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Fliegende Blätter — 6.1847 (Nr. 121-144)

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140

Der Fr

stimme hielt eS — jedoch auch nur vermachend — für
„Magnuffens Jungen."

DaS Schreckliche schien jetzt seinen höchsten Grad erreicht
zu haben — die vorngelagerte Zugend hatte fich dicht zu-
sammengedrängt, und schaute mit unheimlichem Grausen auf
das teuflische Treiben hin, was fich vielleicht zum ersten Mal
vor ihren Blicken erschloß.

„Sechse!" brüllte Caspar, und jetzt flog auf einmal ein
ganzer Klumpen flammenden Werges schnurgerade auf ihn zu,
so daß er, ohne dadurch im Mindesten aus der Rolle zu fal-
len, aufsprang, gotteslästerlich und recht für den Platz passend
an zu fluchen fing, und in die Couliffe hinein drohte. Der-
selbe dunkle, schon früher erwähnte Gegenstand kam dabei
zurück, wieder brannten mehrere Schwärmer ab, im Hinter-
grund, doch unfichtbar. ahmten verschiedene hohe und tiefe
Stimmen eine Anzahl von Haus - und wilden Thieren nach,
und KaSpar stöhnte:

„Wehe das wilde Heer!"

Diese Ankündigung und der Lärm war jedoch Alles, was
man von der Eristenz desselben erfuhr, denn nach dem Ver-
platzen der Schwärmer hatte sich eine solche ägyptische Fin-
sterniß auf der Bühne gelagert, daß man von den kleinen
Pappfiguren, die in diesem Augenblick aller Wahrscheinlichkeit
nach über die Scene gezogen wurden, auch nicht die Spur
erkennen konnte.

„Sieben!" rief Kaspar — in der Dunkelheit umhertap-
pend — und jetzt kam der Schlußeffekt des Ganzen. Der
unbekannte Feuerwerker, der auf diesen Moment sicherlich schon
sehnsüchtig gewartet hatte, schüttete plötzlich in boshafter
Schadenfreude einen förmlichen Sprühregen lodernder Werg-
kugeln über den unglücklichen Jägerburschen aus — Mar fiel
auf die Pflastersteine — Agathe hob das heruntergefallene
Licht wieder auf, und steckte es hinter die Eule, Samiel trat
mit einem großen Schritt auf die Witte der Bühne, und
entzündete hier mit gewandter Hand den Drehschwärmer, der
sein Feuer rücksichtslos umhersprühte, die unbekannten Thier-
stimmen mit Peitschenknallseinsollendem in die Hände schlagen
wurden wieder hörbar und unter dem donnernden Jubelruf
der Menge fiel der Vorhang.

Auf der Bühne schienen aber trotzdem die Spielenden ihre
Rollen noch nicht beendet zu haben, denn kaum war mit dem
Fallen der bunten Leinwand dem Publicum der Anblick sämmt-
licher Schrecknisse entgangen, als auf der rechten Seile vie
Wald-Vorhänge zurückgeriffen wurden, und mit Blitzesschnelle
daS kleine dürre Männchen hervorglitt, das Wehrig früher
schon als Feuerwerker ausgefallen war. Seine Eile erschien
übrigens vollkommen gerechtfertigt, denn dicht hinter ihm, und
als er eben mit unbeschreiblicher Gewandtheit zwischen den
Füßen der noch immer der Bühne Zugedrängten, verschwun-
den war, fuhr ein fürchterlich bemaltes roth erhitztes Gesicht,
zum Entsetzen einiger ftiedlichen dort postinen Dienstmädchen,
auS der Walddecoration hervor, und die funkelnden, rache-
sprühenden Augen sprachen ganze Bände. Kaspar durfte sich
aber jetzt unmöglich schon unter dem Publicum wieder zeigen.

eischütz.

eS hätte die schöne Illusion zu sehr zerstört — einen bittern
Fluch also nur dem nachschickend, der ihn überdieß, schon von
dem Höllenfürst bedrängt — so schwer geärgert hatte, zog er den
Kopf wieder zurück und das „Blättermeer" schloß sich über ihm.

So schnell die Erscheinung jedoch auch wieder verschwunden
sein mochte, so war sie doch nicht unbeachtet vorübergegangen,
und von Mund zu Mund lief der Ruf —

„Du — hast ’en gesehn? das war der Kaspar!"

„Herrliches Jagdwetter heute!" wer kennt nicht den An-
fang deS letzten Aktes — die Jäger traten auf. Waren aber
die Spielenden schon im ersten Akt über das konfus gewesen,
was ein Jeder zu sagen hatte, so nahm dies jetzt wirklich auf
eine an das Wunderbare gränzende Weise überhand, und Keiner
wußte mehr, mit welchem von ihnen der Souffleur sprach.

So hatte, zum Beispiel, in der Scene zwischen Mar und
Kaspar, jener diesen um seine letzte Freikugel gebeten, Agathe
soufflirte aber nun schon zum fünften Mal, und zwar mit
immer lauterer Stimme: „Schuft!" auS der ersten Couliffe
heraus, und Mar that noch immer nicht, als ob ihn die Rede
überhaupt etwas anginge, so daß dadurch Kaspar verleitet
wurde, den Kameraden so gröblich zu beleidigen und dieser
nun zornig abging.

„Chor fingen — Chor fingen!" schallte es jetzt wieder
und zwar ziemlich dringend, aus dem Publicum heraus —
„Chor fingen!" erschallte eS von allen Seiten wieder, „Jung-
fernkranz fingen — Jägervergnügen fingen! — auf dem Zet-
tel steht Chor — Chor!" rief und schrie es durcheinander.

„Bin doch neugierig," sagte Osfeld, „wie sie da drinnen
den Chor zu Stande bringen werden — können, wir wollen
einmal zusehen, vielleicht können wir helfen!"

„Mir recht," lachte Wehrig, es ist überdieß nicht gut, daß
der Baß sonst gewöhnlich beim Jungfernkranz fehlt."
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"Der Freischütz"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

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Restaurierung

Sammlung Eingang

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Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Tanz <Motiv>
Ledige Frau <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Fliegende Blätter, 6.1847, Nr. 138, S. 140
 
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