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Fliegende Blätter — 34.1861 (Nr. 809-834)

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Die kleinen Se lbstherrscher.

man nicht oft genug gesehen, daß, wenn bei festlichen Gelegen-
heiten Gebrauch davon gemacht wurde, viele Stunden vergmgcn,
ehe man cs bis zu einem blinden Schuß brachte.

„Es würde aber ohne Blutvergießen nicht abgchcn, da doch
nicht zu leugnen ist, daß seine Bedienung mindestens nnt den
Feuerwaffen vertraut ist und auch ein Theil lCr aum
damit umzugehen versteht," gab der Oberförster zu e c,i cn.

„Und dann hätte auch Jhro Durchlaucht hinsichtlich des
Landfriedcnsbruchs sich eines Vergehens schuldig gemacht, be-
merkte ernst der Hofrath. ,

„Nun denn," begann die Herzogin nach einer kleinen
Pause. „So wenig ich sonst geneigt bin, von tollen Strer ,en
des Obristlieutenants von Flcmming mich ungestraft verletzen
zu lassen, so will ich doch dicßmal zur Verzeihung und Milde
nicht abgeneigt sein. Oberamtmann, macht Euch bereit, dem
Herrn von Flcmming zu eröffnen, daß, wenn er sich bereit
zeigt, seine Feuerschlünde zurückzuzichcn und seine Untcrthancn
zu entwaffnen, ich mich hcrablaffen will, wegen des zwischen
uns noch zweifelhaften EigenthumSrcchts, hinsichtlich des Hoch-
buschcs, mit ihm mündlich zu verhandeln."

Hiemit hob die Herzogin die Bcrathung auf und zog sich
mit ihrem Hofstaate zurück, der Amtmann entfernte sich, um
den Auftrag seiner Gebieterin zu vollziehen, die Wirthschaftcrin
aber rief kopfschüttelnd: „das hilft zu nichts, nun wird cs

der tolle Flcmming nur noch ärger treiben!"

Auf einer Wiese, dicht bei der einzigen von Weiffig nach
Drchna führenden Fahrstraße, hatte der Obristlieutenant lein
Lager aufgeschlagen. Die Straße sperrten seine Geschütze, die
mit Ackcrpferdcn bespannt, die Hälfte seiner Mannschaft zur
Bedienung brauchten, die übrigen Bewaffneten aber umstanden
in Trupps von fünf bis zehn Mann die Höhe dcS Hochbufchcs.

Der Schloßhauptmann befehligte die Leibwache des Obrist-
licutenants als Aventgardc und beobachtete die Bewegungen
des Drchnacr Landsturms, der unter Anführung des Leibjägcrs
sich auf Schußweite dem Feinde genähert, jetzt aber, wie cs
schien, auf erhaltene Ordre sich wieder zurückzog.

„Da habtJhr das feige Gesindel!" rief der Obristlicutcnant,
der unweit seiner Avantgarde auf einer kleinen Anhöhe hielt
und durch ein Fernrohr diesen Rückzug bcobachtelc. „Jetzt wäre,
glaub' ich, der günstigste Augenblick, vorzurücken und Drchna
mit Sturm zu nehmen."

„Dann dürfte auch mir wohl gestattet sein, des Schloß-
gärtncrs Nichte mit Güte oder Gewalt nach Weiffig zurück-
zuführen!" wagte der Hauptmann hinzüzufügen.

„Hauptmann Scholz, Ihr seid ein trauriger Liebhaber,"
entgcgnctc lachend Flcmming. „Ich kann cs wahrlich dem Blitz-
mädel nicht verdenken, daß sie Reißaus genommen. Da Ihr ein-
mal in Drchna wäret, nun denn, zu allen Teufeln, warum
holtet Ihr sie Euch nicht heraus, das hätte Euch in Respekt
gesetzt und dem Mädel gewiß besser gefallen, als daß Ihr ab-
gezogen seid, wie die Katze vom Taubenschlagc."

„Eurem Befehle zufolge, mein Herr Obristlieutenant,
keine Gcwaltthätigkeiten zu begehen, durfte ich dicß nicht
wagen," antwortete, sich vcrthcidigend, der Hauptmann.

„Ah, was! das. sind lahme Ausreden!" eiferte Flcmming,
„Himmclclcment, wenn mir das passirt wäre und das Mädel
mir an's Herz gewachsen, ich hätte das Schloß gestürmt und
die Herzogin gefangen genommen, wenn sic mir die Braut
nicht hätten in Güte auslicfcrn wollen. Aber, was ist denn
dort los!" rief er, seine Strafpredigt unterbrechend und nahm
das Fernrohr zur Hilfe. „Da wälzt sich eine Menschcnmaffe
uns entgegen! Achtung!"

Die Truppen traten in's Gewehr und die Geschütze
wurden gerichtet, denn näher und immer näher kam eine
Volksmenge, an deren Spitze der Obristlieutenant nun den
herzoglichen Amtmann erkannte, vor welchem ein Gcrichts-
diener, als Zeichen friedlicher Sendung, eine weiße Fahne
schwenkte. Je näher der Zug kam, je schwächer wurde
derselbe, denn da derselbe größtentheils aus neugierigen
Bewohnern Drehna'S bestand und diese dem Obristlicute-
nant und seinen Kanonen doch nicht so recht trauten, so
hielt die Mehrzahl derselben es auch am gerathcnstcn, in
bescheidener Entfernung abzuwarten, was sich hier zu-
tragcn werde.

Der Oberamtmann, von dem Gerichtspcrfonale be-
gleitet, war jetzt näher gekommen und stand dem Obrist-
lieutcnant gegenüber, welcher seinen Hauptmann zu sich
rief und ihm einige Worte zuflüstcrte, worauf dieser wieder
zurücktrat und mit zehn Mann Bewaffneten in der Nähe
des Obcramtmanns Posto faßte.

„Im Namen meiner durchlauchtigsten Herzogin," be-
gann jetzt der Oberamtmann, „erscheine ich als Abgesandter
vor Euch, dem Herrn von Weiffig, Obristlicutcnant von
Flcmming und verkünde hiermit, daß Jhro Durchlaucht
Euer gewaltsames Handeln vergessen will, wenn Ihr Euch

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Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Die kleinen Selbstherrscher"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Werktitel/Werkverzeichnis

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Entstehungsort (GND)
München

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Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

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Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
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Pferd <Motiv>
Lager <Militär>
Speise <Motiv>
Geschütz
Militär
Lafette
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 34.1861, Nr. 829, S. 163
 
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