Fliegende Blätter (36.1862 (Nr. 861-886))

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Am Uglcy-See.

Schilsbckränzt die triefenden Haare,

Theilweis silbcrgrau, wie ein Fisch,

Listig lächelnd das Auge das klare,

Setzt er sich an den verlassenen Tisch.

Und behaglich das alte Geschöpfe
Schenkt aus voller Flasche sich ein,

Prüft und. schmunzelt: „Die dummen Tröpfe
Führen doch ausgezeichneten Wein!"

Und wie er trinkt in mächtigen Zügen
Von des Rheinweins goldener Gluth,

Will ihm nicht eine Flasche genügen.

Zwei, auch drei scheinen ihm gut.

Und allmählich bei seinen! Trinken
Wird cs ruhig wieder umher.

Leise läßt er die Wellen sinken,

Und die Winde brausen nicht mehr.

Lächelnd brechen der Sonne Strahlen
Wieder hervor aus Wolkennacht,

Und mit purpurner Farbe malen
Sie des Waldsee's glänzende Pracht.

Als nun die wieder getrockneten Straßen
Zieht die zerstreute Gesellschaft daher,

Findet sie Alles, wie sie's verlassen.

Nur die Flaschen sind leider leer.

- I

Knarrend beugen die alten Aestc
Sich vor dem brausenden Sturme tief,
Der das Gewitter statt lauer Weste
Aus den thürmendeu Wolken rief.

Schwarz wird der Sec, es schäumen die Wellen,
Regen verwandelt die Erde in Schlamm,
Zuckende Blitze mit Krachen zerschellen
Einer Buche uralten Stamm.

Wo sind die luftigen Lcntchcn geblieben?
Wo ihr verwegener Ucbermüth?

Lachend sieht sic der Nix zerstieben,
Steigt an's Ufer aus wallender Fluth.

Aber dem Nix wird wunderbar schwüle,
Beine so schwer und der Kopf so warm,
Sehnt sich hinab in der Wellen Kühle
Und in der Nixen schimmernden Arm.

Da umfaßt er in süßen Gedanken
Schnell die letzte der Flaschen in Gluth —
Mit ihr vereinigt nach kurzem Schwanken,
Fällt er kopfüber hinab in die Fluth. —