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Zeitbild. -'©/ts' Illusion. DvD-
.. . Ihr Sohn ist ja recht „ Wie kommt'? denn, daß der Herr Registrator jeden Tag
groß geworden! Ich hatte ihn oben ans dem Dach sein Frühstück einnimmt?" — „Der ist
einige Jahre nicht gesehen." — leidenschaftlicher Bergsteiger — und da schmeckt'? ihin oben besser."
„Ja, er war zuerst vier Jahre in
Frankreich, um Französisch, und
dann vier Jahre in England,
um Englisch zn lernen." — „Und
jetzt?" — „Jetzt bleibt er einige
Jahre z>t Hause, um Deutsch zn
lernen!"
Alpines Idyll.
Durch zerrissene Schluchten
Stäuben Lawinen zu Tal;
Ls grüßt die stolzen Zinnen
Der erste Sonnenstrahl.
Lr vergoldet die schweigenden
Gletscher,
Des Zelsenzirkus Trümmerstatt
Und auf der Hotelterrasse
Auch Las Börsenblatt.
Sr P.
Revolution.
Euch nach Schnackenberg
schlug das 48 er Jahr seine
Wellen. Eines Tages zogen sie i»
hellen Haufen vor die Wohnung
des Posthalters. Der war unter
den Honoratioren der Dickste und
lag wie gewöhnlich, seine Pfeife
raitchcud, tut Fenster.
Es erhob sich ein verworrenes
Geschrei. Dann trat Ruhe ein.
Da sagte der Posthalter: „Was
ivollt's denn eigentlich, Leut'?"
Darauf waren die Wort-
führer nicht gefaßt, denn sie
hatten sich das nicht so genau
überlegt. Sic steckten die Köpfe
zusammen und berieten. - Endlich
trat einer vor, zerknüllte seinen
Hut und rief mit starker Stimme:
„Wir mechten jetzt auch amal in
inser'm Fenster lieg'n und inserc
Pfeif'n rauchen!"
„Da habt's recht," sagte der
Posthalter, „fangt's nur gleich
heut' abend nach Feierabend an
damit — adiä." Sprach's und
verschwand.
Die Schnackcnbcrgcr sahen
sich betroffen an, fanden, daß
dem Rate wirklich nichts cnt-
gcgcnstand, und zogen ab. Be-
deutend stiller, als sie augekom-
men waren. Fritz «lunr.
E n g e l s g e d n l d.
St. Petrus lies; ansschellen,
die Engel sollten alle zusammen-
kommen.
„Ist einer unter Euch," fragte
er, „der wieder auf die Erde
hinunter möchte?"
Da streckten sich eine Masse
Finger: „Ich" — „ich" — „ich."
„Es handelt sich nämlich",
fügte er bei, „um Hilfe für den
Schulmeister in Strndelwndel, der
siebzig Buben und fünfzig Mäd-
chen zn unterrichten hat. „Lieber
Herrgott!" rief er heute vor-
inittag. „Nimmer zunt Ans-
halten ist's; eine Engelsge-
duld braucht' man für Euch
Gesindel!".... Mit der soll
ihm jetzt einer von Euch bci-
springcn!"
Alle Finger fielen bis auf
beit eines einzigen.
„Ich wcrd's besorgen!" sagte
der stolz.
Petrus lächelte. —
Am Abend war der Engel
schon wieder da.
Er kam ganz erschöpft, zer-
zaust und ermattet daher. „Es
geht nicht!" schnaufte er. „Es
geht nicht! Die arbeiten einen
ja auf — die Buben — und
erst die anderen — die Mädchen!"
„Tut mir leid," sagte St.
Petrus, „daun muß cs der Schul-
meister wieder allein machen!"
Und der machte es noch —
bald lachend, bald scheltend —
dreißig Jahre weiter.
kV. Herbert.
Falsche A u f f a s s n n g.
Der Herr Kommerzienrat
badet mit seiner ganzen Familie
in der See, als plötzlich die Flut
kommt und sie alle überrascht.
Er selbst ist jäh untergctancht
und reckt nur noch die zappeln-
den Beine ans dem Wasser.
„Gott!" ruft seine Frau ent-
zückt. „Seht nur! Seht: Er
red't mit de' Füß't"
Sic geht sicher.
Braut (nach der standes-
amtlichen Trauung): „Krieg' ich
kein' Quittung?"
Zeitbild. -'©/ts' Illusion. DvD-
.. . Ihr Sohn ist ja recht „ Wie kommt'? denn, daß der Herr Registrator jeden Tag
groß geworden! Ich hatte ihn oben ans dem Dach sein Frühstück einnimmt?" — „Der ist
einige Jahre nicht gesehen." — leidenschaftlicher Bergsteiger — und da schmeckt'? ihin oben besser."
„Ja, er war zuerst vier Jahre in
Frankreich, um Französisch, und
dann vier Jahre in England,
um Englisch zn lernen." — „Und
jetzt?" — „Jetzt bleibt er einige
Jahre z>t Hause, um Deutsch zn
lernen!"
Alpines Idyll.
Durch zerrissene Schluchten
Stäuben Lawinen zu Tal;
Ls grüßt die stolzen Zinnen
Der erste Sonnenstrahl.
Lr vergoldet die schweigenden
Gletscher,
Des Zelsenzirkus Trümmerstatt
Und auf der Hotelterrasse
Auch Las Börsenblatt.
Sr P.
Revolution.
Euch nach Schnackenberg
schlug das 48 er Jahr seine
Wellen. Eines Tages zogen sie i»
hellen Haufen vor die Wohnung
des Posthalters. Der war unter
den Honoratioren der Dickste und
lag wie gewöhnlich, seine Pfeife
raitchcud, tut Fenster.
Es erhob sich ein verworrenes
Geschrei. Dann trat Ruhe ein.
Da sagte der Posthalter: „Was
ivollt's denn eigentlich, Leut'?"
Darauf waren die Wort-
führer nicht gefaßt, denn sie
hatten sich das nicht so genau
überlegt. Sic steckten die Köpfe
zusammen und berieten. - Endlich
trat einer vor, zerknüllte seinen
Hut und rief mit starker Stimme:
„Wir mechten jetzt auch amal in
inser'm Fenster lieg'n und inserc
Pfeif'n rauchen!"
„Da habt's recht," sagte der
Posthalter, „fangt's nur gleich
heut' abend nach Feierabend an
damit — adiä." Sprach's und
verschwand.
Die Schnackcnbcrgcr sahen
sich betroffen an, fanden, daß
dem Rate wirklich nichts cnt-
gcgcnstand, und zogen ab. Be-
deutend stiller, als sie augekom-
men waren. Fritz «lunr.
E n g e l s g e d n l d.
St. Petrus lies; ansschellen,
die Engel sollten alle zusammen-
kommen.
„Ist einer unter Euch," fragte
er, „der wieder auf die Erde
hinunter möchte?"
Da streckten sich eine Masse
Finger: „Ich" — „ich" — „ich."
„Es handelt sich nämlich",
fügte er bei, „um Hilfe für den
Schulmeister in Strndelwndel, der
siebzig Buben und fünfzig Mäd-
chen zn unterrichten hat. „Lieber
Herrgott!" rief er heute vor-
inittag. „Nimmer zunt Ans-
halten ist's; eine Engelsge-
duld braucht' man für Euch
Gesindel!".... Mit der soll
ihm jetzt einer von Euch bci-
springcn!"
Alle Finger fielen bis auf
beit eines einzigen.
„Ich wcrd's besorgen!" sagte
der stolz.
Petrus lächelte. —
Am Abend war der Engel
schon wieder da.
Er kam ganz erschöpft, zer-
zaust und ermattet daher. „Es
geht nicht!" schnaufte er. „Es
geht nicht! Die arbeiten einen
ja auf — die Buben — und
erst die anderen — die Mädchen!"
„Tut mir leid," sagte St.
Petrus, „daun muß cs der Schul-
meister wieder allein machen!"
Und der machte es noch —
bald lachend, bald scheltend —
dreißig Jahre weiter.
kV. Herbert.
Falsche A u f f a s s n n g.
Der Herr Kommerzienrat
badet mit seiner ganzen Familie
in der See, als plötzlich die Flut
kommt und sie alle überrascht.
Er selbst ist jäh untergctancht
und reckt nur noch die zappeln-
den Beine ans dem Wasser.
„Gott!" ruft seine Frau ent-
zückt. „Seht nur! Seht: Er
red't mit de' Füß't"
Sic geht sicher.
Braut (nach der standes-
amtlichen Trauung): „Krieg' ich
kein' Quittung?"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Illusion"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)