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Eros, von Anakreon dem Jüngeren
III.
Will ich mich so recht vergessen.
Dann besuch ich eine Schenke,
Aber immer sitzt da Eros
Neben mir, eh' ich es denke;
Stemmt, als war' er da zu Hause,
Auf den Tisch die Ellenbogen,
Trinkt aus meinem Glas und gibt sich
Ueberhaupt recht ungezogen.
Und so kommt es, daß ich immer
Zahlen muß zu viele Flaschen.
Eros führt kein Geld, natürlich,
Denn er hat ja keine Taschen.
I.
IV.
Als ich neulich stand am Schleifstein,
Kam schön Röschen auch herüber;
Ihre Scheere frisch zu schleifen
Stellte sie sich gegenüber.
Lang verstand ich nicht zu tanzen.
Vornehm lächelt' ich darüber.
Alle Schönen voll Verachtung
Sahen kaum nach mir herüber.
Hurtig drehten wir am Holze
Mit den Füßen alle beide.
Keines sah des Andern Antlitz,
Jedes sah nur auf die Schneide.
Aber Eros eines Tages
Hüpft herein mit gleichen Füßen
Und begann mit leichter Wendung
Kunstgerecht mich zu begrüßen.
Plötzlich zuckt mir durch die Glieder
Ihres kleinen Schuh's Berührung
Und es stockt mit einem Male
Unsre emsige Hantirung.
Zierlich setzt er seine Beine
Immer eines nach dem andern,
Zwingt mich endlich, durch das Zimmer
Rings im Kreis mit ihm zu wandern.
Und nun sehn wir erst da unten
Eros auf dem Troge sitzen,
Schelmisch lächelnd und als wollt' er
Auch am Stein die Pfeile spitzen.
Also lernt' ich spielend Jenes,
Was ich früher so verlachte:
Eros war es, der den Spötter
Noch zum flotten Tänzer machte.
i
II.
V.
i
Saß ich jüngst am Corpus Inns
Und studirte die Pandekten.
Plötzlich spürt' ich wie zwei kleine
Hände mir die Augen deckten.
Jüngst an einem Hause ging ich
In der Stadt vorbei spazieren,
Unten stand ein Schildwachposten
An den großen Flügelthüren.
Und ich kannte wohl den Schelmen,
Der mich suchte zu betrügen:
Eros war es, der von hinten
Leise auf den Stuhl gestiegen.
Als ich nach den Fenstern schaute.
Blieb wie festgcbannt ich stehen.
Denn ich hatt' ein schönes Mädchen
Dort im zweiten Stock gesehen.
Seufzend klappt' ich zu die Bücher,
Denn im Banne solcher Hände
Ist es leider mit der Fassung
Und Jurisprudenz zu Ende.
Plötzlich legt die arge Schildwach'
Auf mich an und schießt mich nieder,
Ach nun kannt' ich erst in zwiefach
Tuch den bösen Eros wieder!
Eros, von Anakreon dem Jüngeren
III.
Will ich mich so recht vergessen.
Dann besuch ich eine Schenke,
Aber immer sitzt da Eros
Neben mir, eh' ich es denke;
Stemmt, als war' er da zu Hause,
Auf den Tisch die Ellenbogen,
Trinkt aus meinem Glas und gibt sich
Ueberhaupt recht ungezogen.
Und so kommt es, daß ich immer
Zahlen muß zu viele Flaschen.
Eros führt kein Geld, natürlich,
Denn er hat ja keine Taschen.
I.
IV.
Als ich neulich stand am Schleifstein,
Kam schön Röschen auch herüber;
Ihre Scheere frisch zu schleifen
Stellte sie sich gegenüber.
Lang verstand ich nicht zu tanzen.
Vornehm lächelt' ich darüber.
Alle Schönen voll Verachtung
Sahen kaum nach mir herüber.
Hurtig drehten wir am Holze
Mit den Füßen alle beide.
Keines sah des Andern Antlitz,
Jedes sah nur auf die Schneide.
Aber Eros eines Tages
Hüpft herein mit gleichen Füßen
Und begann mit leichter Wendung
Kunstgerecht mich zu begrüßen.
Plötzlich zuckt mir durch die Glieder
Ihres kleinen Schuh's Berührung
Und es stockt mit einem Male
Unsre emsige Hantirung.
Zierlich setzt er seine Beine
Immer eines nach dem andern,
Zwingt mich endlich, durch das Zimmer
Rings im Kreis mit ihm zu wandern.
Und nun sehn wir erst da unten
Eros auf dem Troge sitzen,
Schelmisch lächelnd und als wollt' er
Auch am Stein die Pfeile spitzen.
Also lernt' ich spielend Jenes,
Was ich früher so verlachte:
Eros war es, der den Spötter
Noch zum flotten Tänzer machte.
i
II.
V.
i
Saß ich jüngst am Corpus Inns
Und studirte die Pandekten.
Plötzlich spürt' ich wie zwei kleine
Hände mir die Augen deckten.
Jüngst an einem Hause ging ich
In der Stadt vorbei spazieren,
Unten stand ein Schildwachposten
An den großen Flügelthüren.
Und ich kannte wohl den Schelmen,
Der mich suchte zu betrügen:
Eros war es, der von hinten
Leise auf den Stuhl gestiegen.
Als ich nach den Fenstern schaute.
Blieb wie festgcbannt ich stehen.
Denn ich hatt' ein schönes Mädchen
Dort im zweiten Stock gesehen.
Seufzend klappt' ich zu die Bücher,
Denn im Banne solcher Hände
Ist es leider mit der Fassung
Und Jurisprudenz zu Ende.
Plötzlich legt die arge Schildwach'
Auf mich an und schießt mich nieder,
Ach nun kannt' ich erst in zwiefach
Tuch den bösen Eros wieder!
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eros, von Anakreon dem Jüngeren"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 37.1862, Nr. 889, S. 22
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg