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Zum grauen Csel.

(Fortsetzung.)

„Jst's Spaß oder Ernst, Durchlaucht?" fragte ich un-
gläubig.

„Bitterer Ernst!" lachte der Fürst. „Ich sehe, du
mußt anderes Pferdefleisch zwischen die Schenkel kriegen,
Lippolt, sonst kommst du nicht mehr mit mir fort. Laß ihn
dir heute Abend holen."

„Na! das heiß' ich aber wrc ein Fürst Honnet sein!"
rief ich jubelnd. „Na, und wer von uns Beiden hat nun
! mehr Glauben zu meinem allergnädigsten Fürsten, ich oder
Ew. Durchlaucht?"

„Ach! schweig' davon! Wer kann sich auch denken, daß
dein durchlauchtigster Fürst so närrisch ist, eines seiner besten
Pferde an Jemand zu schenken, der ihn doch nicht reiten
> kann. Komm', hilf mir den Hirsch ausweiden."

„Siehst du, Dortcheu, so kam's. Abends ließ ich mir
den Schimmelhengst aus dem Marstalle holen und da steht
er nun seit acht Tagen bei mir. Aber du mußt ihn erst
sehen, wenn ich darauf sitze und mit der Zunge schnalze.
Siehst du, dann hebt er den Hals und spielt eine Figur, daß
du nicht wissen sollst, wer sich stattlicher macht, das Noß
oder der Reiter."

„Weißt du, Bruder," nahm die Schwester nach einer
Weile ruhigen Sinnens das Wort, „wer mir in deiner Ge-
schichte am meisten gefällt, mehr als Roß und Reiter?"

„Na, wer denn?"

„Das ist dein durchlauchtigster Fürst! das muß doch
ein grundgütiger und lieber Herr sein."

„Das ist er auch; Gott segne ihn! Und nun laß uns
seine Gesundheit trinken. Er lebe hoch und freue sich seines
Lebens. Aber seinen Schimmel ist er los! Sich' Dortchen,
ich werde immer krcuzseclenvcrgnügt, wenn ich von ihm er-

zählen kann, und da du mich jetzt in der allerbesten Laune
von der Welt siehst, so rücke einmal mit deinem Anliegen
heraus. Was hast du auf dem Herzen?"

„Du weißt, Bruder Heinrich", begann sie, „daß es mir
als alleinstehende Wittwc, besonders seit der Joseph den blauen
Rock hat anziehen müsien, oft recht schwer wird, die Wirth-
schafl auf den beiden großen Bauernhöfen, die mir mein Se-
liger hinterlassen hat, gehörig in Ordnung zu halten."

„Kann mir's wohl denken," meinte der Förster etwas
kleinlaut. „Aber Frau, du willst doch nicht etwa wieder
heirathen?"

„Ach! Bruder, wo denkst du nur hin! darüber bin ich
hinaus. Aber nun rückt die Erndte wieder herbei und eine 1
so gesegnete wie wir sie seit Jahren nicht gehabt haben; da
thät' cs Noth, ich hätte zehn Augen im Kopfe und könnte
mich in drei Theile theilen, um überall, wo's Noth lhut, nach
Ordnung zu scheu."

„Soll ich dir etwa bei der Erndte helfen, Dortchen?"

„Ach! du wärest mir ein schöner Helfer!" lachte Dort- >
chen, „nein! aber der Joseph könnte mir doch helfen."

„Ja! der ist ja aber bei dem Militair in Minden!
Laß' ihn um Urlaub bitten auf einige Wochen."

„Das hat er ja schon gcthan."

„Na! was hat's dann für Noth?"

„Ja, das wohl! aber er hat nur keinen Urlaub gekriegt."

„Das ist freilich schlimm. Aber kein Baum fällt auf
einen Hieb. Da mußt du sclbjt als Mutter einmal hinfahrcu
und sehen, ob du ihn loskricgjt."

„Ach geh! was kümmern sich die Herren Ofsicicre um
die Sorgen einer Wittwe aus dem Bauernstände!"

„Na! wo soll's denn aber sonst hinaus?"

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