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Die kaiserlich e

birt," sprach die Kaiserin launig, „es ist mir aber lieb zu
hören, daß eine junge Person keine Fatiguen anschlägt, wo
es die Religion gilt/' — Ein kleiner Seitenblick, aber nur
ein ganz kleiner, streifte bei diesen Worten den nichtsahnenden
kaiserlichen Gemahl, welcher sich in belebtem Gespräch mit
einer anmuthigen Fürstin Auersperg befand. „Das junge
Volk ist sonst nicht zu eifrig, Sie ist cs aber, Comtesse Poldi,
und ich will Ihr wohl deßhalb — warum ist Sie noch nicht
verheirathet in Ihrem Alter?"

„Majestät" stammelte die bestürzte Gräfin, indem eine
dnnkle Röthe sic übergoß, „Majestät, ich bin ohne Vermögen."

„Nun, ein Frauenzimmer ist am besten ausgesteuert,
wenn es brav und sirtsain ist," sprach die Kaiserin, und in
ihrer gutmüthigen Indiskretion fuhr sie fort, „hat Sic vielleicht
eine Liaison? sage Sie es ungeschent!"

„Majestät!" rief die Gräfin, im Tone der gekränkten
Unschuld, „ich hielt meine Blicke ans Gott und Ew. Majestät
gerichtet, mein Sinn ist nicht auf die Weltlichkeit gestellt."

„So will Sic in's Kloster gehen?" rief die Llaiserin er-
freut, denn es konnte ihr keine angenehmere Nachricht werden,
als diese, daß eine adelige Jnngfran ans eigener Wahl den
Schleier nehme.

Ein Schauder durchbebtc die schone Gestalt der Gräfin,
und wieder blitzte ihr dunkles Auge verrätherisch ans, „ich
halte mich nicht würdig dazu, Majestät!" murmelte sie.

„Nun Eines oder das Andere, eine Nonne oder eine
Ehefrau, und wie ich Sie dafür ansehe, Comtesse Poldi, so
denk' ich das Letztere wäre das Beste für Sie. Will Sie sich
mir anvertrauen, dann ivill ich Ihr einen Mann schaffen, der
es Werth ist, daß die Kaiserin ihm Freiwerberin wird."

„Ich bin meiner gnädigsten Kaiserin nnterthänigste Magd
und nehm' jed' Geschick aus ihren Händen dankbarlichst an,"
sprach die Gräfin sich tief neigend und die Hände demüthig ans
der Brust gefaltet, aber die Augen, diese verrätherischen
Augen, sie schossen einen Blitz des Triumphes: denn so schön
sie auch war, so zauberhaft schön, Leopoldinen von Starhem-
bcrg hatte es bis jetzt, um Frau zu werden, weniger an dem
Wunsche dazu, als an Freiern gefehlt. —

Die Kaiserin nickte ihr gnädig zu und ging weiter, aber
schon nach wenigen Schritten blieb sic wieder stehen; ein
junger Mann dessen apfelrundes, roth und weißes Gesicht
und treuherzige, blaue Augen das blonde Haar verriethen,
welches der Puder verbarg, hatte mit einer tiefen Verbeng-
nng der Kaiserin gehuldigt. ■—

„Ei, ei, Franz Esterhazy!" ries die Kaiserin, 'wieder
zurück aus Ungarn, schau' das freut mich Franzi, ich mein'
immer, es fehlt mir eines meiner Kinder, wenn Du fort bist."

Es war wirklich der Träger dieses stolzesten Namens
Ungarns, welchen die Kaiserin ans eine so außerordentlich
schmeichelhafte Weise begrüßte; sein Aenßeres aber verrieth
in keiner Weise den Magnaten, cs war das Abbild, körperlich
und geistig, seiner blonden, gutherzigen, oberösterreichischen
Mutter, welche die Kaiserin einst sehr geliebt, und um derent-
willen der Sohn ihrem Herzen so nahe stand. —

Ehestifterin.

„Komin' her Franzi, sag' mir, tvie's unsre Ungarn
treiben und was Du selber thnst! — Schau' Franzi, ich wollt'
Deine Frau Mutter könnt' Dich jetzt so sehen — Gott Hab' sie
seelig, es war ein braves Weib; denkst nit bald selber d'ran
sie zu ersetzen, 's wär' wohl an der Zeit und an Occasion
wollt' ich Dir's nit fehlen lassen."

Dem blonden, weichherzigen Magnaten wurden bei Er-
wähnung seiner Mutter die Augen feucht: „Ich habe noch
nicht daran gedacht, Majestät, indessen — — — — — "

Wenn halt ein Andres für Dich denken tvollt', wärst ihm
nit Feind," scherzte die Kaiserin, „Du tveißt Franzi wie lieb
ich Dich Hab' und ivill Dir auch etwas Besonderes gönnen.
Unser Herrgott meint's gut mit Dir, daß Du gerade heute
mir in den Weg kommst, das ist Ivic ein göttlicher Finger-
zeig. -Reich ist das Mädel wohl nit, was ich für

Dich iin Sinne Hab', aber das braticht der Esterhazy halt nit,
dagegen ist sie von stolzem, heldenhaftem Adel, von großer
Schönheit und was noch mehr sagen will, frommen Herzens
und demüthigen Sinnes; Du bist ein Glückskind Franzi, wenn
Dich das Mädel nimmt, Esterhazy hat dann. noch kein
stolzeres Juwel in seinen Fürstenreif geschlossen — die ist echt,
sag' ich Dir. — — — "

Es hätte wunderbar zngehcn müssen, wenn die Kaiserin
einen Korb bekommen hätte, denn wie die Sachen lagen, hätte
die Kaiserin den ausgetheilten Korb erhalten.

So gab es denn bald nach Frohnleichnamstag viele Neider
und viele Stauner, als Hof und Adel die Verlobung der
Comtesse Leopoldinc Starhemberg mit dem reichsten Magnaten
Ungarns, dem Fürsten Franz Esterhazy erfuhren. Es
gab nicht Wenige, die da meinten, um die Frömmigkeit
sei es doch ein gutes Ding und die Kaiserin-Königin konnte
mit Wonne das Factum bestätigen, daß die weibliche, vor-
nehme Jugend Wiens seit Kurzem einen bedeutenden Fort-
schritt in der Kirchlichkeit gemacht habe. —

Fürst Kaunitz, der Vetter der schönen Braut, lächelte
fein, wenn man ihm gratnlirte; Fürst Esterhazy war einiger-
maßen beleidigt, daß der Staatskanzler ihm nicht Glück
wünschte. „Alles zu seinen Zeiten, man aber eonsin," sagte er,
„man gratulirt Ihnen jetzt so viel, daß Sie mi ch wohl missen
können, ich werde zu meiner Zeit kommen." --

— — Die Hochzeit ab er war prnnkhaft; die Kaiserin
richtete sie ans, und es war auch der Mühe werth bei solch'
einem Paare; Fürst Esterhazy schien die Schätze ans
„Alladin's Wnnderlampe" zu besitzen und Leopoldinc war schön,
sinneverrückend schön, und zum erstenmale, da sie nun Fürstin
Esterhazy hieß, konnte man benrtheilen, wie schön ihre Augen
seien, denn zum erstenmale that sie sie weit ans, die langen
Wimpern hatten ganz der Obliegenheit vergessen, diese Augen
demüthig zu verschleiern. —

— — Es war überhaupt merkwürdig, wie Alles sich
gestaltete und formte bei diesem Ehepaar, dessen Ehe die
Kaiserin so recht im Himmel geschlossen wähnte. Franz
Esterhazy schien so viel Glück und Glücksfähigkeit nach
Innen zu verbrauchen, daß ihm nach Außen nichts mehr
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