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In einem andern Saal? lingl sie jeyl
Ein Heldenlied: „0 Deutschland hoch in Ehren!"
Tnd muß mil Wüh' den Tränen sich erwehren,
Daß Lilleid nicht ein stolzes kjerz verletzt.

Wie oft sie lang, |o herrlich lang sie nie,

Ob ihr vor Wehmut auch die Stimme zittert,

Oie hat ihr Sied die kjörer so erlchüttert,

End itumm, in tieler Andacht, lauschen sie.

0 diese ksörer! - strenger Ernst hat schwer
Sich in die jungen Stirnen eingegraben,

Oie Kugen, die den Tod gesehen haben,

Oie seh'n das Leben nie mehr wie vorher;

*

Oer Tod, öeff’ Sense klirrend sie gestreist,

Der hat sie all' — Eenesende und Wunde —

In einer großen heil'gen Schicksolsstunde
2um Melden und zum ernsten Wann gereist.

Stumm lauschen sie, — vor ihrem klick verschwimmt
ver Helle Ksum und wieder steh'n sie draußen
Im Kugelregen und Oranatensausen,

Ond Stöhnen, Köcheln rings ihr Ohr vernimmt,
voch süß und süßer schwellen Ton um Ton —

Kus tiefem Traum den Blich sie plötzlich heben
End sühlen — draußen steht das lichte Leben
Tnd blüht und lacht und wartet uns'rer schon!

- F. tzess.

Der cffo)

PjiÄs war ein u.al, ringsum so sehr durch gewaltige Berg
wände eingeschlossen, das; von der Außenwelt weder Mensch
noch Tier je dahin gelangen konnte. Auch die wenigen Be-
wohner, die dort in schlichten Bütten friedlich hausten, würden
niemals darüber hinaus haben kommen können, selbst wenn ihr
Sinn danach gestanden wäre. Aber jene Außenwelt war im kauf
der Jahrhunderte so ans dem Gedächtnis ihrer Vorfahren und
ihrer selbst verlöscht worden und entschwunden daß gar keine
Begierde mehr in ihnen lebte, über den engen Baum hinaus.
Zugelangen, der den Schauplatz ihres Daseins bildete. Denn nach
ihren Vorstellungen herrschte jenseits der Berge mir das traurige
öde Vichts, vor dent sie ein gütiges Schicksal hier in ihrer Beimat
bewahrte. Ivie ihre Urahne» dorthin gekommen waren darüber
wußte niemand verlässige Kunde. Es hatte sich aber bei ihnen
die Sage gebildet, daß ein großer gütiger Vogel die ersten Be-
wohner des Tales ans dem öden verderblichen Vichts draußen
hierhergerettet — und dieser märchenhaste, große, gütige Vogel
stellte ihnen daher ein heiliges Ivesen dar zu dem sie in ihren
Lessten Berzensbedrängnissen riesen und das sie auch nach ihrer
Meinung, obschon es nie noch jemand von ihnen gesehen, mit
seiner lsilse nicht im Stiche ließ. Ja, so groß war der Glaube
an ihre Bestimmung, nach seinem Millen in diesem Tale zu
Hansen, daß jeder, der den versuch unternommen hatte dem Tale
Zu entstiehen, von ihrer eigenen Band schon bei den ersten Schritte»
gelötet worden wäre.

Aber es dachte von diesen glücklichen und zufriedenen Mesen
gar keines daran, eine solche törichte Tat z» unternehmen. Denti
sie hatten auf den dürftigen Felder», die sie bebauten und von
öen wenigen Fruchtbäumen, die ihnen reisten, alles, was sie sich
nur je wünschen konnten.

Da begann plötzlich der einzige tiefe Brunnen de» das Tal
öetatz, langsam z» versiege» mochte eine unterirdische Bohle
seine Ivasser ivegsangen oder ein seindlick'er Dämon ihnen diese
raube». ItTit Schrecke» und Lutschen sahen sie die gefüllten
'Eimer nur mehr halbvoll ans der Tiefe wiederkehrcu. Endlich
trocknete der Brunne» völlig ein und als sich die kühnsten
»»ter ihnen in die Tiefe hinabließen um des Übels Ursache zu
erforsche», brachten sie die furchtbare Botschaft mit an das Licht
öes Tages zurück, daß nur mehr eine dünne grünliche Schlamm
tchicht übriggeblieben war. die ihnen das einzige Getränke, das
sie kannten das Ivasser kaum noch aus wenige Tage und
>» einem nahezu ungenießbaren Anstande zu liefern vermochte.

?C Vogel. -Kzr::-*-

Der seltene Hegen, der sich in ihr Tal verlor, bot nicht Flüssigkeit
genug, so ängstlich sie auch sein vaß zu sammeln suchten, „m sie
vor dem verschmachten zu erretten. Krank und siech, in tiefstem
Berzen von dent ersten und schwersten Kummer ihres Daseins
bedrängt, lagen sie auf den Knien und flehten unablässig zu den
Molken empor ui» Hilfe. Aber schon erlahmten die Greise und
Kinder unter ihnen und auch die übrigen verzagten, daß ihnen
noch eine Rettung werde» könnte.

.... Ilm dieselbe Zeit herrschte der ungeheure Iveltkrieg,
von dem aber die Bewohner des stillen Tales, mochte er gleich
schon Jahr »nd Tag wüten, keine Ahnung hatten. lind ein
Flieger kreuzte über das Gelände und das Gebirge, um die Siel
hingen der Feinde zu erkunden. Mährend er seine Bomben ord-
nete und für den Angriff zurechtmachte, entglitt ihm eines der
verderbenbringenden Geschosse.

„Schade" sagte er »nd verfolgte eine Sekunde lang seinen
Sturz — „nun geht es in dieser Einöde nutzlos verloren!"

Dann war er bereits wieder über das enge Tal hinweg-
geflogen.

Die Bewohner dort aber hatten bei dem Hellen Geräusch,
das sie noch nie vernommen, in die Lüfte emporgesehen und einen
Augenblick das Rätselwesen hoch oben in blendender Sonnennähe
gewahrt. The sie sich indessen irgendeine Rechenschaft darüber
zu geben vermocht hatten, erfolgte ein fürchterliches Tosen und
Krachen und von der Felswand flogen Steintrümmer, Bäume,
Erd und Schnttmassen in gewaltigem Sturme hoch in die Lüfte.

Mit einem Schrei des verzweifelnden Entsetzens hatten sie
sich ans das Antlitz uiedergeworfen und hielten die Stunde des
Untergangs für gekommen.

Ivie es aber wieder still geworden, richteten sie sich all-
mählich empor und wagten, um sich zu schauen. Da klang ein
silbernes liebliches Rieseln und Rausche» an ihr Mhr »nd als
sie näher znfaheu sprudelte aus dem Gestein der mehr als
armdicke Strahl einer erlösten (Quelle, deren köstliches Ivasser z»
ihnen in das Tal herniederfloß.

Da fielen sie sich jauchzend in die Arme und benetzte» Stirne
und kippen ehrfürchtig mit der heilige» Flut.

„lseill Beil!" riefen sie. „Der große gütige Vogel
war es der in der Stunde der höchsten Not zu uns gekommen
ist und uns den Lebensgnell erschlossen hat!"

Und sie lauschten entzückt dem noch in der Ferne verklingen-
den Flügelschlag und segneten seine Bahnen ....

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