Beim Aus kultieren.
116 Ungehalten.
„Warum ist denn heute Ihr
Chef gar so grantig?" — „Ach, er
hat Konkurs anmelden wollen, und
jetzt hat er entdeckt, daß er noch
nicht genug Schulden hat."
Gemischte Jesellschaft.
Da sitzen se in die Kaschemme
Bei Bier, Likör nnö Butterbemme,
2n bunter Reihe, jan; jelungen:
Leichte Mädchens und schwere
Jungen. «6c.
Abgcl> litzt.
Reisender: „Herr Prinzipal,
dürfte ich mir die Freiheit nehmen,
um die Hand Ihrer Fräulein Tochter
anznhalten?" — Chef: „Hören
Sie 'mal, Herr Pfefferkorn, ich habe
Sie doch als Geschäftsreisenden en-
gagiert und nicht als Hochzeits-
reisenden!"_
machen soll. Ich Iverde gleich
'mal nachschlagen."
„Um des Himmelswillen!
Steht es so schlimm mit mir,
Herr Doktor?"
„O, beruhigen Sie sich, bitte,
... ich wollte bloß im B ä d e k e r
nach einem passenden Aufenthalt
für Sie sehen."
Der Dorfmime.
Jüngst saß ich einem Mimen nah.
Ich frug ihn freundlich, wie's ihm
geh'!
Er sprach: „Ich lebe von üreiK:
Der Kunst, Kartoffeln und Kaffee!"
2. B.
Ans einer Kritik.
. . Den ganzen Roman — 500
Seiten Schreibmaschine — hat er
mit seinem Herzblute geschrieben.
— •••!# Das Rätsel des Ralifen. -W-;—
al Tarik, der ob seiner Grausamkeit und Launen-
Hastigkeit gefürchtete Kalif von Balistan, saß eines Tages
wieder einmal mit finsterer Miene auf seinem Throne und erwog
einen seiner seltsamen unberechenbaren Pläne. Sein Feldherr
Hassan hatte ihm vor einigen Tagen die edelsten Söhne des
jüngst besiegten Nachbarreiches als Sklaven gesandt, die jetzt in
Ketten zu seinen Füßen lagen, vor Hunger und Durst fast ver-
schmachtend. — Die weisesten Räte seines Reiches umgaben den
finsteren Herrscher. Er hatte sie zu sich befohlen, als ihm Laune
und Lust, sich zu zerstreuen, und die glückliche Eroberung Uristans
einen Gedanken eingegeben hatten. Meist waren es ältere Männer
mit langen weißen Bärten, mit teils ernsten, teils listig ver-
schlagenen Mienen; aber auch einige jüngere fanden sich unter
ihnen, deren Gelahrtheit weithin berühmt war wie die der älteren.
„Ihr sollt mir ein Rätsel lösen", herrschte er sie an, „und ich
schwöre beim Barte des Propheten und der heiligen Kaaba, den
zum Könige des eroberten Kristall zu machen, der es zu lösen
weiß. Ich habe mich zuerst an Tuch, als die weisesten Väter
meines Landes, gewandt; mein Schwur gilt aber für jeden, der
die Lösung findet.
Sagt mir mit einem Wort: Was ist das größte und kleinste
auf Erden?
Es ist ein Stäubchen und eine Unermeßlichkeit, der Erde
größter Segen und größte Not.
Es wird von einer zarten Rose besiegt, frißt Feuer, Wälder,
Städte und Menschen.
Heute ist es ein Stern und morgen ein harter Fels.
Ihr seht es heute nicht, obwohl es um Euch ist, und erschauet
morgen nicht sein Ende, wenn Ihr von den Türmen hinausblickt.
Es ist in Euch, um Euch, und wenn es Euch ganz umgibt,
müßt Ihr sterben.
Es ist rein wie der Kristall an meinem Schwerte, weich wie
Rosenöl von Schiras; heute gebt Ihr Euer Leben darum und
morgen achtet Ihr es nicht.
Es gebiert tausend Leben, birgt tausend Leben, verschlingt
tausend Leben und wandelt tausend Leben in ein Nichts.
Nun sagt mir des Rätsels Sinn!
Wer es löst, sei mein königlicher Bruder und sitze an meiner
Rechten." —
Im weiten Saal war Schauer und Stille; nur die Ketten
der armen Gefangenen klirrten, unter denen sich auch der junge
Königssohn von Uristan befand, dessen Thron und Erbe der
finstere Tyrann um eines Wortes willen zu verschenken ge-
schworen. —
Umsonst marterten die weisen Väter ihr Gehirn; vergeblich
war alles Sinnen und Grübeln. Ihre Weisheit war ihnen ein
Nichts, all ihr Wissen eine Mhnmacht und Ratlosigkeit. Was
mochte wohl das Unerfaßliche, so Einfache und doch so Unbegreif-
liche sein, was des Kalifen Rätsel barg? — —
Schauer und Stille herrschten im ängstlichen, eifersüchtigen
Kreise.
Nur die schweren Ketten klirrten. —
Alle Genüsse des Lebens hatten den jungen Königssohn von
Uristan erfreut, da er am Hofe seines nun besiegten und im
Kampfe erschlagenen Vaters lebte. Das Beste, was Uristan bot,
war seinem königlichen Vater kaum gut genug für seinen Sohn
und Erben. Nun lag er gefesselt unter den anderen Edlen seines
Landes, von Leid und Verzweiflung gebrochen. Von Hunger
und brennendem Durst gefoltert. —
Schauer und Stille. Nur die harrten Ketten klirrten.-
Da geschah das Wunderbare. —
In seinen glühenden Durstesqualen schrie der unglückliche
116 Ungehalten.
„Warum ist denn heute Ihr
Chef gar so grantig?" — „Ach, er
hat Konkurs anmelden wollen, und
jetzt hat er entdeckt, daß er noch
nicht genug Schulden hat."
Gemischte Jesellschaft.
Da sitzen se in die Kaschemme
Bei Bier, Likör nnö Butterbemme,
2n bunter Reihe, jan; jelungen:
Leichte Mädchens und schwere
Jungen. «6c.
Abgcl> litzt.
Reisender: „Herr Prinzipal,
dürfte ich mir die Freiheit nehmen,
um die Hand Ihrer Fräulein Tochter
anznhalten?" — Chef: „Hören
Sie 'mal, Herr Pfefferkorn, ich habe
Sie doch als Geschäftsreisenden en-
gagiert und nicht als Hochzeits-
reisenden!"_
machen soll. Ich Iverde gleich
'mal nachschlagen."
„Um des Himmelswillen!
Steht es so schlimm mit mir,
Herr Doktor?"
„O, beruhigen Sie sich, bitte,
... ich wollte bloß im B ä d e k e r
nach einem passenden Aufenthalt
für Sie sehen."
Der Dorfmime.
Jüngst saß ich einem Mimen nah.
Ich frug ihn freundlich, wie's ihm
geh'!
Er sprach: „Ich lebe von üreiK:
Der Kunst, Kartoffeln und Kaffee!"
2. B.
Ans einer Kritik.
. . Den ganzen Roman — 500
Seiten Schreibmaschine — hat er
mit seinem Herzblute geschrieben.
— •••!# Das Rätsel des Ralifen. -W-;—
al Tarik, der ob seiner Grausamkeit und Launen-
Hastigkeit gefürchtete Kalif von Balistan, saß eines Tages
wieder einmal mit finsterer Miene auf seinem Throne und erwog
einen seiner seltsamen unberechenbaren Pläne. Sein Feldherr
Hassan hatte ihm vor einigen Tagen die edelsten Söhne des
jüngst besiegten Nachbarreiches als Sklaven gesandt, die jetzt in
Ketten zu seinen Füßen lagen, vor Hunger und Durst fast ver-
schmachtend. — Die weisesten Räte seines Reiches umgaben den
finsteren Herrscher. Er hatte sie zu sich befohlen, als ihm Laune
und Lust, sich zu zerstreuen, und die glückliche Eroberung Uristans
einen Gedanken eingegeben hatten. Meist waren es ältere Männer
mit langen weißen Bärten, mit teils ernsten, teils listig ver-
schlagenen Mienen; aber auch einige jüngere fanden sich unter
ihnen, deren Gelahrtheit weithin berühmt war wie die der älteren.
„Ihr sollt mir ein Rätsel lösen", herrschte er sie an, „und ich
schwöre beim Barte des Propheten und der heiligen Kaaba, den
zum Könige des eroberten Kristall zu machen, der es zu lösen
weiß. Ich habe mich zuerst an Tuch, als die weisesten Väter
meines Landes, gewandt; mein Schwur gilt aber für jeden, der
die Lösung findet.
Sagt mir mit einem Wort: Was ist das größte und kleinste
auf Erden?
Es ist ein Stäubchen und eine Unermeßlichkeit, der Erde
größter Segen und größte Not.
Es wird von einer zarten Rose besiegt, frißt Feuer, Wälder,
Städte und Menschen.
Heute ist es ein Stern und morgen ein harter Fels.
Ihr seht es heute nicht, obwohl es um Euch ist, und erschauet
morgen nicht sein Ende, wenn Ihr von den Türmen hinausblickt.
Es ist in Euch, um Euch, und wenn es Euch ganz umgibt,
müßt Ihr sterben.
Es ist rein wie der Kristall an meinem Schwerte, weich wie
Rosenöl von Schiras; heute gebt Ihr Euer Leben darum und
morgen achtet Ihr es nicht.
Es gebiert tausend Leben, birgt tausend Leben, verschlingt
tausend Leben und wandelt tausend Leben in ein Nichts.
Nun sagt mir des Rätsels Sinn!
Wer es löst, sei mein königlicher Bruder und sitze an meiner
Rechten." —
Im weiten Saal war Schauer und Stille; nur die Ketten
der armen Gefangenen klirrten, unter denen sich auch der junge
Königssohn von Uristan befand, dessen Thron und Erbe der
finstere Tyrann um eines Wortes willen zu verschenken ge-
schworen. —
Umsonst marterten die weisen Väter ihr Gehirn; vergeblich
war alles Sinnen und Grübeln. Ihre Weisheit war ihnen ein
Nichts, all ihr Wissen eine Mhnmacht und Ratlosigkeit. Was
mochte wohl das Unerfaßliche, so Einfache und doch so Unbegreif-
liche sein, was des Kalifen Rätsel barg? — —
Schauer und Stille herrschten im ängstlichen, eifersüchtigen
Kreise.
Nur die schweren Ketten klirrten. —
Alle Genüsse des Lebens hatten den jungen Königssohn von
Uristan erfreut, da er am Hofe seines nun besiegten und im
Kampfe erschlagenen Vaters lebte. Das Beste, was Uristan bot,
war seinem königlichen Vater kaum gut genug für seinen Sohn
und Erben. Nun lag er gefesselt unter den anderen Edlen seines
Landes, von Leid und Verzweiflung gebrochen. Von Hunger
und brennendem Durst gefoltert. —
Schauer und Stille. Nur die harrten Ketten klirrten.-
Da geschah das Wunderbare. —
In seinen glühenden Durstesqualen schrie der unglückliche
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Beim Auskultieren"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 136.1912, Nr. 3476, S. 116
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg