Der Kalif nickte und der Derwisch verzehrte mit großem
Behagen seine drei Datteln. Doch schien es Lfarun, der ihn
unbemerkt genau beobachtete, als streifte hin und wieder ein
lüsterner Blick seines Gastes die schmackhaften Gerichte aus
der Tasel. Auch zuckte es dann und wann um die Lippen
des Derwischs, als wollte ihm das Wasser im Mund zusammen-
laufen.
„Da Du die Genüsse meiner Tafel nicht geteilt hast," sagte
der Kalis nach beendeter Mahlzeit, „so will ich Deinen Augen
eine Freude bereiten und Dir die herrlichen Kostbarkeiten meiner
Schatzkammer zeigen!"
Lächelnd in erhabener Ruhe folgte ihm der Derwisch und
schritt hinter ihm durch die Gewölbe, in denen märchenhafte
Reichtümer an Edelsteinen, gemünztem und ungemünztem Gold,
Geschmeide und Seltenheiten aller Art aufgehäuft waren. Plötz-
lich aber bemerkte ksarun, wie sein Gast, der sich völlig unbe-
achtet wähnte, mit einem schnellen Griff aus einer Schale voll
leuchtender Rubine einen Stein erhaschte und in seinein Beutel
verschwinden ließ.
Der Kalif schritt, als ob er nichts gesehen hätte, von Gemach
zu Gemach weiter und der Derwisch folgte ihm. (Öfter und
öfter wiederholte sich nun, da seine ksabgier einmal erwacht war,
das gleiche Spiel. Schon be-
fanden sie sich dem Ausgang
nahe, als kjarun das Ge-
wölbe jäh verließ, wie wenn
ihn jemand plötzlich abge-
rufen hätte. Klirrend schloß
sich die Türe und der Der-
wisch , dessen ksand eben
wieder in ein tiefes Gefäß
mit Topasen geglitten, war
allein.
Er setzte sich aus eine
Bank und stützte das kfaupt
aus die ksände, als ob er
über die Richtigkeit der irdi-
schen Reichtümer nachdächte.
Aber der Kalif, sür den diese
Stellung berechnet war, kam
nicht wieder. Er schien über
wichtigen Staatsgeschästen
seinen Gast völlig vergessen
zu haben. Stunde um Stunde
verstrich. Die Nacht brach
herein. Der Tag stieg heraus
und wieder wurde es Nacht.
Der Derwisch harrte und
harrte . . . vergebens. Er
klopfte an die Türe, er
folgte er würdigen Schrittes dem Boten, und alle Leute steckten
die Köpfe zusammen und sprachen von dem hohen Ansehen, in
dem er stehen mußte, weil ihn sogar der Kalif zur Tasel lud.
ksarun empfing den Derwisch bei wohlbesetztem Tisch und
lud ihn ein, von den trefflichen Speisen, Früchten und Getränken
zu genießen. Der Derwisch aber lächelte mit erhabener Ruhe
und sprach: „kscrr, wozu all' dies mir? Sieh', hier in dem
Dattclsack, den ich in meinem Gürtel trage, ist alles, was ich
bedarf. Drei von diesen Früchten genügen mir vollkommen zur
Mahlzeit. Gestatte, daß ich auch hier bei meiner Gewohnheit
bleibe I"
Behagen seine drei Datteln. Doch schien es Lfarun, der ihn
unbemerkt genau beobachtete, als streifte hin und wieder ein
lüsterner Blick seines Gastes die schmackhaften Gerichte aus
der Tasel. Auch zuckte es dann und wann um die Lippen
des Derwischs, als wollte ihm das Wasser im Mund zusammen-
laufen.
„Da Du die Genüsse meiner Tafel nicht geteilt hast," sagte
der Kalis nach beendeter Mahlzeit, „so will ich Deinen Augen
eine Freude bereiten und Dir die herrlichen Kostbarkeiten meiner
Schatzkammer zeigen!"
Lächelnd in erhabener Ruhe folgte ihm der Derwisch und
schritt hinter ihm durch die Gewölbe, in denen märchenhafte
Reichtümer an Edelsteinen, gemünztem und ungemünztem Gold,
Geschmeide und Seltenheiten aller Art aufgehäuft waren. Plötz-
lich aber bemerkte ksarun, wie sein Gast, der sich völlig unbe-
achtet wähnte, mit einem schnellen Griff aus einer Schale voll
leuchtender Rubine einen Stein erhaschte und in seinein Beutel
verschwinden ließ.
Der Kalif schritt, als ob er nichts gesehen hätte, von Gemach
zu Gemach weiter und der Derwisch folgte ihm. (Öfter und
öfter wiederholte sich nun, da seine ksabgier einmal erwacht war,
das gleiche Spiel. Schon be-
fanden sie sich dem Ausgang
nahe, als kjarun das Ge-
wölbe jäh verließ, wie wenn
ihn jemand plötzlich abge-
rufen hätte. Klirrend schloß
sich die Türe und der Der-
wisch , dessen ksand eben
wieder in ein tiefes Gefäß
mit Topasen geglitten, war
allein.
Er setzte sich aus eine
Bank und stützte das kfaupt
aus die ksände, als ob er
über die Richtigkeit der irdi-
schen Reichtümer nachdächte.
Aber der Kalif, sür den diese
Stellung berechnet war, kam
nicht wieder. Er schien über
wichtigen Staatsgeschästen
seinen Gast völlig vergessen
zu haben. Stunde um Stunde
verstrich. Die Nacht brach
herein. Der Tag stieg heraus
und wieder wurde es Nacht.
Der Derwisch harrte und
harrte . . . vergebens. Er
klopfte an die Türe, er
folgte er würdigen Schrittes dem Boten, und alle Leute steckten
die Köpfe zusammen und sprachen von dem hohen Ansehen, in
dem er stehen mußte, weil ihn sogar der Kalif zur Tasel lud.
ksarun empfing den Derwisch bei wohlbesetztem Tisch und
lud ihn ein, von den trefflichen Speisen, Früchten und Getränken
zu genießen. Der Derwisch aber lächelte mit erhabener Ruhe
und sprach: „kscrr, wozu all' dies mir? Sieh', hier in dem
Dattclsack, den ich in meinem Gürtel trage, ist alles, was ich
bedarf. Drei von diesen Früchten genügen mir vollkommen zur
Mahlzeit. Gestatte, daß ich auch hier bei meiner Gewohnheit
bleibe I"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Dattelsack"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 137.1912, Nr. 3510, S. 218
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg