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Hosen und Tornister.

(Fortsetzung.)

Länger als eine Stunde währte dieser Kampf, in dem
der alte Salomon schon wenigstens zehn Mal den Laden Blu-
menthals mit dem Schwur verlassen hatte, daß er jetzt sein
letztes Gebot gcthan, und immer kam er doch wieder, um noch
eine Kleinigkeit zuzusetzen. Mit der Hälfte der verlangten
Summe hatte er zu bieten angcfangen, und groschestwcise war
er aufgerückt bis achtzehn Thaler. Nach diesem Gebote that
er einen ganz besonders wichtigen Schwur, auch nicht einen
Heller mehr geben zu wollen. Blumcnthal glaubte zwar die-
ser letzten Betheuerung anfangs eben so wenig, wie den frühe-
ren; als jedoch Salomon entschlossen die Gasse hinabwan-
derte, und, ohne sich ein einziges Mal umzuschauen, bis an
die nächste Ecke gekommen war, da — faßte Blumenthal einen
gewaltigen Entschluß. Er rief den Händler zurück und über-
ließ ihm das Bündel für den gebotenen Preis. Salomon
zählte das Geld auf, indem er bei jedem Thaler betheucrte,
daß er viel zuviel geboten habe und wie ihn sein Handel bereits
gereuc. Blumenthal erwiderte gar nichts, er strich stumm das
Geld ein und übergab dann das Bündel dem alten Schacher-
juden, indem er heimlich einen Fluch zwischen den Zähnen
murmelte.

Jetzt richteten sich jedoch Salomons Blicke ans das an-
dere Bündel, was noch da oben lag, und er frug, ob nicht
damit auch ein Geschäftchen zu machen sei, wobei er nach dem
verborgenen Inhalt fragte. Blumcnthal wollte Anfangs von
einem weiteren Geschäfte mit Salomon Nichts wissen, wie
aber der Alte endlich gar nicht nachließ mit Fragen und da-
bei noch verführerisch in der Tasche einen hinreichenden Vor-
rath von harten Thalern klingen ließ, da beqncmte sich Blu-
mcnthal zuletzt doch, auch das andere Bündel herab zu holen
und zu öffnen.

Als die vierzig alten Jnfanterietornister sichtbar wurden,
konnte sich Salomon eines lauten Lachens nicht enthalten.

„Js mer doch," sagte er, „als ob Ihr hättet ßu liegen
da oben das Dcpartemank fer de Kriegsangelegenhciten. Habt
Ihr nich aach in en alten Winkel en Dutzend vierßigpfün-
dige Kanonen?"

„Wenn Ihr die Ternister nicht wollt haben, so braucht
Jhr's nur ßu sagen," meinte Blnmenthal, ausgebracht über
Salonions Lachen und Bemerkungen. Jener entschuldigte sich
jedoch und verhinderte, daß die Tornister so schnell wieder
verschwinden sollten, denn rasch hatte er den eigentlichen Werth
dieser Gegenstände begriffen. Waren die alten Futterale auch
in ihrer jetzigen Form nicht besonders verwendbar, so ließ'
sich doch so Manches aus dem Leder machen. Dieselbe Be-
merkung hatte jedoch Blumenthal lange vorher auch schon ge-
macht und verlangte deshalb nicht weniger als fünfunddrcißig
Thaler. Natürlich stellte sich Salomon ganz betroffen über
einen so enormen Preis und begann wieder mit einem Ange-
bot von der Hälfte, allein Blumcnthal ließ nicht mehr als
fünf Thaler von seiner Forderung nach und blieb dann ganz
entschieden bei dem Preise von dreißig Thalern stehen.

Alle Bemühungen Salomons blieben vergeblich. Er bot
zwanzig Thaler und groschcnweise bis ans fünfundzwanzig;
das heißt, es vergingen drei Tage, ehe er bis auf diesen
Höhepunkt gelangt war, und an jedem -rage war er minde-
stens zwanzig Mal wegen des Handels wieder gekommen.
Blumcnthal hingegen bestand fest auf dem von ihm verlang-
ten Preise, da auch er recht gut den Werth der Ledcrtornistcr
kannte. Nur aus Abneigung hatte er sie so lange da oben
unberücksichtigt gelassen, allein verschleudern wollte er die ver-
haßten Dinger denn doch auch nicht. Als Salomon sah, daß

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