Der war bei Lebzeiten einer der Besten seines Volkes
gewesen — und daß das Reich so aroß und mächtig, war sein
-2-. Traurige Fvlgen.
^ Karneval. ^
Schenkkellner: „Da Dcifi soll dös Erdbeben hol'»! Jetzt Hab' i' bei
dem verflixten Rumpler, statt drei Quartl, a'Maß cing'schcukt!"
£}ie, die in torheit tonft verharren.
Weil fie fiir lu[t’ge Weisheit blind,
Reut leb'» die unbewußten Danen,
Daß lie es manchmal wirklich find.
ÜLcr kann das rechte glück erkennen
-Im Lebenstrubel laut und dicht?
Die gottin, die wir Jorluna nennen,
nimmt auch gern Masken vor's gesicht.
I^eut’ wollen wir [Ireng und herrisch sein
gegen die grusle» in unserm Kreise;
Wer nicht mit de» Darren kann närrisch
sei»,
Der ist auch mit den Weisen nicht weise.
^Ia»?. andere Menschen [ind’s, als ich
vermute,
Wenn nur die Maske erst gelüftet wird;
hier gebt’s wie auf der Cebensbahn--
Redoute: —
ID an hat im Menschen manchmal sich
geirrt.
—o— JIll). Rodend).
Prot c st.
„Jetzt rede ich schon zwei Stunden lang
irr Sie hinein, aber alle »reine Einwürfe
sind vergeblich! Ich sehe schon — es
kommt nichts dabei heraus!"
„Nu — wie h aißt! Birr ich «' Automat?"
Ghttgcgcitf out mcitb.
Richter: „Ihr Alter, Fräulein?" —
(Zengin schweigt.) — „Nun, wie alt sind
Sie denn gewöhnlich?"
»■ Das fdblafenbe JLönb.
(Ein Neujahrsmärchen.
s war einmal ein großes und mächtiges
Reich — viele Jahre hindurch ein I?ovt
des Friedens und ein Schrecken seiner
Feinde.
Da geschah es, daß eine schwere
Krankheit über das Land kam.
Reidische Grenznachbarn hatten das
Schlafgift mit heimgebracht aus
dem heißen Lande Kongola, allwo es ein mächtiger Zauberer
braute aus Sumpfgas, Fliegenrüsseln und Schlangenzungen und
dann seine giftigen Schwaden hinaurblies über das schwarze Land,
daß Mann um Manu und Volk um Volk in einen Schlnmmer
sank, aus dem es kein Erwachen gab. — Dieses Gift nun streuten
sie an die Grenzen des großen und mächtigen Reichs. Da
schliefen zuerst die Grenzwächter ein, darrn der Bauer am Pflug
und der Jäger im Wald. Die Krieger schlummerten ein — die
Bürger, die Magister und die Zeitungsschreiber. Zuletzt aber
schliefeir auch die Räte ein. An dem Tag, da das Jahr zu Ende
ging, wachte voir ihnen nur noch der weiseste. Der sagte mit
Achselzucken: „Da vermag auch ich nicht mehr zu helfen — da
müßten schon die Steine reden!" Dann schlief auch er.
Nun stand gerade mitten auf dem Marktplatz ein steinerner
Riese. Der war bei Lebzeiten einer der Besten seines Volkes
gewesen — und daß das Reich so aroß und mächtig, war sein
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Traurige Folgen" "Das schlafende Land"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1911
Entstehungsdatum (normiert)
1906 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 136.1912, Nr. 3467, S. 10
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg