Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
11

D i e kaiserliche Ehe stifterin.

übrig blieb, uud die schöne Fürstin hatte wahrscheinlich
frommen Sinnes erwogen, daß die echte, wahre Demuth sich
in keiner Weise besser darzustellen sucht, als die Umgebung
es thut. So hatte sie die Lebensweise des reichen Adels aus-
genommen und selbst ihre Feinde hätten ihr jetzt nicht nach-
sagen können, daß sie durch übertriebene Einfachheit oder
Demuth die Anderen in Schatten gestellt hätte.

Und es kam eine Zeit, da schien das Glück, dessen er
theilhaftig geworden, dem Franz Esterhazy fast überwuchtig
zu werden, denn er ging herum, als trüge er eine schwere
Last und die Kaiserin hatte ihm doch das Helle, lichte Glück
garantirt mit seiner schönen Starhemberg.

Und es kam der Morgen, da flüsterte man es in allen
Boudoirs, und aus den Boudoirs kam es in die Domestiken-
Zimmer und von da in die Läden der Kreisler, in die
Kaffee- und Barbierstuben, daß die Fürstin Franz Esterhazy,
die schöne Poldi Starhemberg in Nacht und Nebel auf und
davon gegangen sei mit einem galanten Fremden, mit einem
Grafen von der Schulenburg.

Wer sollte das der Kaiserin sagen? — Die Fürstin
Dietrichstein unternahm es, sie hatte ja von je ein so reges
Interesse für die schöne Starhemberg und einen so auf-
richtigen Glauben an ihre Frömmigkeit gehabt. —

Maria Theresia war ganz verzweifelt; das Ihr, in
Ihrem Wien trotz aller Kenschheitscoinmissarieu!! Sie tvollte
ein Exempel statniren, daran jedwede schuldige Ehefrau,
jeder teuflische Verführer sich spiegeln könnte, Sie ivar ge-
bietende Frau und — Sie wollte es sein.

Zn Bern im Distelzweig saß ein stolzes, glückliches Paar;

sie träumten von einer Billa am Comersee oder sonst wo,
von einem Aufenthalte in Paris. Da klopfte das uner-
bittliche Schicksal, und die Macht, der Zorn der gereizten
Kaiserin in Form eines Berner Bailli au ihre Thüre und
der Herr Graf von der Schulenburg und die Fürstin Ester-
hazy mußten statt Villegiatnr am Comersee zu nehmen oder
den Carneval in Venedig und Paris zu verbringen, nach
Wien wieder zurück. —

Es gab noch drakonische Gesetze aus dem Mittelalter
her, für Verführer und Entführer, sie wurden aber nicht mehr
geübt so um 1758, sonst hätte man die Scharfrichter wohl
compagnieweise halten müssen, lute die Soldaten. Diese
strengen Gesetzbücher aber ließ die Kaiserin-Königin auf-
schlagen, und ihr fester Wille bestimmte, daß dießmal gehan-
delt werden solle nach dem Buchstaben des Gesetzes. — —
Der Graf von der Schulenburg hatte das Leben verwirkt
und der Kopf sollte ihm vor die Füße gelegt Iverden nach
Recht und Urtel, so verlangte es die beleidigte Moral, so
verlangte es die beleidigte Kaiserin. Vergebens waren da-
gegen alle Vorstellungen, die Kaiserin blieb fest. Schon war
das Gerüst gezimmert und da es sich um einen Adeligen
handelte, mit schwarzem Tuch umkleidet, schon bereiteten Patres
den Grafen zum Tode vor, der gar nicht daran glauben
wollte und verzweifelt mit Bitten und Vorstellungen das Herz
der Monarchin bestürmen ließ, welches sich gegen ihn wie

mit einem diamantenen Brustharnisch gepanzert zeigte-

da ließ Fürst Franz Esterhazy sich in Schönbrnnn melden.

Die Kaiserin empfing ihn in ihrem Arbeitszimmer; sie
war tvieder früh nach Schönbrunn herausgezogen zum Eut-
setzeu des Hofes, in diesem kalten April auf das Sommer-
schloß ! aber die Kaiserin wollte es so, sie war aufgeregt und
heiß und diese fatale Geschichte trieb ihr Blut noch mehr in
Wallung. So saß sie denn da, den Schreibtisch an's offene
Fenster gerückt, emsig schreibend und arbeitend, während
draußen ein kalter Schneewind durch die laubloseu Bäume
strich und vereinzelte Schneeflocken der arbeitenden Kaiserin
auf's Papier fielen.

„Fürst Franz Esterhazy!"

„Der Franzi?" sprach die Kaiserin tief aufathmend und
winkte der Vorleserin, tvelche sich soeben mit Mühe durch
ein lateinisches Aktenstück hindurch gearbeitet hatte, sich zu
entfernen.

„Soll eintreten!" sprach sic kurz.

„Dann, wie sie in Momenten der heftigen Erregung zu
thnn pflegte, schob, rückte sic au der großen Haube, ivelche
ihren Kopf bedeckte, bis diese ganz schief saß. „Soll eintreten !"

„Armer, armer Franz!" rief sie dem Eintretenden zu
und streckte ihm beide Hände entgegen, „ich hab's gut machen
wollen und es ist schlecht ausgefallen; dieser Schulcnbnrg
muß aber ein wahrer Teufel und in Besitz von irgend
einem Liebesarcanum sein, tvie hätte er sonst Deine sittsame,
fromme Frau so verführen können. Aber sei ruhig, Du
kommst zu Deinen Recht, Ich bin beleidigt in Dir, Du wirst
gerächt; Ich bin unerbittlich, die volle Schwere des Gesetzes
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die kaiserliche Ehestifterin"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Watter, Joseph
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Flucht <Motiv>
Liebhaber <Motiv>
Ehebrecherin <Motiv>
Kutscher
Kutsche <Motiv>
Fürstin
Ehebruch
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 49.1868, Nr. 1200, S. 11
 
Annotationen