f inst lebte im Morgenlande ein mächtiger Fürst. Er war gnt und
weise und besaß riesige Reichtümer.
Dennoch war er sehr traurig, und eine dumpfe Schwermut
lastete über ihm. Denn vor Jahren hatte ihm eine Zigeunerin ge-
weissagt, er werde in einem Streite umkommen. So gütig des Herr-
schers Befehle und Gesetze waren — in seinem ganzen Reiche durfte
deshalb bei Todesstrafe kein Zanklvort erschallen, kein Streit entstehen;
nie führte er Krieg oder Prozesse.
Und so lebte er dahin und wurde alt und krank. Der langjährige
Leibarzt schüttelte den Kopf und bat um ein Konsilium.
Die berühmtesten Ärzte des Abendlandes wurden berufen und
standen nun am Lager des Fürsten, der ruhig atmend in seinen
Kissen lag.
„Mir dünkt," sprach der eine der Ärzte, „wir haben es hier mit
einem Darmleiden zu tun!"
„Aber Herr Kollega," fuhr der zweite auf, „ein Darmleiden!
Lächerlich — die Niere, nur die Niere, denn . . . ."
/'Hei' liewi Sannche', is es wobr,
Crotj Deine adjtevärzig ]obr’
Do nemmscht Der nochemoi ’n Mann?
Dää — des begreif’, wer will un’ kann!
Du hascht kää Sorg’ — Du hascht kää Plag’,
Du hascht kää Lascht — Du hascht kää Klag’,
Du hoscht’s so gut, — Du hascht's so schää,
Ularum nor bleidscht De nit allää?“ —
„IDei’ liewi Linche, trog nit so,
ßuck, alles hat sein Apropos!
Der Ami, wääscht, mei’ klääner Rund,
Der werd zu fett, un’ werd zu rund,
Soll (täglich drei Sdjtund ul die Lass',
Un’ des macht mer halt gar kään Sch bah —
hob ich nor erscht ’n Mann im Haus,
Dan» führt mer der mein’ Ami aus. —
Maoum? Daiuntt.
So Liewi, so — jetzt wääscht, warum.-
6’ annermool trog nit so dumm!“
Cina Sommer.
U lisch« ldig.
Lehrer (zum Vater eines Schülers): „... Und
was das schlimmste ist, Ihr Sohn nimmt es nicht
genau mit der Wahrheit!" — Vater (Förster):
„Ich begreife aber gar nicht, woher er das hat!
Meine Frau lügt doch nicht, >md ich — ich bin fast
den ganzen Tag nicht zu Hanse."
„Die Niere," unterbrach diesen der dritte, „ha, ha! Als ob bei.
Da tönte voll des Herrschers Lager ein dumpfes Röcheln; .
war es still.
Der alten Zigeunerin Worte tvaren in Erfüllung gegangen
Fritz welj
weise und besaß riesige Reichtümer.
Dennoch war er sehr traurig, und eine dumpfe Schwermut
lastete über ihm. Denn vor Jahren hatte ihm eine Zigeunerin ge-
weissagt, er werde in einem Streite umkommen. So gütig des Herr-
schers Befehle und Gesetze waren — in seinem ganzen Reiche durfte
deshalb bei Todesstrafe kein Zanklvort erschallen, kein Streit entstehen;
nie führte er Krieg oder Prozesse.
Und so lebte er dahin und wurde alt und krank. Der langjährige
Leibarzt schüttelte den Kopf und bat um ein Konsilium.
Die berühmtesten Ärzte des Abendlandes wurden berufen und
standen nun am Lager des Fürsten, der ruhig atmend in seinen
Kissen lag.
„Mir dünkt," sprach der eine der Ärzte, „wir haben es hier mit
einem Darmleiden zu tun!"
„Aber Herr Kollega," fuhr der zweite auf, „ein Darmleiden!
Lächerlich — die Niere, nur die Niere, denn . . . ."
/'Hei' liewi Sannche', is es wobr,
Crotj Deine adjtevärzig ]obr’
Do nemmscht Der nochemoi ’n Mann?
Dää — des begreif’, wer will un’ kann!
Du hascht kää Sorg’ — Du hascht kää Plag’,
Du hascht kää Lascht — Du hascht kää Klag’,
Du hoscht’s so gut, — Du hascht's so schää,
Ularum nor bleidscht De nit allää?“ —
„IDei’ liewi Linche, trog nit so,
ßuck, alles hat sein Apropos!
Der Ami, wääscht, mei’ klääner Rund,
Der werd zu fett, un’ werd zu rund,
Soll (täglich drei Sdjtund ul die Lass',
Un’ des macht mer halt gar kään Sch bah —
hob ich nor erscht ’n Mann im Haus,
Dan» führt mer der mein’ Ami aus. —
Maoum? Daiuntt.
So Liewi, so — jetzt wääscht, warum.-
6’ annermool trog nit so dumm!“
Cina Sommer.
U lisch« ldig.
Lehrer (zum Vater eines Schülers): „... Und
was das schlimmste ist, Ihr Sohn nimmt es nicht
genau mit der Wahrheit!" — Vater (Förster):
„Ich begreife aber gar nicht, woher er das hat!
Meine Frau lügt doch nicht, >md ich — ich bin fast
den ganzen Tag nicht zu Hanse."
„Die Niere," unterbrach diesen der dritte, „ha, ha! Als ob bei.
Da tönte voll des Herrschers Lager ein dumpfes Röcheln; .
war es still.
Der alten Zigeunerin Worte tvaren in Erfüllung gegangen
Fritz welj
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine Fabel" "Warum? Darum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1911
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 136.1912, Nr. 3469, S. 39
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg