• Die teueren riuffc. -
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schalen lagen noch ain Boden und die sonst übervollen Büsche
waren leer . • . rahekahl leer bis ans ein paar Exemplare, die
noch znhöckst in den Zweigen am Wipfel herauslugten. Wütend
ging der Apotheker in seinem Garten ans und ab; da kam der
Blass mit einem Rezept vom lferrn Lczirksarzt, der kfcrr pro--
vifor könnt's wieder einmal nicht lesen. • . .
„Du, da geh' einmal her. . . Blasi, da schan' her," schnaubte
der alte tserr, „bist D» mir viel-
leicht über die Basclnüss' 'kommen
. . . gcsteh's! ... Es g'schicht Dir
nir! G'stch's!" . . . Blast, etwas
verdattert, stand eine Weile wie
angewurzelt, die Blicke zn Boden
gerichtet, vor den Stauden, dann
bückte er sich niit einem verstohlenen
Lächeln nach den am Boden liegen-
den Schalen und sagte mit Kenner-
miene: „Schaugn S', Oet'r Apothe-
ker, so z'amm'bissene Rüst' Hab' i'
scho' öfters i»> Garten g'fundcu, dös is dös fremde Tier... ja
dös Tier is's . . . ganz g'wiß . . . i' glaub', dös is a' Eichkahl, dös
soll ma' schiaß'n, Bcrr Apotheker, dös frißt nöt bloß die Rüst', dös
schlcppt's aa' no' fort! fV Hab' vor ein paar Tag', wie ich die
neue Gießkanne in der Früh' 'rübergetragen Hab', g'fehcn, wia's
von de' Büsch' 'raus »nd über'» Zaun 'num is, auf's Mühlwaldl
zua!" „Ja, ja," bekräftigte sodann der Alte, der jetzt vom
Dasein eines Lichkahls überzeugt war, „dös Tier muß geschossen
werden!" lficrauf las er kopfschüttelnd das überbrachte Rezept
und bemerkte mit Bleistift einige Worte auf den Zettel, den
er Blasi zur schleunigen Besorgung übergab.
Als er allein war, überlegte er, wär's am Ende doch dcr
B»b, und er überdachte noch einmal das Gespräch mit dem Lehr-
ling .nein, der Blasi ist cs nicht ... es ist ein Lichkatzl, aber
dem Viecher! vertreib' ich sei' Rnßstehlcrei . . . dem leg' i' sei'
wischen dem ehemaligen Wall und der
alte» Stadtmauer von Aichingen lag
unter vielen andern Bürgersgärtchen
auch das des Apothekers Silvester Stei-
gcnberger. Das Gärtchen war des Witwers größte Freude; in
demselben sah man den Alten jeden Abend und häufig mit ihm
den Blasi, seinen Lehrbuben, einen munteren schlauen patron der
nicht bloß pillcn und Mixturen verfertigen lernte, der auch im
gelernt zuhöchst auf die Bäume steigen konnte. Auch ihm hatte
es das lauschige Fleckchen angetan, aber cs war hauptsächlich das
Dbst, das ihm in die Augen stach und an herbstlichen Abenden
war der Bub gar häufig mit seinem fjernt und Meister im Garten
zu sehen; da regnete cs dann Zwetschgen, man konnte Apfel, Birnen
und Haselnüsse pflücken und gerade kjascluuste wachsen an dcr
alten Stadtmauer von einer Größe und Güte, wie man sie selten
antraf. Sie schmeckten dein Alten wie dem Jungen, ja der Alte
war direkt knauserig damit; waren die iäaselnüste einmal geerntet
so zählte er sie einfach dem Jungen allsonntäglich vor.
Eines schönen pcrbstabcnds wollte er nun wieder in seinen
Garten, er konnte ja, Gott sei Dank, so gut weg von der Apo-
theke, hatte er doch einen so verlässigen Provisor, den Berrn Wein,
uiaxcr; dem konnte er das ganze Geschäft ruhig überlasten und
so ging er denn durch die Gäßchcn
vorbei beim licrrii Stadtprediger,
mit dem er auch heute wieder einen
kleinen Ratsch hielt, seinem gelieb-
ten Ziele zn. Als er nun wieder
all' die Bäume, die voll von Obst,
strotzten, jeden einzeln, einen nach
dem andern mit Wonne besichtigt,
kam er auch an die Baselbüsche.
„Ja ...zum Teufel!" murmelte
der Alte, „was ist doch das!" . . .
Ein paar lumpige zerbrochene Ruß-
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schalen lagen noch ain Boden und die sonst übervollen Büsche
waren leer . • . rahekahl leer bis ans ein paar Exemplare, die
noch znhöckst in den Zweigen am Wipfel herauslugten. Wütend
ging der Apotheker in seinem Garten ans und ab; da kam der
Blass mit einem Rezept vom lferrn Lczirksarzt, der kfcrr pro--
vifor könnt's wieder einmal nicht lesen. • . .
„Du, da geh' einmal her. . . Blasi, da schan' her," schnaubte
der alte tserr, „bist D» mir viel-
leicht über die Basclnüss' 'kommen
. . . gcsteh's! ... Es g'schicht Dir
nir! G'stch's!" . . . Blast, etwas
verdattert, stand eine Weile wie
angewurzelt, die Blicke zn Boden
gerichtet, vor den Stauden, dann
bückte er sich niit einem verstohlenen
Lächeln nach den am Boden liegen-
den Schalen und sagte mit Kenner-
miene: „Schaugn S', Oet'r Apothe-
ker, so z'amm'bissene Rüst' Hab' i'
scho' öfters i»> Garten g'fundcu, dös is dös fremde Tier... ja
dös Tier is's . . . ganz g'wiß . . . i' glaub', dös is a' Eichkahl, dös
soll ma' schiaß'n, Bcrr Apotheker, dös frißt nöt bloß die Rüst', dös
schlcppt's aa' no' fort! fV Hab' vor ein paar Tag', wie ich die
neue Gießkanne in der Früh' 'rübergetragen Hab', g'fehcn, wia's
von de' Büsch' 'raus »nd über'» Zaun 'num is, auf's Mühlwaldl
zua!" „Ja, ja," bekräftigte sodann der Alte, der jetzt vom
Dasein eines Lichkahls überzeugt war, „dös Tier muß geschossen
werden!" lficrauf las er kopfschüttelnd das überbrachte Rezept
und bemerkte mit Bleistift einige Worte auf den Zettel, den
er Blasi zur schleunigen Besorgung übergab.
Als er allein war, überlegte er, wär's am Ende doch dcr
B»b, und er überdachte noch einmal das Gespräch mit dem Lehr-
ling .nein, der Blasi ist cs nicht ... es ist ein Lichkatzl, aber
dem Viecher! vertreib' ich sei' Rnßstehlcrei . . . dem leg' i' sei'
wischen dem ehemaligen Wall und der
alte» Stadtmauer von Aichingen lag
unter vielen andern Bürgersgärtchen
auch das des Apothekers Silvester Stei-
gcnberger. Das Gärtchen war des Witwers größte Freude; in
demselben sah man den Alten jeden Abend und häufig mit ihm
den Blasi, seinen Lehrbuben, einen munteren schlauen patron der
nicht bloß pillcn und Mixturen verfertigen lernte, der auch im
gelernt zuhöchst auf die Bäume steigen konnte. Auch ihm hatte
es das lauschige Fleckchen angetan, aber cs war hauptsächlich das
Dbst, das ihm in die Augen stach und an herbstlichen Abenden
war der Bub gar häufig mit seinem fjernt und Meister im Garten
zu sehen; da regnete cs dann Zwetschgen, man konnte Apfel, Birnen
und Haselnüsse pflücken und gerade kjascluuste wachsen an dcr
alten Stadtmauer von einer Größe und Güte, wie man sie selten
antraf. Sie schmeckten dein Alten wie dem Jungen, ja der Alte
war direkt knauserig damit; waren die iäaselnüste einmal geerntet
so zählte er sie einfach dem Jungen allsonntäglich vor.
Eines schönen pcrbstabcnds wollte er nun wieder in seinen
Garten, er konnte ja, Gott sei Dank, so gut weg von der Apo-
theke, hatte er doch einen so verlässigen Provisor, den Berrn Wein,
uiaxcr; dem konnte er das ganze Geschäft ruhig überlasten und
so ging er denn durch die Gäßchcn
vorbei beim licrrii Stadtprediger,
mit dem er auch heute wieder einen
kleinen Ratsch hielt, seinem gelieb-
ten Ziele zn. Als er nun wieder
all' die Bäume, die voll von Obst,
strotzten, jeden einzeln, einen nach
dem andern mit Wonne besichtigt,
kam er auch an die Baselbüsche.
„Ja ...zum Teufel!" murmelte
der Alte, „was ist doch das!" . . .
Ein paar lumpige zerbrochene Ruß-
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die teueren Nüsse"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 144.1916, Nr. 3683, S. 109
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg