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Dis Strafe.
Tullia, die stolze Pompejanerin,
Sass in ihrem Garten und vor ihr stand
Die schlanke braune Sklavin Astarte,
Um ihr das Haar mit Rosen zu schmücken.
Da — aus der Türe trat der Dichter Kallistos.
Jäh zuckten die Finger des Mädchens und
Sie stach ihre Herrin leicht in die Schulter.
Mit überschwenglichem Schmerzruf hob
Tullia die Geissei. Schon wollte sie
Den Zedernacken der Sklavin züchtigen. —
Da fing sie den glühenden sehnenden Blick auf,
Der unter den Seidenwimpern Astartes
Hin zu dem Dichter flog. Grausam lächelnd
Rief dem Poeten Tullia. Auf den Knien
Küsste er seufzend der Herrin Hand.
Zitternd mit niedergeschlagenen Augen,
Von tausend Peitschen gepeinigt, stand die Sklavin,
Tullia aber, des grausamen Spiels nicht satt,
Sprach: „Lies mir doch die neueste Ode,
Die Du Deiner Herrin geweiht!“
Da las er und mehr noch lächelte Tullia.
Aber hinter ihr heimlich lächelte noch viel mehr
Nun Astarte. Denn gestern abend
Hatte Kallistos dies Lied ihr gedichtet.
\V. Herbert.
<• N n d) c t it c m Küustlerkouzer t. —
Gatte (zur Gattin): „Mit Deinen Verhaltnngsinaßrcgcln kannst Du mir bleiben vom Hals! Du sagtest zu mir,
bevor ich bin gegangen in's Konzert, wenn man will gehalten werden für einen richtigen Mnsikverständigen, müsse man
während eines feinen Konzertstückes die Angen Icidjt schließen. Das Hab' ich getan schon beim ersten Stück — und bin
richtig gleich eingeschlafen."
Dis Strafe.
Tullia, die stolze Pompejanerin,
Sass in ihrem Garten und vor ihr stand
Die schlanke braune Sklavin Astarte,
Um ihr das Haar mit Rosen zu schmücken.
Da — aus der Türe trat der Dichter Kallistos.
Jäh zuckten die Finger des Mädchens und
Sie stach ihre Herrin leicht in die Schulter.
Mit überschwenglichem Schmerzruf hob
Tullia die Geissei. Schon wollte sie
Den Zedernacken der Sklavin züchtigen. —
Da fing sie den glühenden sehnenden Blick auf,
Der unter den Seidenwimpern Astartes
Hin zu dem Dichter flog. Grausam lächelnd
Rief dem Poeten Tullia. Auf den Knien
Küsste er seufzend der Herrin Hand.
Zitternd mit niedergeschlagenen Augen,
Von tausend Peitschen gepeinigt, stand die Sklavin,
Tullia aber, des grausamen Spiels nicht satt,
Sprach: „Lies mir doch die neueste Ode,
Die Du Deiner Herrin geweiht!“
Da las er und mehr noch lächelte Tullia.
Aber hinter ihr heimlich lächelte noch viel mehr
Nun Astarte. Denn gestern abend
Hatte Kallistos dies Lied ihr gedichtet.
\V. Herbert.
<• N n d) c t it c m Küustlerkouzer t. —
Gatte (zur Gattin): „Mit Deinen Verhaltnngsinaßrcgcln kannst Du mir bleiben vom Hals! Du sagtest zu mir,
bevor ich bin gegangen in's Konzert, wenn man will gehalten werden für einen richtigen Mnsikverständigen, müsse man
während eines feinen Konzertstückes die Angen Icidjt schließen. Das Hab' ich getan schon beim ersten Stück — und bin
richtig gleich eingeschlafen."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Strafe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)