Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Fliegende Blätter — 6.1847 (Nr. 121-144)

DOI issue:
Nr. 127
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2128#0056
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
32

Sultan.

„3a, das Hab' ich ihn auch gefragt," versetzte der Diener,
„aber daS mußt' er nicht zu sagen."

„So!" ries der Herzog. „Ei, das ist mir schon der rechte
Thürhüter, dem weiß ich guten Dank. Erst fällt ihm aus,
daß fich Einer mehr als billig im Burghof verhält, und nach-
her kundschaftet er nicht auS, wer und warum?"

„Gnädigster Herr Herzog," sagte Anselm, „wenn Ihr mir
gestattet, meine Meinung zu sagen, so war' mir wohl waS in
den Sinn gekommen, das ich berichten möcht'."

„So sprich!" entgegnete Albenus.

„Seht, hoher Hen," entgegnete Anselm, „es geht starke
Rede in der Stadt von einem Henen, der den Jungfrauen zu
München gewaltig nachsetzt, ich wette meinen Kopf, der war'S."

„Wie heißt er und wer ist er?" fragte der Herzog.

„Ja das weiß ich nicht," entgegnete Anselm.

„Dann wissen wir so viel, als zuerst," sprach Albertus.
„Wie beschrieb ihn denn der Thürhüter?"

„Hoher Hen," sagte der Diener, „er hat gar wenig zu
melden gehabt. Gnade wie alle anderen Leute sei er gewesen,
etwa» ein rothes Mäntelein Hab' n umgehabt, meinte er —
und das weiß er nicht, ob'S hell odn dunkel gewesen."

„Ein rothes Mäntelein?!" fiel Anselm ein. „Hen Herzog,
dann war er es gewiß; denn so soll's der ttagen, dn den
Jungfrauen so nachgesetzt — richtig der ist's — jetzt haben
wir ihn schon munden."

„Wen?" fragte Albenus.

„Ei nun, hoher Hen, den rechten Mann — man hat ein
Merkzeichen. Den Nächsten im rochen Mäntelein ergreift
man —"

„Wenn er's noch einmal umnimmt hier zu München," sagte
Albertus; „ich glaub' aber nicht. Kann Einer was entdecken,
geht der Frevler nicht leer aus; wo nicht und bleibt's verbor-
gen, weiß ich keine Hülfe. Wie'S aber komme, verdienst du
einen Dank, Anselm, weil dein Pflegsohn fich so tapfer
gehalten hat." Dabei griff er in die Tasche am Wamms.
„Und weil sich die Afra so treu bewährt, so viel Schrecken
erlebt und fich für ihre Tugend recht gestritten hat, darf ihr
auch der Preis nicht fehlen." Er zog sein Geldkätzlein und
gab dem Anselm ein Goldstück, der Afra aber drei.

Kann sich Einer wohl denken, welch' Freude da über Beide
kam und wie sie dankten. Die Afra durfte dem Herzog die
Hand küssen, der Anselm aber nicht, und da er in seiner Freude
noch einmal ansangen wollte, seine Meinung zu sagen, sprach
der Herzog: „Spar' deine Worte, du weißt doch nichts." Dann
ging er seiner Wege zur Gemahlin zurück, die viel Angst er-
litten, so lang der Löwe fich so arg geberdet hatte.

War demnach gar nicht zu neiden gewesen und jetzt nicht
wenig froh, da Albertus unverletzt daher kam — der Löwe
ruhig und zahm hinter ihm her — und ihr genau erzählte,
wie und was sich da Alles zugettagen.

(Fortsetzung folgt.)

Vorschlag für deutsche Finanzmänner.

Wenn ich Finanzminister wäre, so würde ich folgendes neues Finanzmanöuvre in Vorschlag bringen. Jeder Deutsche, sobald
er das achtzehnte Jahr erreicht hat, soll gehalten sein eine allgemeine deutsche Nationalkokarde zu lösen, welche nach Ermessen
mit ein oder zwei Thalern zu besteuern wäre. Eine derartige Kokarde würde eben so sehr das Nationalgesühl erhöhen, als
auch dem Staate eine großartige Revenue bilden, namentlich aber in der Art, wenn man fie jedes Jahr, wie die Zeichen, so
man den tteuen vierbeinigen Hausthieren anzuhängen pflegt, erneuern und resp. neu versteuern lassen würde.
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Vorschlag für deutsche Finanzmänner"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Verkauf <Motiv>
Karikatur
Kokarde
Satirische Zeitschrift
Deutsche <Motiv>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 127, S. 52
 
Annotationen