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Das Wappentier, -&
Bankier (neu geadelt): „Entwerfen Se mcr e' F-amilienwappcn! Ich möcht'
'n Löwen — aber keinen gewöhnlichen! • . Machen Sc mer 'n Scelöwcn." —-
„Gott der Gerechte, der sicht ans wie ein Seehund! ’it Löive muß doch anssehen wie e'
Katz' mit Haaren am Körper und 'm langen Schwanz." — „Dann meinen der Herr
Baron wohl keinen Seelöwen, sondern eine Meerkatze?" — „Gut — machen Sc mcr e'
Meerkatz'!" —
. • . „Wie heißt, das is ja ’n Aff'! , . ."
Sonderbare wagen
haben diese Dichter.
Ich kenne einen, der wog einen stummen
Augenaufschlag einer armen kleinen Nähe-
rin gegen eine Lsundert-Mark-Banknote
und fand den Augenaüfschlag schwerer.
Einen andern kenn' ich, welcher eine
Reichstagsrede hörte, eine schallende, und
am gleichen Tage draußen vor den Toren
Oechsen über Steine rascheln sah im Sonnen-
lichte. Und dieser Mann hat der Eidechse
Rascheln gewichtiger befunden als die
Reichstagsrede.
Wieder einer legte eine lange schwere
Lorscherarbeit auf die eine Schale und auf
die andere ein leichtes silbernes Gelächter,
worauf die zweite Schale tief und tiefer
sank.
Und gestern sah ich einen andern hundert
trübe Tage gegen einen kurzen Lichtblitz
wägen, der von einem Kreuz am Berge
in das Tal herunterhuschte, und der Licht-
blitz überwog die hundert trüben Tage.
Auf dem Markusplatze von Venedig traf
ich einen, der sieben Sprachen sprach und
alle Melodien kannte. Der saß auf einer
Stufe vor der Markuskirche und horchte,
wie die Tauben mütterlich „Gurruu —
ruguu" im Sonnenscheine machten und die
weichen Köxflein hin- und widerschoben.
Das sah er und erklärte, so 'was Schönes
hätte er noch nie gehört in seinem Leben.
Und einen sah ich endlich ein verpfuschtes
Leben nach einem Kuß mit Reingewinn
beendigen —
Sonderbare Leute, diese Dichter, und noch
sonderbarer ihre wagen, welche sie in
lfänden halten.
Fritz Müller.
CSl Mobil.
JÜlobn, du gleichst dem Roman im purpuc-
prangenden Linband:
Ruhen die worbende Rcast, innen der
schiäsernde Last.
0. 3J.
K n n st g l o s s c.
Der Kampf nm's „Dasein" ist in der
Kunst und Literatur zu einem Kampf nm's
„Nochnichtdagewesensein" entartet.
Zn viel.
Besuch: „Gratn . . . kondoliere Herr
Graf — also lachender Erbe geworden?"
Graf: „Nee — man bloß lächelnder."
Das Wappentier, -&
Bankier (neu geadelt): „Entwerfen Se mcr e' F-amilienwappcn! Ich möcht'
'n Löwen — aber keinen gewöhnlichen! • . Machen Sc mer 'n Scelöwcn." —-
„Gott der Gerechte, der sicht ans wie ein Seehund! ’it Löive muß doch anssehen wie e'
Katz' mit Haaren am Körper und 'm langen Schwanz." — „Dann meinen der Herr
Baron wohl keinen Seelöwen, sondern eine Meerkatze?" — „Gut — machen Sc mcr e'
Meerkatz'!" —
. • . „Wie heißt, das is ja ’n Aff'! , . ."
Sonderbare wagen
haben diese Dichter.
Ich kenne einen, der wog einen stummen
Augenaufschlag einer armen kleinen Nähe-
rin gegen eine Lsundert-Mark-Banknote
und fand den Augenaüfschlag schwerer.
Einen andern kenn' ich, welcher eine
Reichstagsrede hörte, eine schallende, und
am gleichen Tage draußen vor den Toren
Oechsen über Steine rascheln sah im Sonnen-
lichte. Und dieser Mann hat der Eidechse
Rascheln gewichtiger befunden als die
Reichstagsrede.
Wieder einer legte eine lange schwere
Lorscherarbeit auf die eine Schale und auf
die andere ein leichtes silbernes Gelächter,
worauf die zweite Schale tief und tiefer
sank.
Und gestern sah ich einen andern hundert
trübe Tage gegen einen kurzen Lichtblitz
wägen, der von einem Kreuz am Berge
in das Tal herunterhuschte, und der Licht-
blitz überwog die hundert trüben Tage.
Auf dem Markusplatze von Venedig traf
ich einen, der sieben Sprachen sprach und
alle Melodien kannte. Der saß auf einer
Stufe vor der Markuskirche und horchte,
wie die Tauben mütterlich „Gurruu —
ruguu" im Sonnenscheine machten und die
weichen Köxflein hin- und widerschoben.
Das sah er und erklärte, so 'was Schönes
hätte er noch nie gehört in seinem Leben.
Und einen sah ich endlich ein verpfuschtes
Leben nach einem Kuß mit Reingewinn
beendigen —
Sonderbare Leute, diese Dichter, und noch
sonderbarer ihre wagen, welche sie in
lfänden halten.
Fritz Müller.
CSl Mobil.
JÜlobn, du gleichst dem Roman im purpuc-
prangenden Linband:
Ruhen die worbende Rcast, innen der
schiäsernde Last.
0. 3J.
K n n st g l o s s c.
Der Kampf nm's „Dasein" ist in der
Kunst und Literatur zu einem Kampf nm's
„Nochnichtdagewesensein" entartet.
Zn viel.
Besuch: „Gratn . . . kondoliere Herr
Graf — also lachender Erbe geworden?"
Graf: „Nee — man bloß lächelnder."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Das Wappentier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1912
Entstehungsdatum (normiert)
1907 - 1917
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 137.1912, Nr. 3512, S. 242
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg