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74

Die wärmste Teilnahme.

ich auf Geheiß meiner Frau im Vktober das Dach
V^\ des Hühnerstalles ausbesserte, fiel ich von der Leiter
und zog mir eine schwere Gehirnerschütterung zu. Meine
Frau benahm sich hiebei, obwohl mein Zustand hoffnungslos war,
sehr ruhig und gefaßt.

Lin ärztliches Konsilium wurde zusauimenberufen. — Da einer
der Herren indessen die Verantwortung auf den anderen zu
schieben suchte, kau: cs hinsichtlich meiner Behandlung zu keinem
Beschluß, wodurch ich schon in verhältnismäßig kurzer Zeit genas.

Immerhin war in der Stadt wochenlang das Gerücht ver-
breitet, daß ich in den letzten Zügen oder wenigstens in den vor-
letzten Zügen läge. Daher gaben zahlreiche Bekannte, die sich
für mein Befinden interessierten, bei meiner Frau ihre Karten ab.
wie aber dann mein erschüttertes Gehirn nach und nach sein
Gleichgewicht wieder fand und ich als modern erzogener Ehemann
meine Tätigkeit in Küche, Kammer, Gemüsegarten und Geflügel-
hof wieder aufzunehmen veruiochte, zeigte mir meine Gattin die
sämtlichen Visitenkarten, dauüt ich mich selbst für die bewiesene
Anteilnahme bedanken könnte.

Dabei sah ich nun, daß die meisten meiner Bekannten einmal,
höchstens zweimal vorgesprochen hatten. Nur die Visitenkarte
eines gewissen jdrokopins Flattich war in nicht weniger als fünf-
zehn Exemplaren vorhanden. Dieser Beweis eines solchen, mit
ganz besonderer Ausdauer und Hartnäckigkeit betätigten Mit-
gefühls rührte mich bis zu Tränen.

Da mir aber der Name völlig unbekannt war, fragte ich
meine Frau, wer denn eigentlich dieser Herr sei. Sie kannte ihn
jedoch sonst auch nicht und vermochte mir nur mitzuteilen, daß
Herr Flattich ein recht sympathischer junger Mann von außer-
ordentlich bescheidenem Auftreten wäre, der sich täglich — stets
tadellos schwarz gekleidet — sehr angelegentlich um inein Befinden
erkundigt hätte. An Tagen, da mein Zustand ein kritischer ge-
wesen, habe er sogar zwei- bis dreimal vorgesprochen. Als er
dann erfahren, daß ich mich auf deni weg der Besserung befände,
habe sich seine Besorgnis anscheinend gelegt; von da ab sei er
nicht mehr erschienen.

Mit Tränen aufrichtigster Rührung in den Augen, faßte ich
den Entschluß, beim städtischen Meldeamt die Adresse meines un-
bekannten Gönners auszuforschen, um ihm persönlich meinen
innigsten Dank abzustatten. Da der Stiefbruder meiner Köchin
eine Base der Wirtschafterin des Bürgermeisters zur Frau hat,
ist es mir sogar gelungen, die gewünschte Auskunft schon in
einigen Tagen zu erhalten.

Ich begab mich also in seine Wohnung, fiel gerührt um
Prokopius Flattich's Hals und dankte ihm mit zitternder, tränener-
stickter Stimme für die ebenso unverdiente als beispiellos intensive
Teilnahme. Er jedoch bat mich mit einer edlen, überaus be-
scheidenen Zurückhaltung, ich möchte seinen zahlreichen Besuchen
doch keine allzu große Bedeutung beimessen. Denn er habe leider
allerdings anfangs glauben müssen, ich würde meine Krankheit
nicht überleben — und — und er sei Agent einer Leichen-
bestattungsgesellschaft. he» Ryk.

—«as Modern, «v*-—

Ein klein'res oder größeres I Ist heute die beliebteste
Skanüälchen in der Eh' ; Dorschul' für's — Variete!

®. <£. w.

Der Sparverein.

„Wie viel haben Sie denn schon beisammen in Ihrem Spar-
verein?" — „Ach, wir laborieren alleweil noch an dem Defizit
von der Gründungsfeier!"

T>ee schlaue Dsli. 'D^

"Ren Omar sprach mit Grimm und Sorgen:
■*9 „Ich finde hier an jedem Morgen
Den ganzen Lisch voll Reimerei —

Kein Srübttiick ohne zehn Gedichte! ...
Ben flli, sinne und berichte,

Wie dem wohl abzuhelfen [ei!“ ...

„€in Mittel wäre, $ür[t, zu linden:
Beliebe gnädigst zu verkünden,
vast jeder — wo er immer wohn’ —
Was er gedichtet bis zur Stunde,

Bevor der Mond geht in die Runde,
entsenden darf vor Deinen Cbron!

Und daß Du wählest aus der Menge
Den allerbesten der Gelänge
Und lohnst mit einem Ehrenkleid! . . .
Zwar mag die Auswahl bitter werden,
Doch kenn’ ich einen Scbriflgelebrten,

Der würdig dieser Cäligkeit." —

„6s (ei!“ — Raum hatte in den Gassen
Der Herold jenen Ruf erlassen
Bei Crommel und posaunenschall,

Da klangen rings die Reimeschmieden,

Die Köpfe und die Singer glühten
Uom Uersfußzählen überall.

Und siehe — schon nach wenig Lage»
Erscheinen Körbe, Karren, Wagen,
Bespannt mit Menschen, Roß und Uieb,
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der schlaue Ali"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Roeseler, August
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 136.1912, Nr. 3472, S. 74

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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