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Photographische Reiseskizzen des Herrn von
Mopserl.
München.
Herr von Mopserl besichtigt die neue Straße.
Walthers Testament.
Von allen Namen mancherlei,
Tie klingen in dem deutschen Liede,
Ist einer doch so fromm und treu
Wie eine duft'ge Waldesblüthe.
Es ist sein Lied so wunderbar,
Gleichwie ein Röslein auf der Heide,
So sonnenlicht, so glockenklar
Herr Walther von der Bogelweide.
O daß des Lied's Unsterblichkeit
Nicht auch dem Sänger ist zu eigen,
Daß er ein flüchtig Kind der Zeit
Muß endlich, wie die Andern schweigen!
Es ist das Lied, das Jeder kennt,
Der lebt und liebet: „Scheide, scheide!" —
So machte denn sein Testament
Auch Walther von der Vogelweide.
Und weil ihm all sein Leben lang
Das Liebste war ein fröhlich Singen,
So soll denn frommer Vöglein Sang
Auf seinem Grabe noch erklingen.
D'rum stiftet' er ein täglich Brod
Zum Futter für die luft'gen Jungen,
Damit wenn lang er läge todt,
Sie für ihn beteten und sungen. —
O schöne Zeit, mit Deiner Lieb'
Wo bist Du hin? Tu bist zerronnen!
Und kaum, daß uns ein Ahnen blieb,
Ein dunkles Ahnen deiner Wonnen.
In unfern Tagen klug und fein
Frägt man nur immer: „was soll's frommen?"
So hat man denn den Vögelein
Ihr angestiftet Brod genommen.
Es essen die Canonici
Das Brod der Vöglein heut zu Tage,
Doch ob sie beten, so wie die,
Das ist wohl eine and're Frage! —
F. B.
Neue Farbe.
Bekanntlich sind in mehreren Gegenden Deutschlands
die Worte „grün" und „unreif" gleichbedeutend. Ein Dorf-
schulmeister hatte seinen Schülern die Heidel- und Schwarz-
beeren mit vieler Mühe erklärt; als er sie aber darüber exa-
minirte, konnte ihm Keiner eine Antwort geben. Erzürnt
sprang er mit den Worten in die Höhe:
„Ihr dummen Jungen, habt Ihr Euch denn nicht ge-
merkt, daß die Schwarzbeeren, wenn sie noch grün sind,
roth anssehen!"
Photographische Reiseskizzen des Herrn von
Mopserl.
München.
Herr von Mopserl besichtigt die neue Straße.
Walthers Testament.
Von allen Namen mancherlei,
Tie klingen in dem deutschen Liede,
Ist einer doch so fromm und treu
Wie eine duft'ge Waldesblüthe.
Es ist sein Lied so wunderbar,
Gleichwie ein Röslein auf der Heide,
So sonnenlicht, so glockenklar
Herr Walther von der Bogelweide.
O daß des Lied's Unsterblichkeit
Nicht auch dem Sänger ist zu eigen,
Daß er ein flüchtig Kind der Zeit
Muß endlich, wie die Andern schweigen!
Es ist das Lied, das Jeder kennt,
Der lebt und liebet: „Scheide, scheide!" —
So machte denn sein Testament
Auch Walther von der Vogelweide.
Und weil ihm all sein Leben lang
Das Liebste war ein fröhlich Singen,
So soll denn frommer Vöglein Sang
Auf seinem Grabe noch erklingen.
D'rum stiftet' er ein täglich Brod
Zum Futter für die luft'gen Jungen,
Damit wenn lang er läge todt,
Sie für ihn beteten und sungen. —
O schöne Zeit, mit Deiner Lieb'
Wo bist Du hin? Tu bist zerronnen!
Und kaum, daß uns ein Ahnen blieb,
Ein dunkles Ahnen deiner Wonnen.
In unfern Tagen klug und fein
Frägt man nur immer: „was soll's frommen?"
So hat man denn den Vögelein
Ihr angestiftet Brod genommen.
Es essen die Canonici
Das Brod der Vöglein heut zu Tage,
Doch ob sie beten, so wie die,
Das ist wohl eine and're Frage! —
F. B.
Neue Farbe.
Bekanntlich sind in mehreren Gegenden Deutschlands
die Worte „grün" und „unreif" gleichbedeutend. Ein Dorf-
schulmeister hatte seinen Schülern die Heidel- und Schwarz-
beeren mit vieler Mühe erklärt; als er sie aber darüber exa-
minirte, konnte ihm Keiner eine Antwort geben. Erzürnt
sprang er mit den Worten in die Höhe:
„Ihr dummen Jungen, habt Ihr Euch denn nicht ge-
merkt, daß die Schwarzbeeren, wenn sie noch grün sind,
roth anssehen!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Photographische Reiseskizzen des Herrn von Mopserl"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 20.1854, Nr. 462, S. 46
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg