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295

Irdisches Glück.

Ein Weiser sagte: „Gott sei Dank!
Wie üppig sind ücs Daseins Zreuöen!
Schon glaubt' ich, ich sei magenkrank,
Unü jetzt ist's bloß ein Leberlciden!"

D. S. W.

Unter Hagestolzen.

„Morgenwird's sich entscheiden, alter
Freund! Entweder ich kriege die reiche
Witwe, auf die ich's abgesehen, dann bin
ich 'ii gemachter Manu; oder ich kriege
sic nicht, dann bleibe ich endgültig Jung-
geselle!" — „Man kann also über-
morgen ans alle Fälle ■.. gratulieren."

Am Geburtstag.

,,I' wünsch' Dir Gesundheit, Glück und langes
Leben, und — die Tort'u hat der Dackl g'fress'n!"

Die Presse.

Eros; ist der Presse Macht und niemals
sind

Vor ihrem Einfluß wir gefeit gewesen:
Dft ist, was uns als Geist der Zeit er-
scheint,

Nichts als der Geist der Zeitung, die wir
lesen!

. , ©. ffi. W.

Ein Pflichtvergessener.

B o t c (nachts um zivei au der
Wohnung des Arztes): „Endlich kom-
men Sic, nachdem ich bereits dreimal
geläutet; Sic haben wohl geschlafen,
Herr Doktor'?"

nser

Baum.

Mlus gepfiaster-
y'JA. tcm engen
Hosgrund zwischen
dem himmelhohen
Vorderhaus und
dem nahen dunklen
Rückgebäude, rechts
und links oon Sci-
teumauern eingc-
fangen, stand und
blühte er wie ein
Wunder — blühte
unverdrossen, frisch
und grün jedes Jahr
auf's neu, so wenig
I . r cs wer begreifen

wollte, wie das hier
in der muffigen

Steinwelt bei wenig Luft und noch weniger Sonne immer wieder so
möglich war. Aber cs schien, als ob der wackere Kastanienbaiini
die Verpflichtung in sich gefühlt hätte, gerade um deswillen, weil
er so allein war und hier gewissermaßen die ganze Naturschönhcit
und all den Frühling ersetzen und vertreten mußte, doppelt schön
und kräftig zu wachsen und zu gedeihen. Alles nannte ihn aber
auch darum „unseren Baum", obwohl er von Rechtswegen nie-
mandem sonst als dem Hausherrn gehörte, der ihn am wenigsten
beachtete. Die Leute im Vorderhaus und die wenigen Bewohner
des Rückgebäudes hießen ihn „unseren Baum" — ja. sogar die An
grenzer zur Rechten und zur Linken, die ihn bloß über die Hof-

inäuer herübersehe» konnten, nannten ihn so. Sic hatten ihre
Freude und ihren Stolz an seinen allerersten schwellenden Knospen,
die den Lenz ansagtcn — an seinem Hellen Ergrünen — an seinem

schattigen Blätterdach mit dein Spatzenchor — und im Herbst erst
recht, wenn die Kastanien wuchsen und reiften, wenn sic in, Sturm
nicderprasscltcn und dann den Jubel der wartenden Kinder unten
entfachten, die den ganzen Sommer über unter ihn, spielten und
nun seine Früchte ivie die köstlichsten Schätze sammelten, um sich
daraus Kränze und Ehrenketten zu flechten, mit denen sie stolzer
als der Bürgermeister selbst cinherschrittcn.

Aber eines Tages beschloß der Hausherr, weil ihn das fremde
Treiben schon lange störte und weil ihm seine Unrattonnen auf dem
jetzigen Platz im Hofe immer im Wege waren, den Baum fälle»
zu lassen und an seiner Stelle die Tonnen aufzurichten, die den T)rt
viel zwcckbringcndcr aussüllten und genau so notwendig für das
Haus waren, wie ihm der Baum unnötig und lästig erschien.

Als dieser Platt durch die Hausherrnköchin bcitii Wirt utid
beim Tcppichklopfen im Hof bekannt wurde, erhob sich im Hause
selbst utid bei der ganzen Rachbarschaft eine große und allgemeine
Lntrüstung. Bei den Kindern insbesondere, die sich unter den
Rächstbeteiligten in-der Vorhand und in der überwiegenden Mehr-
heit wußten, entstand ein Jammer itnd ein Wehklagen, daß cs
eitlen Stein hätte erbarmen können. Aber der Hausherr hörte
nichts davon; denn von den Eltern wollte ihm keines das sagen
und die Kinder selbst,
deren er keins besaß,
vermochten es ihm natür-
lich nicht vorzustellen.

Schließlich aber »ahm
sich der Mieter vom ersten
Stock als der vornehinstc
und Mächtigste darum an,
zumal er schon lange auf
den Hausherr» schlecht
zu sprechen war. Eines
Morgens trat er in sei-
ner ganzen Hagerkeit
und Würde bei dem klei-
nen dicken Hausherrn
ein und sagte in ziemlich
herausforderndem Tone:

„Was?! Den Kastanien
bauin im Hofe wolle» Sie
entfernen lasten — ich

möchte Ihnen bloß mit-. W
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Zum Geburtstag" "Unser Baum"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Verschlagwortung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stubenrauch, Hans
Elleder, Karl
Entstehungsdatum
um 1916
Entstehungsdatum (normiert)
1911 - 1921
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Weltkrieg <1914-1918>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 144.1916, Nr. 3799, S. 295
 
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