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Fliegende Blätter — 33.1860 (Nr. 783-808)

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Nr. 795
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https://doi.org/10.11588/diglit.3267#0106
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102

Ein Welt-Museum.

Die Abschiedsprcdig t.

Nr. 6. Eine alte Stadtchronik
spricht von einem derartigen Instru-
mente als Höllenmaschine. Wozu

Nr. 7 gebraucht wurde, ist unbekannt; es ist für die
Wissenschaft von unberechenbarem Schaden, daß die Art und
Weise des Gebrauchs dieses Folterwerkzeuges gänzlich der Nach-
welt verloren ging.

Nr. 8. Aus Bein gefertigt; wird
von einigen-Alterthumsforschern als
Thcil einer Sämaschine erklärt,
welche, auf fruchtbarem Boden an-
gewendet, sehr wohlschmeckende Früchte
hervorbrachte.

Nr. 9. Zeigt uns ein polirtcs Holz a, welches nacki
gerechten Muthmaßungen einiger berühmter Forscher wohl zum
Tranchiren feiner Gerichte des Alterthums gehörte. Hiezu
die Tranchirmeffer d, Gabel c und sonstiges Wirthschaftsgcräthc.
(Fortsetzung folgt.)

Die Abschiedspredigt.

Aus den Memoiren eines Dorfschulmcisters.

Wenn Jemand diese Ucbcrschrist liest, so wird er viel-
leicht denken: Nun, ein Dorfschulmcistcr, der wird auch wohl

etwas Rechtes erlebt haben, und es ist wahr, so Mancher, der
dieses edlen Amtes zu warten hat, das seinen Lohn im Him-
mel hat, aber nicht aus Erden, kann wohl seinen Lebenslauf
zusammenfasscn in das Verslcin: „Er lebte, nahm ein Weib
und starb." Etwas Anderes war das aber mit meinem Groß-
vater, Gott gehab ihn selig, der war, was man so zu sagen
pflegt, ein Original und ein Prachtexemplar eines Dorfschul-
mcisters, der noch kein Denkmal bekommen, aber wohl ver-
dient, daß ich dieses oder jenes Stücklein aus seinem gar
reichen Leben zu fernerem Gedächtniß der Nachwelt überliefere.
Sein erstes Verdienst war, daß er dem Sprößling eines gar
hohen und gelehrten Herrn das A-B-C, sowie einige la-

teinische Phrascs und Conjugationes bcigcbracht. Dcrohalbcn
ist er dann der Schulmcisterstclle zu Borendorf würdig befun-
den worden und hat da sein reiches Leben gelebt und sein
nerviger Arm ist daselbst lange Zeit der Schrecken aller Schul-
buben gewesen. Oftmals habe ich als wohlbestallter Gymna-
siast gute Tage bei ihm verlebt, besonders wenn meine Ccn-
snren nicht so gut ausgefallen waren, um einen Empfehlungs-
brief an meinen strengen Herrn Papa abzugcbcn, wo er dann
gewöhnlich die Mittelsperson machen mußte. Einen Tag der
Osterferien, wo auch meine Ccnsuren mich zunächst zu ihm
geführt, werde ich nie vergcffen. Als ich in seinem Reiche
cinzog, begegneten mir die Schulbuben, die mich alle gern lei-
den mochten, weil ich manchen lustigen Streich mit ihnen aus-
gesührt; kein einziger hatte ein verweintes Gesicht, ein Zeichen,
daß meines Großvaters Baculus heute geruht, und lachend
riefen mir mehrere zu, daß der Alte heute ganz gut bei
Laune gewesen. Eilenden Schrittes strebte ich dem kleinen
Schulhause zu, und wie mir die Jungens richtig prophczciht,
schaute er noch heiterer als gewöhnlich, denn ein Grillenfänger
, war er überhaupt nicht, mir durch das offene Fenster cntgc-
: gen. Selbst die gewöhnliche Frage nach den Censurcn un-
terblieb und freundlicher als je ward ich von seiner gehärteten
Hand in die Wangen gezwickt. Wie erstaunte ich aber erst,
als er mich mein Ränzcl abthun und ei» wenig warten hieß
und dann — mit einer Flasche und Weingläsern zurückkam.
Ich dachte erst, ich hätte mich im Datum geirrt und hätte
vergessen, ihm meinen gewöhnlichen Gcburtstagsglückwunsch zu
überreichen, er aber lachte mich tüchtig aus, als ich ihm dieß
gestand und forderte mich auf, zu trinken, indem er aus ei-
nem Schubfach seiner Kommode ein Stück Torte hcrvorlangte,
dem ich auch auf einmaliges Auffordern mit Appetit zusprach.
Auf meine weiteren Fragen sagte er mir nur, daß Beides
der gnädige Herr vom Gute ihm geschickt, wie aber dies Al-
les zusammenhing, habe ich erst später erfahren. Eine Reihe
von Jahren später, saßen wir nämlich wieder ein Mal bei
: meinem Großvater beisammen, cs war der Gutsherr, der Herr
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Ein Welt-Museum" "Die Abschiedspredigt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Trommel <Motiv>
Brille <Motiv>
Messer <Motiv>
Palette <Kunst>
Öl
Karikatur
Reibstein
Satirische Zeitschrift
Thema/Bildinhalt (normiert)
Tambourstab <Motiv>

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
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Fliegende Blätter, 33.1860, Nr. 795, S. 102

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