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I




Nächtliche Versunkenheit.

Nr. 7. Stylistisches Genre.

Nr. 4. Dieses Thicrbild zeigt abermals, wie reichhaltig das
Thema ist; der Maler hat den räthselhaften Sinn der Auf-
gabe gänzlich ersaßt, die Versunkenheit ist vollständig, und um
sie möglichst nächtlich zu machen, scheint der Künstler sogar
lauter schwarze Pferde gewählt zu haben, doch kann man dicß
der Dunkelheit wegen nicht genau unterscheiden. — Wenn die
Pferde meisterhaft gemalt sind, so kann man dicß nicht durch-
weg von den Figuren behaupten; der Alte, der so eben ängst-
lich auö dem Wagen steigt, hat eine nicht zu verkennende
Aehnlichkcit mit einem Orang-Utang, doch sind das kleine
Schwächen, die man einem Thicrmalcr nicht hoch anrechnen darf.

Nr. 5. Ein Bild der zärtlichsten Eintracht, „zwei See-
len und ein Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag". Das
Ganze ist so verständlich, daß es wohl keiner Auslegung be-
darf; betrachten wir das folgende Bild.

N r. ii. Wie in dem vorigen der ganze Reiz einer mondbc-
glänzten Zaubcrnächt vor uns hingehaucht ist, wo zwei keusche

gcnstandc mit großem Takt verfahren ist, er zeigte
uns den Versunkenen noch nicht ganz versunken,
dem moralisch Denkenden bleibt noch die Hoffnung,
daß er sein Portemonnaie wieder einsteckt und heim-
geht.

Nr. 7. Hier ist endlich das gekrönte Prcisbild.
Der denkende Künstler hat sich, wie es scheint, selbst
gegeben, wie er in nächtliche Versunkenheit versunken,
sich ganz in seinen großen Stoff versenkt. Hier
tritt uns ein neuer Gedanke entgegen, in der Seele
des tiefsinnigen Jünglings brütet die schaffende Kraft
der Künstlernatur, während die allzuschwachc kör-
perliche Hülle, von der übermenschlichen Anstrengung
zusammengcknickt, in sich selbst versinkt.

Das ist tief gedacht und cs konnte nicht fehlen, daß
einem Werke, welches den ganzen inhaltsschweren
Sinn der Aufgabe so vollständig erschöpfte, der Preis
zuerkannt wurde. Auch die Ausführung ist gelun-
gen, der Faltenwurf des Vorhangs zeugt von ge-
diegenem akademischen Studium, und die Kaffee-
maschine ist mit Liebe gemalt.

Kein Murren erhob sich gegen die Entscheidung,
vor solcher Ucbcrlcgcnheit des Gcnieö beugten sich
Alle ehrfurchtsvoll.

Werfen wir noch einen Blick zurück auf die
Bilder, die wir soeben einer genauen Betrachtung
unterzogen haben: Wohl noch nie war eine Aus-

stellung so trefflicher Werke beisammen, und der
Ruhm der Akademie zu Rathhausen war für alle Zeiten
gesichert.

Fast hätte ich vergessen zu erwähnen, daß ich nur die
bedeutendsten Werke dem Leser vorgeführt habe, noch viel Gutes
war vorhanden, aber auch, wie cs nicht fehlen konnte, hatten
Einige die Aufgabe verfehlt; unter andern ein Marinemaler
der den „Untergang eines Schiffes bei Nacht" gemalt hatte,
aber so, dunkel, daß man cs nur bei Licht besehen konnte,
weswegen das Bild nicht ausgestellt wurde.

Der Professor Düftelkopf war stolz über den glänzenden
Erfolg seiner neuen Methode und erfreute sich von diesem
Tage an der ungcthciltesten Anerkennung von Seite des Pu-
blikums bei allen Verbesserungen, die er noch au den alten
Formen des akademischen Unterrichts vornahm; >>ie aber ver-
gaß er seitdem bei wichtigen Momenten seines Lebens seinen
Hausschlüssel zu sich zu stecken.

Herzen in einander fließen, die unbekümmert um das Getreide
rer Welt in stiller Seligkeit zum erstenmal am süßen Kelch
der Liebe nippen; so scheu wir hier im krassesten Kontrast
ein Bilo von wahrhaft unkenhrfter Stimmung; der Jüngling
mit dem früh verwelkten Gesichte wühlt hier verstohlen im
Schlamm der großen Städte, und seltsam schauerliche Gedanken
bestürmen den verspäteten Wanderer, der ihn so einsam und
unentschlossen an der abgelegenen Schwelle stehen siebt. Doch
muß man gestehen, daß der Künstler bei diesem delikaten Gc-

Der Scheidmigsgrnnd.

Bertha. „Liebe Mutter, ich komme zu Ihnen, um Sic nie
wieder zu verlassen, ich kann cS nicht länger bei meinem Manne
aushaltcn, sein Betragen ist tyrannisch, gefühllos, boshaft. Ich
lasse mich von diesem Vampyr scheiden."

Mutter. „Sammle Dich nur, Bertha, hast Du denn
wirklich einen genügenden Grund zur Scheidung, Wilhelm ist
ja ein rechtlicher Mann, was kann denn vorgcfallcn sein?"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Nächtliche Versunkenheit"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Aufgabe
Maler <Motiv>
Licht <Motiv>
Bild <Motiv>
Umsetzung <Beamtenrecht>
Palette <Kunst>
Nacht <Motiv>
Malerei <Motiv>
Genremalerei
Karikatur
Zimmer <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Versunkenheit <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 29.1858, Nr. 683, S. 36
 
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