Ans dem Gerichtssaal. -----
Staatsanwalt: „. . Zum Schluß, meine Herren,
ein paar Worte zu dem Beweggründe, der den Ange-
klagten dazu gebracht hat, das schwere und schimpfliche
Verbrechen des Meineids zu begehen. Sie haben von
den Zeugen gehört, daß der Dienstherr, den der Ange-
klagte heransschwören wollte, ihm ein paar Hosen ver-
sprochen hat. Und diese Hosen, meine Herren, die der
Angeklagte allerdings nicht bekommen hat, haben ihm
offenbar in der Nase gesteckt! Sprechen Sie den frivolen
Verbrecher schuldig!"
Verteidiger: „Meine Herren Geschworenen! Die
Hosen, die dem Angeklagten angeblich in der Nase ge-
steckt haben, liegen dein Herrn Staatsanwalt offenbar-
schwer im Magen. Nein, ineine Herren, so dumm ist
der Angeklagte nicht und niemand von uns, daß er
einen Meineid schwört um ein paar Hosen, die er nicht
einmal kriegt! Darum — sprechen Sie den unschuldig
verdächtigteil Angeklagten frei!"
HAs war zur Faschingszeit. Da kamen die Tiere auf den närrischen Gedanken,
8© sich zu verkleiden. Es war ein Äeidenspaß! Der Wolf stolzierte im
Schafspelz umher, der Fuchs als armes Läslein, der Bär als Kuh, und so
trieben sie allenthalben weidlich Schabernack.
Sogar der stolze Löwe ließ sich herbei, den Mummenschanz mitzumachen,
und hüllte sich fröhlich in die Laut des Esels.
Das wirkliche Grautier stand ernsthaften Angesichts beiseite und sah zu.
Denn der Esel - müßt ihr wissen — ist immer dort am ernsthaftesten, wo es
aller Welt am spaßhaftesten scheint.
Da promenierte eben der Löwe vorbei in seiner Eselshaut.
Der wirkliche Esel sah ihm lange nach und sagte dann überlegen, aber
voll Wohlwollen: „I-a, ich wußte es doch: .Kleider machen Leute'!" 3. Kreis.
Verantwortlicher Redakteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Österreich-Ungarn für Herausgabe
u. Redaktion verantwortlich: Oskar Lechner in Wien I. - E. Mühlthaler's Buch- u. Kunstdruckerei A.G. in München. - Hierzu das Beiblatt.
Staatsanwalt: „. . Zum Schluß, meine Herren,
ein paar Worte zu dem Beweggründe, der den Ange-
klagten dazu gebracht hat, das schwere und schimpfliche
Verbrechen des Meineids zu begehen. Sie haben von
den Zeugen gehört, daß der Dienstherr, den der Ange-
klagte heransschwören wollte, ihm ein paar Hosen ver-
sprochen hat. Und diese Hosen, meine Herren, die der
Angeklagte allerdings nicht bekommen hat, haben ihm
offenbar in der Nase gesteckt! Sprechen Sie den frivolen
Verbrecher schuldig!"
Verteidiger: „Meine Herren Geschworenen! Die
Hosen, die dem Angeklagten angeblich in der Nase ge-
steckt haben, liegen dein Herrn Staatsanwalt offenbar-
schwer im Magen. Nein, ineine Herren, so dumm ist
der Angeklagte nicht und niemand von uns, daß er
einen Meineid schwört um ein paar Hosen, die er nicht
einmal kriegt! Darum — sprechen Sie den unschuldig
verdächtigteil Angeklagten frei!"
HAs war zur Faschingszeit. Da kamen die Tiere auf den närrischen Gedanken,
8© sich zu verkleiden. Es war ein Äeidenspaß! Der Wolf stolzierte im
Schafspelz umher, der Fuchs als armes Läslein, der Bär als Kuh, und so
trieben sie allenthalben weidlich Schabernack.
Sogar der stolze Löwe ließ sich herbei, den Mummenschanz mitzumachen,
und hüllte sich fröhlich in die Laut des Esels.
Das wirkliche Grautier stand ernsthaften Angesichts beiseite und sah zu.
Denn der Esel - müßt ihr wissen — ist immer dort am ernsthaftesten, wo es
aller Welt am spaßhaftesten scheint.
Da promenierte eben der Löwe vorbei in seiner Eselshaut.
Der wirkliche Esel sah ihm lange nach und sagte dann überlegen, aber
voll Wohlwollen: „I-a, ich wußte es doch: .Kleider machen Leute'!" 3. Kreis.
Verantwortlicher Redakteur: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Österreich-Ungarn für Herausgabe
u. Redaktion verantwortlich: Oskar Lechner in Wien I. - E. Mühlthaler's Buch- u. Kunstdruckerei A.G. in München. - Hierzu das Beiblatt.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Löwe und der Esel"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1912 - 1912
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 136.1912, Nr. 3478, S. 148
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg