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Aus Herrn Gras s Tagebuch,

verfaßt auf einer Reise zur Münchener Industrie^
Ausstellung.

(Fortsetzung.)

Ich habe eine sehr unruhigte Nacht gehabt, welches an
de» Bier liegt, da man cs in die steinerne Biertebfchen nie-
mals nicht sieht, wie viel als daß Einer trinkt. Mir treimte
die Nacht nur von Kammbrinus und seiner Frau der Jumfer
Bawahria, welche auf meiner Bettdecke Bohlka tanzten; der
Lewe saß daneben und sbielte auf einer Schwabacher Maul-
trommel die Musik dazu.

Es sollen solche Treimereien auch mit an die Bergluft
liegen, welche hier so sehr in die Nähe sind und was man
Alpcndricken nennt.

Wenn Einer nach Minchen gehen will, so muß er erst
sbanisch lerne», denn cs giebt hier so viel Gebeide, welche ganz
fremdartigte Namensbenennungen fihren, was man gleich wieder
sehen wird. Kohle sagte nemlich, daß der Gibfel der Kunst

in der Pi-Piano- oder Panikotecke und in der Gli-Glickapoteck
bestende, welches nun freilich Namen sind, welche sich nie kein
Deitscher nicht wirb merken kennen. Und wenn es nun einmal
solche vcrrickte Namen sein, so kennten sie es doch mcinctswegen
das eine die erste Hibotcck und das andre die zweite Hi-
boteck nenne», weil dieses ein baar Fremdwerter sind, aus
welche sich jeder ehrliche Dcitsche versteht.

Zuerst wendeten wir uns an die erste Hiboteck oder
Panikot ecke, welche aus lauter Gemelden und Bildern be-
acht, die man die alte Schule nennt. Kohle war sehr zufric-
tm '"it den Leistungen der Kinstlcr und sagte, daß besonders
"u gewisser Ruhwens, Rafaöl, Deick und einige Andre, recht
»ette Bilderchen gemalt hatte», welche uns für die Zukunft
von diese Maler noch mehr hoffen lassen thäte». Nur hatte er

daran auszusetzen, daß bei Ruhwensen seinen Bildern gar nicht
genug rothc und grine Farben verwendet weren, wodurch so
ein schener Schlagschatten sich bildete. Ich verstehe zwar nicht,
was Kohle damit sagen wollte, allein es klingt so recht ge-
lehrt, wenn ein Kinstlcr den andern recht tadelt und so schlecht
macht als meglich, welches Kohle sagte, daß man dieses in
Minchen gans besonders gut lernen kennte.

Mir gefielen die Gemelde auch recht leidlich, aber was
ich daran auszusetzen haben würde, das ist, daß die Goldramcn
schon etwas schwarz anfangen zu werden, wodurch für einen
wahren Kunstkenner sehr viel verloren geht, wie auch der Maler
Kohle sagte.

Wenn Einer thun will, als ob wie wenn er recht viel
von der Kunst verstehen thäte, dann muß er vor ein Bild
treten und den Kobs erst schittcln, dann auf die eine Seide
biegen, dann aus die andre. Zuletzt muß er die geballte Faust
vor das Auge halten, als wenn er hindurch sehen thcte, und
einen Mundwinkel nach oben und den andern »ach unten zie-
he», welches aussieht wie sbcttische Bemerkungen und als ob
man es doch viel besser kennte.

Das schenste Kunstwerk in diese Panikoteck ist jedoch der
Thirstcher, was hier Bortigeh heißt, welcher ei» so großer Riese
ist, daß er kennte gans gute die Mamsell Bawahria heiraden,
welche draußen auf die Ruhmeshalle steht, wenn diese nicht
schon verheiradet were.

Nun giebt cs auch noch eine zweite Panikotek, welches
man die sogenannte n eie nennt, an welcher auch die eine Wand
gans mit alt fressko angcmalt ist, woraus sich die Maler und
Maurer und Zimmcrleite einander in ihre Feierabendstunden
abgezeichnct haben, wenn sie nichts mehr zu thun hatten; auch
ist eine Abbildung aus den Lustsbiel Zobf und Schwert mit
angebracht. — Kohle sagte, daß die Farben dazu mit Kau-
tuschuk und Xummi ölastikum angemacht weren, damit daß sie

09 Bestellungen werden in allen B u ch- und

' Handlungen, sowie von allen Postämtern und
ZeitungScrpcdttionen angenommen.

Mal. SubscriptlonS- vv 4,.
Nummern 3 fl. 36 kr. -‘J‘‘

oder 2 Rthlr. Einzelne Nummern kosten 12 kr. oder 4 Sgr.

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