<S"-aS—> Im Exil. >—Sx'-'c)
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„Warten wir mit der Bridge-Partie noch einen Moment; der vierte muß gleich kommen!"
- ■ Dcrs Skizzerl. —
Herr Doktor mar ein Kunstmäzen. wie es einen zweiten
fcS&J nicht leicht wieder geben konnte. Alle Maler kannte er;
in allen Ateliers war er z» läause. lvenn ein Künstler
ein Jubiläum feierte, mar er dabei, besonders falls der Geehrte
oder sonst irgendwer ans diesem Anlaß ein Freiesten gab. Kegel-
mäßig brachte er dabei auch einen Trinsspruch aus — entweder
ans den Jubilar selbst — „unseren" Liebling oder, wenn ihm
das ein anderer wegnahin. auf die „hohe Kunst oder wenn
auch das schon anderwärts vergeben war. auf die ..liebreizenden"
Frauen; denn ei» Trinkspruch aus die Frauen besonders mit
oinem kleinen liebenswürdig boshaften Einschlag konnte ja immer
ans den Beifall der frohgestimmten Jnhorerschaft rechnen. Am
andern, dem übernächsten und einigen folgende» Tagen versäumte
or dann nie. im Kaffeehaus, am Abendstammiisct' ans der Straße
»nd. wo es sich sonst eben gab zu betonen oder wenigstens so
nebenher zu erwähnen: ..Ja. gestern haben wir unseren T gefeiert!
^lch. er ist so ein netter, reizender, bescheidener Künstler! Misten
-ie. darum waren auch nur seine Intimsten beieinander! Ich
Und dann die Erzellenz IV und der Gebeinii a>.Ti. und dann noch
so ein paar..."
llnd wer es mit anhörte, der konnte siä- einer gewissen Ehr-
furcht vor dem läcrrn Doktor nnd seinen hoben Verbindungen
und seiner engen Freundschaft mit allem was Knust bieg, nicht
erwehren nnd gab dem selber wieder überall, wo sich dazu Ge
legenheit bot. warmen Ausdrnek.
Po wurde die Verbindung zwischen dem Doktor und der
Kunst und den Künstlern nnd sein Verdienst um beide immer
größer und stadtkundiger.
Dabei war er die Selbstlosigkeit nnd Uneigennützigkcit in
Person. Nie, daß er einen Gegendienst angenommen oder gar
verlangt hätte. Das einzige, wofür er, aufrichtig gesagt, eine
gewisse Schwäche besaß, war ein „Skizzerl" — ein „Skizzerl" da
nnd ein „Skizzerl" dort. Ein „Skizzerl" nahm er schließlich überall
lind von jedeni. ob groß oder klein, ob bekannt oder unbekannt,
ob wertvoll oder weniger bedeutend. Niemand konnte cs dem
liebenswürdigen Manne abschlagen. wenn er so nebenher bei
einem Atclierbcsnch oder unterwegs oder auf der Straßenbahn
seinen Arm vertraulich in den des betreffenden Malers legte nnd
lächelnd hinwarf: „Sie, apropos, von Ihnen hätte ich zu gern
auch einmal ein Skizzerl!" — oder: „Sie könnten mir wirklich
auch wieder einmal ein Skizzerl verehren — wenn's sein muß,
nehme ich selbstverständlich bei unserer alten »nd engen Frennd-
schast. falls Sie jnst nichts anderes da haben, sogar 'was Größeres,
ohne mir etwas Schliinmes dabei zn denken, ja. selbst etwas Ein
gerahmtes l Sie wissen schon, bei mir ist es gut aufgehoben nnd
man kann dann ja auch da oder dort einmal ein freundliches Mort
anbringen..."
Aber seelenguten lferzens. wie er war, behielt er die so ge-
sammelten Schätze durchaus nun nicht etwa inimcr eigennützig
für sich, sondern gab davon anderen in der freigebigsten weise
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„Warten wir mit der Bridge-Partie noch einen Moment; der vierte muß gleich kommen!"
- ■ Dcrs Skizzerl. —
Herr Doktor mar ein Kunstmäzen. wie es einen zweiten
fcS&J nicht leicht wieder geben konnte. Alle Maler kannte er;
in allen Ateliers war er z» läause. lvenn ein Künstler
ein Jubiläum feierte, mar er dabei, besonders falls der Geehrte
oder sonst irgendwer ans diesem Anlaß ein Freiesten gab. Kegel-
mäßig brachte er dabei auch einen Trinsspruch aus — entweder
ans den Jubilar selbst — „unseren" Liebling oder, wenn ihm
das ein anderer wegnahin. auf die „hohe Kunst oder wenn
auch das schon anderwärts vergeben war. auf die ..liebreizenden"
Frauen; denn ei» Trinkspruch aus die Frauen besonders mit
oinem kleinen liebenswürdig boshaften Einschlag konnte ja immer
ans den Beifall der frohgestimmten Jnhorerschaft rechnen. Am
andern, dem übernächsten und einigen folgende» Tagen versäumte
or dann nie. im Kaffeehaus, am Abendstammiisct' ans der Straße
»nd. wo es sich sonst eben gab zu betonen oder wenigstens so
nebenher zu erwähnen: ..Ja. gestern haben wir unseren T gefeiert!
^lch. er ist so ein netter, reizender, bescheidener Künstler! Misten
-ie. darum waren auch nur seine Intimsten beieinander! Ich
Und dann die Erzellenz IV und der Gebeinii a>.Ti. und dann noch
so ein paar..."
llnd wer es mit anhörte, der konnte siä- einer gewissen Ehr-
furcht vor dem läcrrn Doktor nnd seinen hoben Verbindungen
und seiner engen Freundschaft mit allem was Knust bieg, nicht
erwehren nnd gab dem selber wieder überall, wo sich dazu Ge
legenheit bot. warmen Ausdrnek.
Po wurde die Verbindung zwischen dem Doktor und der
Kunst und den Künstlern nnd sein Verdienst um beide immer
größer und stadtkundiger.
Dabei war er die Selbstlosigkeit nnd Uneigennützigkcit in
Person. Nie, daß er einen Gegendienst angenommen oder gar
verlangt hätte. Das einzige, wofür er, aufrichtig gesagt, eine
gewisse Schwäche besaß, war ein „Skizzerl" — ein „Skizzerl" da
nnd ein „Skizzerl" dort. Ein „Skizzerl" nahm er schließlich überall
lind von jedeni. ob groß oder klein, ob bekannt oder unbekannt,
ob wertvoll oder weniger bedeutend. Niemand konnte cs dem
liebenswürdigen Manne abschlagen. wenn er so nebenher bei
einem Atclierbcsnch oder unterwegs oder auf der Straßenbahn
seinen Arm vertraulich in den des betreffenden Malers legte nnd
lächelnd hinwarf: „Sie, apropos, von Ihnen hätte ich zu gern
auch einmal ein Skizzerl!" — oder: „Sie könnten mir wirklich
auch wieder einmal ein Skizzerl verehren — wenn's sein muß,
nehme ich selbstverständlich bei unserer alten »nd engen Frennd-
schast. falls Sie jnst nichts anderes da haben, sogar 'was Größeres,
ohne mir etwas Schliinmes dabei zn denken, ja. selbst etwas Ein
gerahmtes l Sie wissen schon, bei mir ist es gut aufgehoben nnd
man kann dann ja auch da oder dort einmal ein freundliches Mort
anbringen..."
Aber seelenguten lferzens. wie er war, behielt er die so ge-
sammelten Schätze durchaus nun nicht etwa inimcr eigennützig
für sich, sondern gab davon anderen in der freigebigsten weise
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Im Exil"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)