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Ich bab’ nur ein Zwanzigmark-
stück. Bis das gewechselt ist und ich
auch meine Zigarren erhalte, steht
er noch immer auf der Straße vor
dem Laden. Die Theater sind gerade
aus und ein endloser Wagenzug rennt
und hastet vorüber. „Das kann ich
nicht mehr aushallen!" schreit er auf-
geregt, öffnet rabiat ein elegantes
Automobil, das eben einen Moment
vor uns steht, und will herüben hinein
und drüben wieder hinausspringen.

Im gleichen Augenblick saust es davon.
„Jetzt stiegt er heraus und bricht sich
das Genick!" denk' ich bestürzt und
im Nu blitzt mir der Gedanke durch
den Kopf, ob sich daun vielleicht aus
der Sache eine spannende Novelle
machen ließe. — Aber er stiegt nicht
heraus. Tr liegt nicht auf der Fahr-
bahn. Tr ist spurlos verschwunden.

Ich zerbreche mir den Kops über
diese rätselhaste Erscheinung und gerate
in ein langwieriges Nachbrüteu. Ls
ist das eine Eigenheit von mir. Jeder
Mensch hat irgendeine Eigenheit. Ich
stehe also - ob mir's wer glaubt
oder nicht — zwei Stunden auf dem
gleichen Fleck und brüte und brüte.

Da springt er plötzlich aus einer
Straßenbahn, die von der entgegen-
gesetzten Richtung kommt.

„Mensch," rufe ich, „wo warst
Du denn?"

„Ach," cutgegucte er aufgeregt,
„ein ganzer Roman!"

„Ein Roman?" schrei' ich hungrig,
„kser damit!"

„Sitzt da ein namenlos eifer-
süchtiger Mensch mit seiner jungen
Fra» d'rinne», hält das Ganze für
eine abgekartete Überrumpelungs- und
Entführungsgeschichte, schleppt mich
mit in seine Billa vor der Stadt und
veranstaltet dort eine ganze Unter-
suchung: Ich muß schwöre», die un-
schuldige junge Frau muß schwören.
Aber jetzt laß mich aus: Ich muß
hinauf. Mein Mandant — das Gericht
— die Kollegen — die cause celebre..."
Er stürmt davon.

... Nach zehn Minute» kommt er
wieder. Ganz gebrochen. „Jetzt ist der
Kerl schon freigesprochen auch!" mur-
melt er. „Freigesxrochen. . ohne
mich! — Gib mir eine Zigarre! Die
andern Hab' ich auch verloren bei der
Betzjagd..."

Rauchen hat er doch müssen.

A

Höhengedanken. —

us der dunsioerhüllten Tiefe, Hier in reiner Wolkenhöhe

Über der ein Habicht schwebt,
Stieg ich mühsam auf zum Gipfel,
Oer so stolz gen Himmel strebt.

Weltentrückte Einsamkeit.

Starre Felsen, starres Schweigen.
Ewig rastet hier die Zeit.



Sinnend schweifen die Gedanken
Durch den endlos weiten lKaum.
Und es geht durch meine Seele
Wie ein herrlich, hehrer Traum.

Da, zu meinen Füßen tönt es
In die Stille weich hinaus:

„Wenn mer ob'n sin', Bauline,
Backste gleich die Äemmchen aus!"

Martin Sönemann.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Höhengedanken"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Flashar, Max
Entstehungsdatum (normiert)
1914 - 1914
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 141.1914, Nr. 3597, S. 15
 
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