Fliegende Blätter (141.1914 (Nr. 3597-3622))

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Abu, der lustige Kerkermeister.

Türe kam, die — als er daran herummachte — sich krächzend in
den Angeln drehte. Er hielt sich eine Meile ganz still, falls
etwa fein Peiniger ihn gehört haben sollte. Der aber saß schon
längst wieder vor dem Gefängnis in der erquickenden Nacht-
lust, sog bald vergnügt vor sich hin-
lächelnd an seiner pfeife, bald nahm
er gar aus einem Krug, den er in
einem Mauerwinkel versteckt hatte,
einen kräftigen schluck und gab sich
heiteren Gedanken hin.

von Gelaß zu Gelaß, von
Gang zu Gang tappte sich der
einsame unterirdische Wanderer . . ,
nirgends ein leiser Atemzug, ein
Seufzen, Stöhnen oder ein anderes
Zeichen, daß hier lebende Wesen
unter der Erde, ihrer Freiheit be-
raubt, schmachteten. Nur ein Mäus-
lein huschte hie und da über die
Füße des Kalifen.

plötzlich, als der Suchende
wieder eine schwere Pforte müh-
sam geöffnet hatte, schlug ihm
aber ein erfrischender Windhauch
entgegen. Die Sterne funkelten in

erhabenem Frieden vom pimmelszelt ... er stand im Freien,
außerhalb der Stadtmauer, zwischen verfallenen Trümmern und
wirrem Unkrautschlingwerk, an einer öden Stätte, wo sich, wie
man so zu sagen pflegt, Fuchs und Pas' gute Nacht boten.

Linen Moment dachte der Kalis
daran, sein silbernes Pfeifchen an
den Mund zu fetzen, die wachen
herbeizurufcn und den Ungetreuen
in sein eigenes Gefängnis werfen
zu lassen. Dann aber sielen ihm
alle jene ei», die er im Groll des
Augenblicks in den Kerker hatte
werfen lassen und deren Schicksal
eben noch sein perz bedrückt hatte.
Da atmete er erleichtert aus und
suchte, selber leise vor sich hin-
lächelnd, den peimwcg.

Abu jedoch saß, fröhlich träl-
lernd, an der Schwelle des unheim-
lichen Kerkers und ein paar vorüber-
gehende murrten entrüstet: „Seht
ihn au, den perzlosen, den Gcfühls-
rohen, wie er wieder lustig ist und
die anderen im Lleud schmachten

läßt!" . . . w. herber,.