68 Besorgnis.
Angeklagter (da der Gerichtshof
während der allzu lang dauernden Rede
seines Verteidigers sichtlich ungeduldig wird):
„Reden Se nich so lang, Herr Doktor, Sc
verpfuschen mir noch de mildernden Um-
ständ'!" _
Zuversicht.
Trotz all dem Leid, Las uns Ler Krieg ge-
bracht.
Trotz all Ler JeinLe schnöLer Niedertracht —
Wir lassen uns Len starken Mut nicht rauben
Und wollen weiter an die Menschheit glauben!
ffl. ®. W,
Ein Tro ft.
Gattin: „Der Assessor scharwenzelt
jetzt schon lange genug um unsere Elise
herum, es wäre Zeit, das; er einmal Ernst
machte!" — Gatte: „Na, solange sie nicht
verlobt sind, kann cs wenigstens nicht aus-
einandergehen!"
(Der kleine Idealist.) Lehrer (den Regenbogen erklärend,: „Nun, Äonrad, kannst Tu mir
sagen, wie heißt die herrliche Erscheinung, die man im Freien häufig sieht, ivenn die Sonne scheint und es
regnet?" — „Regenschirm!"
-4- Der Sechser.
>^er Polizeidiener, der den Zwicknazi schon lang arg auf der
Muck hat, betritt ihn am Dorfeingang mit einem gesrevelten
Fichtenzweig, an dem ein paar Dutzend „Buzzlküh'" hängen.
Ans erstattete Anzeige kriegt der Nazi einen Sechser Strafe für
sein verbrechen. Den Sechser zahlt er aber nicht und zahlt ihn
halt nicht.
Alle Geduld hat indes einmal ein Tnd' — und so auch die
der Behörde wegen dem rückständigen Sechser. Die Folge davon
ist, daß der polizcidicncr eines „schönen" Tages den Auftrag bc-
kommt, den Zwicknazi unverzüglich in den Arrest im Marktflecken
einzuliefern, dainit er dort den Tag abbrummt, der ihm bei der
Nichtbezahlung des Strafsechsers dafür ausgesprochen ist.
vom Simmel gießt's, was nur hernntergeht. Den Polizei-
diener juckt das Zipperl. Tinen Aatarrh hat er auch und ein
hohler Zahn tut ihm elendig weh. Aber die Pflicht geht über
alles. Patschnaß, hinkend und mit einem geschwollenen Backen
tritt er beim Nazi in die Stube.
„Willst Du den Strafsechser itzt zahlen oder nicht?!" sagt
das Auge des Gesetzes und schaut ihn so grimmig an. wie man
eben jemanden anschauen kann, wann einen der Backen, der Fuß
und die Nase beißt und außerdem die schönste verkältung im
Anzuge ist.
„Na!" sagt der. Nazi mit einer unerschütterlichen Ruhe und
stopft sich sein Pfeiferl.
Der polizeidiener tat am liebsten an der lvand hinauskraxeln
vor Wut und lvehdam. Aber er zwingt sich und herrscht, ein-
gedenk des dring-
lichen Auftrags, den
Delinquenten an:
„Marsch! - Dann
gehst D' mit mir in's
Loch!"
3m stillen hofft
er, daß der Nazi
jetzt einen unüber-
windlichen wider-
stand leisten wird,
der eine Schreiberei
verursacht, die ein
paar Wochen oder
doch jedenfalls so
viel Zeit in An-
spruch nimmt, bis
der Landregen, das Zipperl, das Zahnweh und der Aatarrh ver-
gangen sein werde».
Aber der Nazi erhebt sich mit dem Gleichmut eines viel-
geprüften rvciscn, stülpt seinen wasserdichten Filz auf, hängt den
Lodenmantel um. greift »ach dein Prügel, der für ihn Regenschirm
Angeklagter (da der Gerichtshof
während der allzu lang dauernden Rede
seines Verteidigers sichtlich ungeduldig wird):
„Reden Se nich so lang, Herr Doktor, Sc
verpfuschen mir noch de mildernden Um-
ständ'!" _
Zuversicht.
Trotz all dem Leid, Las uns Ler Krieg ge-
bracht.
Trotz all Ler JeinLe schnöLer Niedertracht —
Wir lassen uns Len starken Mut nicht rauben
Und wollen weiter an die Menschheit glauben!
ffl. ®. W,
Ein Tro ft.
Gattin: „Der Assessor scharwenzelt
jetzt schon lange genug um unsere Elise
herum, es wäre Zeit, das; er einmal Ernst
machte!" — Gatte: „Na, solange sie nicht
verlobt sind, kann cs wenigstens nicht aus-
einandergehen!"
(Der kleine Idealist.) Lehrer (den Regenbogen erklärend,: „Nun, Äonrad, kannst Tu mir
sagen, wie heißt die herrliche Erscheinung, die man im Freien häufig sieht, ivenn die Sonne scheint und es
regnet?" — „Regenschirm!"
-4- Der Sechser.
>^er Polizeidiener, der den Zwicknazi schon lang arg auf der
Muck hat, betritt ihn am Dorfeingang mit einem gesrevelten
Fichtenzweig, an dem ein paar Dutzend „Buzzlküh'" hängen.
Ans erstattete Anzeige kriegt der Nazi einen Sechser Strafe für
sein verbrechen. Den Sechser zahlt er aber nicht und zahlt ihn
halt nicht.
Alle Geduld hat indes einmal ein Tnd' — und so auch die
der Behörde wegen dem rückständigen Sechser. Die Folge davon
ist, daß der polizcidicncr eines „schönen" Tages den Auftrag bc-
kommt, den Zwicknazi unverzüglich in den Arrest im Marktflecken
einzuliefern, dainit er dort den Tag abbrummt, der ihm bei der
Nichtbezahlung des Strafsechsers dafür ausgesprochen ist.
vom Simmel gießt's, was nur hernntergeht. Den Polizei-
diener juckt das Zipperl. Tinen Aatarrh hat er auch und ein
hohler Zahn tut ihm elendig weh. Aber die Pflicht geht über
alles. Patschnaß, hinkend und mit einem geschwollenen Backen
tritt er beim Nazi in die Stube.
„Willst Du den Strafsechser itzt zahlen oder nicht?!" sagt
das Auge des Gesetzes und schaut ihn so grimmig an. wie man
eben jemanden anschauen kann, wann einen der Backen, der Fuß
und die Nase beißt und außerdem die schönste verkältung im
Anzuge ist.
„Na!" sagt der. Nazi mit einer unerschütterlichen Ruhe und
stopft sich sein Pfeiferl.
Der polizeidiener tat am liebsten an der lvand hinauskraxeln
vor Wut und lvehdam. Aber er zwingt sich und herrscht, ein-
gedenk des dring-
lichen Auftrags, den
Delinquenten an:
„Marsch! - Dann
gehst D' mit mir in's
Loch!"
3m stillen hofft
er, daß der Nazi
jetzt einen unüber-
windlichen wider-
stand leisten wird,
der eine Schreiberei
verursacht, die ein
paar Wochen oder
doch jedenfalls so
viel Zeit in An-
spruch nimmt, bis
der Landregen, das Zipperl, das Zahnweh und der Aatarrh ver-
gangen sein werde».
Aber der Nazi erhebt sich mit dem Gleichmut eines viel-
geprüften rvciscn, stülpt seinen wasserdichten Filz auf, hängt den
Lodenmantel um. greift »ach dein Prügel, der für ihn Regenschirm
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Sechser"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 144.1916, Nr. 3680, S. 68
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg