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Wie ein Backenstreich zur Ehre ward.
Ei» Blatt aus einer alten Chronik.
Es war im Jahre fünfzehnhundert vier,
Da lag vor Kufstein Kaiser Maxen's Heer.
Der Piuzenaucr war's, der feile Strolch,
Der macht dem Kaiser nur die Sache schwer.
„Mit unfern Besen kehr' ich, wenn ich's will,
Die draußen lagern, weg, wie Spreu im Nu!"
So schrie der Pinzcnauer höhnend frech
Des Kaisers wohlerprobten Kriegern zu. —
Da schwoll dem Kaiser, sonst von mildem Sinn,
Gar mächtig wohl vor Heldenzorn der Kamm,
Und wilde Kampfeslust durchbrach bei ihm.
So wie ein Sturzbach brausend, jeden Damm.
„Nun, d'rauf und d'ran! Ihr Braven, stürmt das Nest!
Und schont mir Keinen von der Unkenbrut!
Sie sollen kennen lernen unser Schwert,
Das durstig lechzet nach der Spötter Blut!
Bei meinem Kaiserwort! die Gnad' ist aus!
Die Rache stürzt mit Stnrmeseil' heran, —
Und wer mir Schonung räth', den schlage ich,
Bei meiner Ehr', in's Angesicht, ob Weib, ob Mann!"
Da stürmt, wie ein Gewitter, dröhnend los
Des Kaisers Heer. Es dringt in Kufstein ein,
Und grausam übt die Rache nun ihr Werk
Bei hellen Brandes schrcckenvollem Schein. —
Wohl trübt bei diesen Gräueln, die so oft
Den Sieg geschwärzt, des Kaisers Auge sich.
Doch bindet ihn sein Wort, denn damals galt
Das Wort, ob bürgerlich, ob kaiserlich.
Und wie der Kaiser, innerlich im Schmerz,
Ob seiner Krieger Wüthcn, sinnend steht.
Da naht der wack're Herzog Erich sich,
Sein nasser Blick um Gnad' und Schonung fleht.
Und als des Kaisers Aug' zur Erd' sich senkt,
Fällt Erich in die Knie: „O Kaiser mein!
Ich kenne deinen Schwur, — erfülle ihn!
Doch laß' dieß — Schlachten nun zu Ende sein!" —
Da lenchtct's in des Kaisers Angesicht
So wie ein Blitz, doch hell, nicht zornesbleich!
Und rasch, wie Blitze immer schnelle sind,
Trifft Herzog Erich schon ein Backenstreich! —
„Nun haltet eilt!" der Herzog jubelnd ruft
Den Kriegern zu. „Der Kaiser gicbt Pardon!"
Im selben Augenblicke aber lag
An Herzog Erich's Brust der Kaiser schon.
„O Erich, du mein Held, du treuer Mann.
O Erich, echter Ritter, voll von Ehr'!
Der Backenstreich, den du erhieltest,
Er adelt, edler Herzog, dich noch mehr!
Kein Orden, den des Kaisers Gnade giebt-.
Er ziert so schön dich wie der — Backenstreich!
Kein Ritterschlag mit stolzem Königsschwert,
Ist diesem Schlag auf deine Wange gleich!"
Wie ein Backenstreich zur Ehre ward.
Ei» Blatt aus einer alten Chronik.
Es war im Jahre fünfzehnhundert vier,
Da lag vor Kufstein Kaiser Maxen's Heer.
Der Piuzenaucr war's, der feile Strolch,
Der macht dem Kaiser nur die Sache schwer.
„Mit unfern Besen kehr' ich, wenn ich's will,
Die draußen lagern, weg, wie Spreu im Nu!"
So schrie der Pinzcnauer höhnend frech
Des Kaisers wohlerprobten Kriegern zu. —
Da schwoll dem Kaiser, sonst von mildem Sinn,
Gar mächtig wohl vor Heldenzorn der Kamm,
Und wilde Kampfeslust durchbrach bei ihm.
So wie ein Sturzbach brausend, jeden Damm.
„Nun, d'rauf und d'ran! Ihr Braven, stürmt das Nest!
Und schont mir Keinen von der Unkenbrut!
Sie sollen kennen lernen unser Schwert,
Das durstig lechzet nach der Spötter Blut!
Bei meinem Kaiserwort! die Gnad' ist aus!
Die Rache stürzt mit Stnrmeseil' heran, —
Und wer mir Schonung räth', den schlage ich,
Bei meiner Ehr', in's Angesicht, ob Weib, ob Mann!"
Da stürmt, wie ein Gewitter, dröhnend los
Des Kaisers Heer. Es dringt in Kufstein ein,
Und grausam übt die Rache nun ihr Werk
Bei hellen Brandes schrcckenvollem Schein. —
Wohl trübt bei diesen Gräueln, die so oft
Den Sieg geschwärzt, des Kaisers Auge sich.
Doch bindet ihn sein Wort, denn damals galt
Das Wort, ob bürgerlich, ob kaiserlich.
Und wie der Kaiser, innerlich im Schmerz,
Ob seiner Krieger Wüthcn, sinnend steht.
Da naht der wack're Herzog Erich sich,
Sein nasser Blick um Gnad' und Schonung fleht.
Und als des Kaisers Aug' zur Erd' sich senkt,
Fällt Erich in die Knie: „O Kaiser mein!
Ich kenne deinen Schwur, — erfülle ihn!
Doch laß' dieß — Schlachten nun zu Ende sein!" —
Da lenchtct's in des Kaisers Angesicht
So wie ein Blitz, doch hell, nicht zornesbleich!
Und rasch, wie Blitze immer schnelle sind,
Trifft Herzog Erich schon ein Backenstreich! —
„Nun haltet eilt!" der Herzog jubelnd ruft
Den Kriegern zu. „Der Kaiser gicbt Pardon!"
Im selben Augenblicke aber lag
An Herzog Erich's Brust der Kaiser schon.
„O Erich, du mein Held, du treuer Mann.
O Erich, echter Ritter, voll von Ehr'!
Der Backenstreich, den du erhieltest,
Er adelt, edler Herzog, dich noch mehr!
Kein Orden, den des Kaisers Gnade giebt-.
Er ziert so schön dich wie der — Backenstreich!
Kein Ritterschlag mit stolzem Königsschwert,
Ist diesem Schlag auf deine Wange gleich!"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Wie ein Backenstreich zur Ehre ward"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Thema/Bildinhalt (normiert)
Ohrfeige <Motiv>
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 36.1862, Nr. 885, S. 197
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg