Slnb vor des Mannes Füße wohlgelaunt
Demütig legte ein erbeutet' Lamm.
„Ei!" rief da der mit tiefgerührtem Sinn.
„Du bess'rcs Wesen, als Ihr Menschen seid!
Welch' selten' Los, deff' ich teilhaftig bin:
Ich fand die wahre echte Dankbarkeit!"
Am Spieße briet er sich das zarte Stück,
Verzehrte es in frohgestimmter Ruh'
Und schloß im Wüstensand voll stillem Glück
Zum Schlaf' die Augen müd' und sicher zu
Und sieh', am ander n Morgen trat auf's neu'
Mit einem Braten, den er eben fing,
SM» vor den Derwisch jener edle Leu,
Daß des Beschenkten Auge überging.
So Tag für Tag ihm redlich seinen Teil
Der Beute zu der wack'rc Löwe maß.
Daß auf die Datteln schon nach kurzer Weil'
Der gutgenährtc Derwisch ganz vergaß.
Ja, mählig wölbte sich sein hag'rcr Leib.
Er lag bequem im Sonnenschein und dacht'
Der Weisheit nach zu frohem Zeitvertreib,
Bis ihm sein Schuldner frisches Fleisch gebracht.
Doch eines Tages, als er rund und dick
Just wieder in das Licht behaglich sah.
Fiel ihn der Löwe an mit gierigem Blick
Und — denkt den Schrecken! — nahm und fraß ihn da.
„Weh!" rief der Derwisch, halb schon ausgezehrt.
„Du falsches Untier, jetzt erkenn' ich dich:
Du hast mich nicht aus Dankbarkeit ernährt —
Aus Eigennutz hast du gemästet mich!"
lvilhelm Herbert.
Neues Abonnement auf die Fliegenden Blätter
1916 III. (LDrr»r'tsl
Mit. 1.20 — für 2 Monate Mit. 2.40 —
für 3 Monate Mir. 3.50 — nebst 10 Pfg.
Umfchlaggcbühr für jeden Mvnat.
Preis vierteljährlich (13 Nummern): für
Deutschland und Östcrrcich Ungarn
3 Jt 50 unter Kreuzband 3 Jl 90 ^s,
einzelne Nummer 30 -J;
für die anderen Länder des Welt-
post Vereins unter .Kreuzband 4 80
Die Bestellung kann auch durch die J^rld-
liflfl erfolgen und beträgt: für l Monat
Mit der am 7. Juli erscheinenden Num-
mer 3702 (1) beginnt das
III«.' Quartal 1916.
iProliennminorn stehen kostenlos und porto-
frei zur Verfügung.
Bestellungen iverden von allen Bnchhaud
lungen, Zeitnngsgefchästen, Postämtern und von
unserer Expedition angenommen.
München, im Juni 1916.
Di» Expedition der Fliegenden Blätter.
Demütig legte ein erbeutet' Lamm.
„Ei!" rief da der mit tiefgerührtem Sinn.
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Und schloß im Wüstensand voll stillem Glück
Zum Schlaf' die Augen müd' und sicher zu
Und sieh', am ander n Morgen trat auf's neu'
Mit einem Braten, den er eben fing,
SM» vor den Derwisch jener edle Leu,
Daß des Beschenkten Auge überging.
So Tag für Tag ihm redlich seinen Teil
Der Beute zu der wack'rc Löwe maß.
Daß auf die Datteln schon nach kurzer Weil'
Der gutgenährtc Derwisch ganz vergaß.
Ja, mählig wölbte sich sein hag'rcr Leib.
Er lag bequem im Sonnenschein und dacht'
Der Weisheit nach zu frohem Zeitvertreib,
Bis ihm sein Schuldner frisches Fleisch gebracht.
Doch eines Tages, als er rund und dick
Just wieder in das Licht behaglich sah.
Fiel ihn der Löwe an mit gierigem Blick
Und — denkt den Schrecken! — nahm und fraß ihn da.
„Weh!" rief der Derwisch, halb schon ausgezehrt.
„Du falsches Untier, jetzt erkenn' ich dich:
Du hast mich nicht aus Dankbarkeit ernährt —
Aus Eigennutz hast du gemästet mich!"
lvilhelm Herbert.
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München, im Juni 1916.
Di» Expedition der Fliegenden Blätter.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der Derwisch und der Löwe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Verschlagwortung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1916 - 1916
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 144.1916, Nr. 3700, S. 315
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg