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Damc (bei ber Gesiubcvermictcriii>: „Sie Ivollkn also sofort
mit mir gehen? Ist das Ihr ganzes Gepäck?" — Dienst-
mädchen: „Nein, ich habe noch einen großen Koffer . . . aber
den lasse ich immer hier stehen!"
Die Siegesfahne.
anszuplandcrn l" — er ließ mich nicht zu Worte kommen — „Line
Bffizicrsfran weiß doch, wie weit sie zu gehen hat und deutet
eben nur an. Aber, das sage ich Ihnen, Herr Nachbar, etwas
Großes ist passiert und Sic haben recht: An einem solchen Tage
muß geflaggt werden I Warten Sie, bitte, einen Augenblick, ich
komme gleich hinunter und werde zur Feier des großen Ereignisses
auch meine Fahne hissen! . .
„Aber das ist doch gar nicht nötig, Herr Hascnmeicrl Meine
Schwester hat mir doch nur geschrieben, daß sie heute für mich
zwei Pfund Butter abschicktII'
Vas rote Kreils
(5 uns öcr Ofl uiiD west verrate»
UiiD schwer öns Wetter zog
herauf,
da rief zu einig-starken raten
das ganze Volt der Kaiser auf,
da eilte zu der alten fahne
das Heer, ein jeder wann ein Held,
Ztillmutig stand da auf dem Plane
das rote fircuj im weihen feld,
wir wollten keine stleufchen töten —
wir schwuren keiner Hütte ßrnnö.
doch aus der Scheide fuhr in flöten
das icharfc Schwert fiir's Vaterland,
Und mitten in dem Schlachtgelänüc,
wo freund und feind im stampf
ierlchellt,
Malter £}aus Becker.
im roeifjcri feld.
kint rettend, mildernd tausend Hände
das rote Kreuz im weihen feld.
ks heben sturmerprobte fliänncr
den Wunden linde auf die dahr'.
ks bieten jedes Leides Kenner
die besten ihrer Kräfte dar.
ks ringt mit Unheil und verderben
die ganje Kunst und Lieb' der Welt
Und still kämpft gegen Weh und Sterben
das rote Kreuz im weihen feld.
Hm vulderbctt steht die fliatrone,
die flluttcr und die holde fllaid.
da wird für sie zum schönsten Lohne
kin Lächeln stiller dankbarkeit.
Und wenn der krde festen beben
vom L o ü c s st u r m öcr ganzen Welt,
Die Siegesfahne.
Peines vormittags staub ich im Vorgarten meines kleinen
Häuschens imb ließ die deutsche Fahne am schlanken Flaggen-
mast cmporsteigen. — „Sieh' da, sich' da, der Herr Nachbarl"
klang cs plötzlich aus dem Hanse meines Nachbarn zur Linken.
„Linen schönen gntcn Morgen!"
Der Herr Hasenmeicr lehnte schmunzelnd zum Fenster heraus.
— Ich konnte kaum seinen Gruß erwidern.. . . -- „Das ist ja
prächtig I Wohl schon ivicdcr ein großer Sieg — häh?"
„Nein, meine Schwester hat mir geschrieben . . ."
„Ach so," unterbrach er mich eifrig, „von Ihrer Frau Schwester
haben Sie's! Das ist doch die große blonde Dame, die mit dem
Marineoffizier verheiratet ist? Sehen Sic: Ich gebe ja sonst gar
nichts auf Gerüchte. Ich höre überhaupt nicht hin, wenn mir
einer so etwas erzählt, aber diesmal hat dann der alte cHnasscl-
niann doch recht gehabt, als er mir gestern sagte, wir würden
in diesen Tagen noch große Überraschungen erleben. Nachdem
id) dann weiter in ihn gedrungen war, erklärte er mir, er sei
felsenfest davon überzeugt, daß es sich nur um Ereignisse zur See
handeln könne. Ich glaube, Herr Nachbar, die deutsche Marine
spielt in diesem Kriege eine viel größere Rolle, als man allgemein
annimmt. Diese neue Tat, von der Ihnen Ihre Schwester heute
geschrieben hat, beweist das doch wieder!"
„Aber, lieber Herr," rief ich ans, „meine Schwester hat mir
doch nur geschrieben..."
„Gewiß, gewiß, sic wird sich hüten, mehr über die Sache
wtthetm Herbert.
Damc (bei ber Gesiubcvermictcriii>: „Sie Ivollkn also sofort
mit mir gehen? Ist das Ihr ganzes Gepäck?" — Dienst-
mädchen: „Nein, ich habe noch einen großen Koffer . . . aber
den lasse ich immer hier stehen!"
Die Siegesfahne.
anszuplandcrn l" — er ließ mich nicht zu Worte kommen — „Line
Bffizicrsfran weiß doch, wie weit sie zu gehen hat und deutet
eben nur an. Aber, das sage ich Ihnen, Herr Nachbar, etwas
Großes ist passiert und Sic haben recht: An einem solchen Tage
muß geflaggt werden I Warten Sie, bitte, einen Augenblick, ich
komme gleich hinunter und werde zur Feier des großen Ereignisses
auch meine Fahne hissen! . .
„Aber das ist doch gar nicht nötig, Herr Hascnmeicrl Meine
Schwester hat mir doch nur geschrieben, daß sie heute für mich
zwei Pfund Butter abschicktII'
Vas rote Kreils
(5 uns öcr Ofl uiiD west verrate»
UiiD schwer öns Wetter zog
herauf,
da rief zu einig-starken raten
das ganze Volt der Kaiser auf,
da eilte zu der alten fahne
das Heer, ein jeder wann ein Held,
Ztillmutig stand da auf dem Plane
das rote fircuj im weihen feld,
wir wollten keine stleufchen töten —
wir schwuren keiner Hütte ßrnnö.
doch aus der Scheide fuhr in flöten
das icharfc Schwert fiir's Vaterland,
Und mitten in dem Schlachtgelänüc,
wo freund und feind im stampf
ierlchellt,
Malter £}aus Becker.
im roeifjcri feld.
kint rettend, mildernd tausend Hände
das rote Kreuz im weihen feld.
ks heben sturmerprobte fliänncr
den Wunden linde auf die dahr'.
ks bieten jedes Leides Kenner
die besten ihrer Kräfte dar.
ks ringt mit Unheil und verderben
die ganje Kunst und Lieb' der Welt
Und still kämpft gegen Weh und Sterben
das rote Kreuz im weihen feld.
Hm vulderbctt steht die fliatrone,
die flluttcr und die holde fllaid.
da wird für sie zum schönsten Lohne
kin Lächeln stiller dankbarkeit.
Und wenn der krde festen beben
vom L o ü c s st u r m öcr ganzen Welt,
Die Siegesfahne.
Peines vormittags staub ich im Vorgarten meines kleinen
Häuschens imb ließ die deutsche Fahne am schlanken Flaggen-
mast cmporsteigen. — „Sieh' da, sich' da, der Herr Nachbarl"
klang cs plötzlich aus dem Hanse meines Nachbarn zur Linken.
„Linen schönen gntcn Morgen!"
Der Herr Hasenmeicr lehnte schmunzelnd zum Fenster heraus.
— Ich konnte kaum seinen Gruß erwidern.. . . -- „Das ist ja
prächtig I Wohl schon ivicdcr ein großer Sieg — häh?"
„Nein, meine Schwester hat mir geschrieben . . ."
„Ach so," unterbrach er mich eifrig, „von Ihrer Frau Schwester
haben Sie's! Das ist doch die große blonde Dame, die mit dem
Marineoffizier verheiratet ist? Sehen Sic: Ich gebe ja sonst gar
nichts auf Gerüchte. Ich höre überhaupt nicht hin, wenn mir
einer so etwas erzählt, aber diesmal hat dann der alte cHnasscl-
niann doch recht gehabt, als er mir gestern sagte, wir würden
in diesen Tagen noch große Überraschungen erleben. Nachdem
id) dann weiter in ihn gedrungen war, erklärte er mir, er sei
felsenfest davon überzeugt, daß es sich nur um Ereignisse zur See
handeln könne. Ich glaube, Herr Nachbar, die deutsche Marine
spielt in diesem Kriege eine viel größere Rolle, als man allgemein
annimmt. Diese neue Tat, von der Ihnen Ihre Schwester heute
geschrieben hat, beweist das doch wieder!"
„Aber, lieber Herr," rief ich ans, „meine Schwester hat mir
doch nur geschrieben..."
„Gewiß, gewiß, sic wird sich hüten, mehr über die Sache
wtthetm Herbert.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Stammkundin" "Das rote Kreuz im weißen Feld"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 144.1916, Nr. 3698, S. 285
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg